19 ~ Romero

69 6 0
                                    

Tick  Tick  Tick  Tick  Tick

War ihre Küchenuhr immer schon so laut gewesen?

Tick  Tick  Tick  Tick  Tick

Romero versuchte sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, als das kontinuierliche Ticken dieser grässlichen Uhr. Auf sein Himbeerjoghurt zum Beispiel. Es ging nicht. Erst als Andrino schließlich aufkreuzte, und andere Geräusche mit sich brachte, wurde das Ticken in seinen Ohren endlich leiser.
Sein Bruder schien heute auch nicht mehr so entspannt zu sein, wie in den Tagen zuvor noch. Wortlos ging er in dem langgezogenen Raum, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, auf und ab. Als er bei einer dieser Runden den halbleeren Yoghurtbecher entdeckte, der vor Romero auf dem Tisch stand, machte er sich selbst auf den Weg zum Kühlschrank; wahrscheinlich um sich ein eigenes zu holen. Rosie behauptete immer, dass Joghurt sich gut eignen würde, um einen nervösen Magen zu beruhigen. Ihm hatte es bisher nichts gebracht, aber wenn es seinen Bruder davon abhalten würde, sich während der Zeremonie nacher auf ihm auszukotzen - im wahrsten Sinne des Wortes - dann konnte er diese Entscheidung nur unterstützen. Wortlos natürlich.

Den Kopf immer noch im Kühlschrank verborgen, murmelte Andrino unverständlich vor sich hin. Führte er jetzt schon Selbstgespräche? Oder ging das an ihn? Romero zögerte kurz, bevor er testsweise ein fragendes "Hm?" in den Raum stellte.
Dino richtete sich wieder auf, Becher in der Hand, und knurrte ein diesmal recht gut verständliches "Vergiss es." zurück.
Nun gut, dann halt nicht. Ihm fehlten die Nerven, um auf eine andere Antwort zu beharren, oder einen Streit vom Zaun zu brechen. Auch noch, als sich der Geruch des frisch geöffneten Mangojoghurts begann in der Küche auszubreiten. Er würde ja einen tiefen Atemzug nehmen, in einem Versuch ruhiger zu werden, aber Mango ... Romero könnte nicht sagen wieso, aber seit seiner Wandlung zum Alpha konnte er diesen Geruch nicht mehr leiden. Seither rochen für ihn sogar die Schulklos besser, und das wollte was heißen. Nachdenklich hielt er sich den eigenen Löffel unter die Nase - fiel besser. Wollte Dino ihn absichtlich ärgern? Oder einfach nur ablenken? Wobei... wusste er überhaupt von seiner Abneigung gegen diese Frucht? Es war sehr gut möglich, dass er ihm nie davon erzählt hatte. Dann war das ganze nur ein dummer Zufall, der noch zusätzlich an seinen ohnehin schon dünnen Nerven sägte.

"Ob du eigentlich auf wen bestimmten hoffst...", traf da ein leiser Satz an sein Ohr. "Hm?", formten Romero's Stimmbänder erneut, während sein Gehirn noch registrierte, was er da soeben gehört hatte. Wie zuvor kam postwendend ein 'Vergiss es!' zurück. Aber dieses Mal hatte er die Frage verstanden.
Auf wen bestimmten hoffen - konnte es sein?
"Meinst du, ob es jemanden gibt, den ich mir als Gefährten wünschen würde?", versuchte er eine Bestätigung seiner Interpretation des Satzes zu bekommen. In der Stille, die folgte, fühlte Romero sich nicht ignoriert, sondern bestärkt. Erinnerungen an ihre Kindheit versuchten seine Mundwinkel ein Stück nach oben zu ziehen. Aggressives Anschweigen war immer schon Dino's Variante von Zustimmung gewesen, wenn ihm ein Thema unangenehm war.

"Nun ja - ", setzte er zu einer Antwort an, und kratzte nachdenklich die letzten Reste aus dem Becher, " eigentlich nicht. Um ehrlich zu sein, würde ich am liebsten noch eine Weile allein bleiben. Aber selbst wenn ... Ich kenne bisher niemanden, bei dem ich mir das vorstellen könnte. Also wenn überhaupt, dann eher jemand Fremdes? Bloß niemanden, den ich bereits besser kenne."
Andrino's folgendes Schnauben kam einem kurzen Auflachen gefährlich nahe. "Was? Und ich dachte schon, du und Rem werdet glücklich bis ans Ende eurer Tage und so weiter. So kann man sich irren.", stichelte er ihn an.
"Oh nein, ganz sicher nicht!", gab Romero zurück, "Du weißt, ich liebe den Spinner, aber niemals! Du kannst ihn gerne haben."
Damit hatte er seinen Bruder kalt erwischt: "Meine Güte, bloß nicht. Wir würden uns noch am ersten Tag gegenseitig umbringen."
Einen Moment sahen sie sich in die Augen, dann brach aus beiden ein bereits etwas offeneres Lachen heraus.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 04 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Ein Alpha und sein Omega         (Whiskerton #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt