Guten Morgen

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Ich war noch tief in meinen Träumen versunken, als plötzlich irgendwas raschelte. Ich wollte meine Bettdecke höher ziehen und weiter schlafen, bemerkte aber gleichzeitig zwei Sachen: die vermeintliche Bettdecke war ein Schlafsack und ich lag nicht in meinem gemütlichen, aber knarzenden Bett, sonder auf einer Isomatte.

Da mich das Rütteln am Zelt einfach nicht weiterschlafen ließ, setze ich mich aufrecht hin und die gesamten Erinnerungen an gestern kamen zurück. Zusammen mit der Erkenntnis, wer da an meinem Zelt wackelte.

„Was willst du Dean? Ich hab geschlafen."
„Das war nicht zu überhören."
„Unterstellst du mir etwa, ich würde schnarchen?"erwiderte ich leicht gereizt.
Ich war echt kein Morgen Mensch, vor allem nichts wenn ich wirklich ausschlafen konnte.
„Ich unterstelle nichts, ich stelle fest,"kam die klare Antwort von draußen.

Ich grummelte etwas in mich hinein, zog den Reißverschluss und kletterte aus dem Zelt.

Dean, der bereits Rührei auf einem neu aufgeschichteten Lagerfeuer briet, schaute zu mir hoch. Da viel mir auf einmal ein, dass ich nur ein etwas längeres T-Shirt und halt meine Unterhose trug.
Meine erste Intuition war es peinlich berührt wegzuschauen und mich zu verkriechen, dann richtete ich mich aber doch lieber an Dean und fragte: „Na, gefällt dir was du siehst?"

Allein die kurze Zeit, in der er mich mit offenem Mund anstarrte reichte aus um mir den Tag zu versüßen. Dean war sprachlos.
Er fing sich allerdings trotzdem schnell wieder und meinte: „Wer weiß." Schließlich lenkte er allerdings mit der Aussage, dass das Essen fertig sei, vom Thema ab.
Nachdem ich mir im Zelt, mehr oder weniger schnell eine Hose an, sowie einen Bh drunter gezogen hatte kroch ich wieder aus dem viel zu kleinen Zelt. Das war wirklich nicht dazu gedacht, sich darin umzuziehen.

Ich setzte mich, gegenüber von Dean, auf den Boden und nachdem er mir einen Teller gegeben hatte, schaufelte ich mir Rührei aus der wackeligen Lagerfeuer-Pfannen-Konstruktion darauf.
„Schmeiß das ja nicht um!"
Genervt erwiderte ich: „Das kriege ich wohl gerade noch so hin," und verdrehte die Augen.

Doch als ich das Rührei probierte musste ich staunen. Wie bekommt man bitte so ein leckeres Frühstück auf dem Lagerfeuer beim Campen hin? 
Sagen tat ich aber nur: „Schmeckt gut."
Dean erwiderte nichts, doch ich bemerkte ein Zucken seiner Mundwinkel.

Nach dem Frühstück packten wir beide schweigend unsere Zelte und anderen Sachen zusammen. Wir hatten uns darauf geeinigt erst einmal weiter zu gehen und ein bis zwei Nächte am einem Ort zu bleiben, um dann an der Klippe, die wir auf der Karte gefunden hatten einen längeren halt zu machen.
Die Einigung hatten wir erstaunlicherweise relativ schnell gefunden. Anscheinend mochte Dean das Meer genauso sehr wie ich, was wohl schon die erste Gemeinsamkeit wäre, von der Mum und Susan geredet hatten.
Ok Stop, ich sollte aufhören über Gemeinsamkeiten zwischen mit und Dean nachzudenken. Ich kann den Typen nicht ausstehen und damit Basta.

„Bist du endlich fertig, oder müssen wir im Dunkeln durch den Wald? Nicht dass es mir was ausmachen würde, aber vielleicht hast du ja Angst im Dunkeln."

„Reg dich ab, ich bin gleich fertig."
Zu sagen, dass mir im Dunkeln durch den Wald zu laufen nicht ganz geheuer war, unterließ ich. Das brauchte er ja nicht zu wissen.

Ich beeilte mich damit, die letzten Zeltstangen in die viel zu kleine Tasche zu quetschen und band schließlich den ganzen Zeltsack an meiner, sowieso schon zu schweren Tasche, fest. Nun war ich fertig.
Ich marschierte ans andere Ende der Lichtung und drehte mich zu Dean um. In dem Moment guckte er von der Karte hoch und unsere Blicke trafen sich.

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, brach er den Blickkontakt an und meinte: „Falsche Richtung."
Ich nahm ihm die Karte aus der Hand und murmelte: „Gib mal her. Ich hab sie mir doch vorhin schon angeschaut."

Ich studierte die Karte erneut und musste leider feststellen, dass ich mich heute Morgen wohl geirrt haben musste. Frustriert lief ich in die Richtung, in die Dean vorhin natürlich auch gedeutet hatte.
„Wie wäre es mit einem danke?", fragte er, bester Laune, während er zu mir aufschloss.
„Ein danke? Wofür das denn bitte?" „Na, ohne mich hättest du dich im dunklen, dunklen Wald verirrt."
Mehr Reaktion, als ein Augenrollen bekam er von mir nicht.

Wir waren eine ganze Zeit schweigend unterwegs und langsam wurde es tatsächlich dunkler und ich war froh nicht alleine zu sein. Auch wenn ich mir bessere Gesellschaft gewünscht hätte. Zum Beispiel Ivy, aber sogar mit Joel hätte der Ausflug wahrscheinlich mehr Spaß gemacht, als mit ihm.

Und während ich so an Joel dachte, fiel mir plötzlich etwas ein. Ich erinnerte mich daran zurück, dass sie während unserer Gespräche über die kommenden Ferien immer wieder komische Andeutungen gemacht hatte und mir fiel es wie Schuppen von den Augen.

Camping- with the guy I don't likeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt