Raphael
Louisa war ein Häufchen Elend. Besser konnte man ihren Zustand nicht beschreiben. Selbst bei den Bedeutungslosesten Gesten stiegen ihr Tränen in ihre wunderschönen Augen. Hätte ich gekonnt, ich hätte jede einzelne aufgefangen.
Vermutlich war es diese sogenannte 'Liebe' von der man immer wieder sprach. Von der man sich wünschte sie zu finden.
Was aber passierte wenn man sie verlor, konnte man gut an der kleinen Frau sehen die mittlerweile in meinem Badezimmer verschwunden war."Dicker, sie ist gerade duschen. Ich versuch mal ob sie etwas isst. Sie sieht echt nicht gut aus man." murmelte ich ins Telefon.
John hatte mich schon vier Mal versucht anzurufen, trotzdem hatte ich zuerst dafür gesorgt das Louisa ankommen konnte.
"Okay... Wir stehen im Stau. Kann also was länger dauern." seufzte John frustriert.
"Ja man, stresst euch nicht. Ich seh' zu das sie nachher vielleicht etwas schläft. Oder redet... Oder sonst was. Mal sehen das sie runter kommt. Sie ist total am Sand. Seht einfach zu das ihr ohne große Probleme hier ankommt." seufzte ich und überlegte ob ich ihre Tasche ausräumen sollte. Ich ließ es jedoch bleiben. So nahe standen wir uns nun doch nicht, so das ich einen so großen Eingriff in ihre Privatsphäre wagen wollte."Ehm Raphael?" machte Loui auf sich aufmerksam. Die Wangen tief rot, die Unterlippe zwischen den Zähnen, die Haare noch nass und sie selbst in ein großes Handtuch gewickelt, musste ich zum ersten Mal feststellen das sie eine unfassbare Schönheit war.
Wie unangebracht!"Ja... Eh... Was?" fragte ich und räusperte mich. Meine Stimme hatte fremd, etwas belegt, geklungen.
"Ich... Brauch meine Tasche..." murmelte Sie und sah hinter mich.
"Ah... Ja... Logisch. Ich geh mal eben nach Oben damit du dich in Ruhe umziehen kannst." murmelte ich und eilte die Treppe hoch.Einen Moment lang stand ich verpeilt vor meinem Bett und dachte zwanghaft darüber nach, was ich nun tun sollte. Ich hatte hier in meiner Wohnung nie eine Frau zu Gast die nicht meine Schwester oder meine Mutter war. Ich war etwas überfragt. Wie beschäftigte man eine Frau die man nicht potentiell flachlegen wollte und bei der man auch noch aufpassen musste was man sagte, damit sie nicht wieder in Tränen ausbrach?
Ich wollte das sie sich nicht bedrängt fühlte denn so wie ich John kannte würde er ihr, sobald er hier zur Tür rein schneit, tausend Fragen stellen. Blieb nur zu hoffen das John ihr nicht auch noch Vorwürfe machen würde.
"Raphael? Du kannst gerne wieder runter kommen! Ich bin fertig!" rief Louisa und so kam ich mit vorsichtigem Blick zurück nach unten.
"Wie geht's dir?" fragte ich und deutete ihr, sich mit mir an den Tisch zu setzen.
Louisa sah mich einen Moment lang an, zuckte dann mit den Schultern.
"Ich fühle mich leer. Total komisch." seufzte sie und folgte mir zum Tisch."Raphael ich möchte mich bei dir bedanken. Es ist nicht selbstverständlich das du mich Nachts vom Flughafen abholst und mich bei dir aufnimmst!" sagte sie ernst und legte die Stirn in Falten.
"Bledsinn! Du bist Johns Schwester, also gehörst du zur Familie." versicherte ich ernst.
Loui schmunzelte etwas, nicht viel, gerade so das ich es erkennen konnte.
"Ich mag deinen Wiener Akzent. Lernst du mir bei Zeit ein paar Österreichische Schimpfwörter?" fragte sie. Offensichtlich wollte sie sich ablenken, also stieg ich drauf ein.
"Klar! Fang mal an mit Fuitrottl und wappler. Dann bist du schon gut abgedeckt." zwinkerte ich.
"Fuitrottl und boah das zweite...wabler." schmunzelte sie wieder.
"Nein nicht wabler sondern wappler." lachte ich.
"Oke lassen wir das. Das wird nix." hob sie die Hände.
"Was willst du essen Lou? Ich bestelle etwas." schlug ich grinsend vor und griff nach meinem Telefon.
Einen Moment lang sah sie mich einfach nur an, so als suche sie etwas in meinen Augen. Dann seufzte sie.
"Nichts Großes. Mir ist noch immer schlecht von Nonnas Zepolle. Sie weiß das ich das Zeug liebe, aber sie übertreibt immer." lächelte sie. Die Traurigkeit in ihren Augen verschwand dabei aber nicht.
"Zepolle ist das Beste! Meine Mama macht das immer an Weihnachten." erzählte ich aus dem Nähkästchen.
Loui lächelte während ich ihr mein Handy gab. Sie suchte sich etwas aus, zuckte jedoch zusammen als es zu klingeln begann.
"Es ist John, darf ich dran gehen?" fragte sie.
Ich nickte, sie war seine Schwester, weshalb sollte ich also ein Problem damit haben?
"Hi großer Bruder." murmelte Sie und lächelte mich dabei kurz an.
"Es ist alles in Ordnung John." versicherte sie, doch selbst frisch geduscht und etwas fitter als noch am Flughafen, sah man ihr an das sie im Moment durch die Hölle ging."John bitte. Raphael ist super nett, wir wollen gerade essen bestellen. Sei kein Fuitrottl." schmunzelte sie und funkelte mich begeistert an.
Ich konnte nicht anders als zu lachen.
"Marten? Kannst du John runter holen? Wenn der hier so ausflippt dann geh ich bevor ihr hier auftaucht!" stieß sie frustriert aus.
Ich nahm ihr diese Illusion jedoch und schüttelte den Kopf. Ich würde sie bestimmt nicht einfach wieder gehen lassen! Nicht in diesem Zustand und vor allem nicht wenn John mir nicht das OK gab."Ich gebe euch an Raphael weiter, ihr seit mir zu anstrengend!" seufzte sie und streckte mir das Handy entgegen.
Loui schien nun wieder angeschlagener zu sein, als zuvor.
Offensichtlich brauchte sie einfach mal ein wenig Ruhe. Ich wusste dass das etwas war, das John mal so gar nicht drauf hatte."Dicker ich mach dir 'nen Vorschlag. Gib Louisa bis morgen früh Zeit. Sie braucht etwas Ruhe. Ihr seit ja in der Wohnung nebenan. Geht pennen wenn ihr ankommt, Louisa schläft bei mir und morgen früh kommt ihr rüber. Sie braucht dringend Ruhe! Du bist so aufgedreht das du sie damit richtig stresst." versuchte ich ruhig vorzuschlagen.
Kurz war es leise am anderen Ende der Leitung.
"Er hat recht John." murmelte Marten.
"Ja okay, aber sieh zu das sie nicht wieder abhaut." seufzte John frustriert.
"Louisa hat mir versprochen das sie nicht abhaut!" sagte ich und sah sie an.
Einen Moment schien sie verwirrt, dann nickte sie.
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Wir, in schlechten Zeiten
FanfictionLouisa verliert die Liebe ihres Lebens. Mit ihm, geht auch ihr Lebensmut verloren. Wird sie jeh wieder zurück in ihr Leben finden?