Ein Alpha und sein Omega (Whiskerton #1)

2 ~ Nino

Nino blinzelte sich den Schlaf aus den Augen, ohne auch nur einen anderen Muskel zu bewegen. Das bisschen Mondlicht, das sich den Weg durch die morschenden Dachschindeln über ihm bahnte, empfand er schon fast als blendend. Er wollte den Moment des Aufstehens noch ein kleines bisschen hinauszögern, obwohl er wusste, dass das nicht erlaubt war. Er war nicht sein Leben lang darauf trainiert worden, um genau sechs Uhr morgens aufzuwachen, um dann liegen zu bleiben. Also wälzte er sich von seiner Schlafstatt, und kniete sich daneben gebückt hin. Das ging sich mit der niedrigen Decke gerade so aus. 

Vor ihm lag seine zerschlissene, alte Decke auf einem Haufen Stroh, und in einem kleinen Anflug von Wehmut fuhr Nino mit seinen Fingern die abstrakten Muster darauf nach, so gut er sie erkennen konnte. Angeblich hatte er sie von seiner Tante bekommen, bevor diese verstorben war - zumindest hatte er das als ganz kleines Kind mal gehört. Erinnern konnte er sich zwar nicht an sie, und sie roch nach all den Jahren auch nur nach ihm und dem Stroh, auf dem sie lag, aber die Decke war das einzige, was es schaffte, ihm ein gutes Gefühl zu geben. 

Vermutlich wusste niemand mehr, dass er sie besaß. Doch um sicher zu gehen, faltete er die Decke ordentlich zusammen, und verbarg sie unter den Halmen. Einfach, falls doch mal jemand außer ihm den Kopf durch die Luke neben seinem "Bett" stecken sollte, durch die er sich nun herunter ließ. Im Dunkeln tastete Nino sich an den Gartengeräten vorbei zur Tür des kleinen Schupfens und schlüpfte hinaus in die kalte Nachtluft. Jetzt, Anfang  September, dauerte es noch etwa eine halbe Stunde bis die Sonne aufgehen würde. 

Aber die Dunkelheit änderte nichts an seinen Pflichten. Und die waren besser bereits erfüllt, wenn der Rest seiner Familie aufstand. Also beeilte er sich die Wiese zur Rückseite des Hauses zu überqueren, die Küchentür auf- und hinter sich wieder zuzusperren, bevor er mit dem Anrichten des Frühstückes begann.