13 ~ Romero

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Romero saß auf der Hollywoodschaukel ihrer Veranda, und stieß sich leicht mit einem Fuß am Boden an. Wenn jemand anderes das tat, und die Töne der rostigen alten Aufhängungen durch das geöffnete Fenster seines Zimmers an sein Ohr drang, fand er das Geräusch schrecklich. Nervtötend. Zum Aus-der-Haut-fahren.
Saß er jedoch selbst in den alten Polstern, und wiegte sich hin und her, hatte das gleichtönige Quietschen und Knarzen über ihm eine unglaublich beruhigende Wirkung. Irgendwie meditativ, perfekt um nach einem anstrengenden Tag langsam wieder herunter zu kommen und neue Kraft zu tanken.
Und der heutige Tag hatte es bereits ordentlich in sich gehabt, dabei war er bisher höchstens zu zwei Dritteln rum.

Es war Donnerstag, schon wieder - wo war die letzte Woche nur geblieben? 
Er hatte heute wieder versucht mit dem Omega Nino zu sprechen. Ein totaler Reinfall. Wahrscheinlich. Ganz sicher war er sich nicht, aber vermutlich schon. Da dachte er lieber noch an die andere Blamage des Tages, die hielt sich immerhin in Grenzen. 

Herr Windur war ein gemeines Aas gewesen, und hatte, während sie sich selbstständig mit Themen der aktuellen Politik auseinandersetzen mussten, mit jeder einzelnen Gruppe den Fortschritt ihrer Arbeiten besprochen, Für beide Fächer! Und dann gab es neben den peinlich berührten und vorgeführten Faulenzern, und den normalen Schülern mit ersten Ansätzen doch tatsächlich Streber, die schon an beiden Projekten gearbeitet hatten!
Zumindest hatte  der Windhund - wie Rem den Mann gerne nannte - den Anstand gehabt, mit ihnen beiden erst als letztes zu sprechen. Als die Einheit schon vorbei war, und die restlichen Schüler sich alle auf den Weg machten, sodass die anderen aus dem Rudel nicht mitbekommen hatten, wie er sie zur Schnecke machte. Denn natürlich hatten weder er noch Rem auch nur einen Strich gemacht, oder überhaupt erst mal einen Gedanken zu dem Thema verschwendet. Es waren nun einmal andere, wichtigere Angelegenheiten zu erledigen gewesen. Was den Lehrer natürlich nicht im geringsten interessierte. Vor Zeugen wäre im diese Auseinandersetzung um einiges peinlicher gewesen. Manchmal brachte es schon Vorteile, wenn gewissen Personen zumindest bewusst war, dass seine Familie beachtlichen Einfluss in dieser Stadt hatte. Auch wenn nur die wenigsten wussten, woher das kam.
Allerdings beschlich ihn das Gefühl, dass sie nächste Woche etwas vorweisen sollten, wenn sie es sich nicht komplett mit dem Lehrer verscherzen wollten. Rem wollte deswegen auch noch einmal vorbei kommen, bevor er mit Andrino und ihrem Onkel am Abend zu dem nationalen Rudeltreffen fuhr.   

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Wenig später, als Rem endlich da war, saßen sie sich mit Blöcken und Stiften bewaffnet auf den Treppen, die hinunter zum Garten führten, gegenüber. Sein Freund konnte die Hollywoodschaukel kein bisschen leiden, und darauf nahm er auch gern Rücksicht. Er hatte genug Zeit darin gehabt, nun stand die gemeinsame Arbeit im Fokus.
Mithilfe des Internets hatten sie auch bald brauchbare Konzepte erstellt, und unpassende Ideen verworfen. Sie würden zwar noch Nachweise aus der Bibliothek suchen müssen, aber zumindest gab es jetzt eine einigermaßen solide Grundlage. Da bis zur Abfahrt immer noch zwei Stunden Zeit übrig blieben, hielten sie nun einfach die Gesichter in die Sonne und beschlossen es fürs erste dabei zu belassen.

Rem konnte allerdings selten für eine längere Zeit tatenlos bleiben, und begann schon bald darauf, eine leere Seite seines Blockes mit kleinen Kreuzen zu bemalen.
"Ein Kreuz für jeden Tag, den ich noch auf deinen Geburtstag warten muss. Also, naja, euren. Aber sein Ergebnis ist mir ja egal."
"Nein, ist es nicht.", brummte Romero zurück. Auch wenn sein zweiter Beta es selten zugab, löste das enge Blutsband zwischen Andrino und ihm manchmal einen Minderwertigkeitskomplex in ihm aus. Das hatte schon zu der ein oder anderen unangenehmen Situation zwischen ihnen dreien geführt. Besonders, da Andrino mit seiner rasenden Eifersucht gegen sie beide die Situation bloß verschärfte.

"Na gut, vielleicht nicht ganz egal. Aber du bist mir jedenfalls wichtiger!", erwiderte der andere mit ungewohnt ernstem Gesichtsausdruck. Erst als er sich wieder dem Blatt zuwandte, um das nächste Kreuz zu malen, schlich sich ein neckendes Grinsen zurück in sein Gesicht: "Und du lässt dich auch besser aufziehen als dieser Spielverderber. Einmal hab ich versucht ihn zu fragen, welche Art von Person er sich den als Gefährten wünschen würde. Komplett hypothetisch, ohne Namen zu nennen oder so. Das war noch zweieinhalb Gespräche davon entfernt ihn zu ärgern! Aber er ist trotzdem total ausgerastet. Weißt du noch mein Veilchen im letzten Winter? Das war deswegen. Hab ich dir damals gar nicht erzählt, weiß ich jetzt auch nich mehr wieso eigentlich.", nachdenklich begann er am hinteren Ende seines Stiftes zu kauen, "Meinst du, ich darf diesmal dabei sein? So als zweiter Beta, wichtigste Person im neuen Rudel nach den beiden Herrschaften, deinem absolut besten Freund und so? Oder macht ihr wieder ein abgeschottetes Familiending draus? Ghealach bewahre, jemand fremdes sieht euch altern."

Ein Alpha und sein Omega         (Whiskerton #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt