4. Verdammt.

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"Home, sweet Home, Mäuschen", sprach mein Dad feierlich, als er geschickt mit einer Hand die Haustür öffnete und meine Taschen in unsere Wohnung trug. Fast zwei Wochen waren nun seit meinem Unfall vergangen. Immer noch hatte ich keine Ahnung was mit mir passiert war.

Irgendwie hatte ich probiert diese aufsteigende Hitze in mir zu kontrollieren, doch ich war immer kläglich gescheitert. Sie überkam mich immer wie eine Welle, in der ich jämmerlich versank und nichts dagegen tun konnte. Meistens war dies in den verschiedensten Zeitpunkten der Fall. Wenn es mal wieder eingetroffen hatte, probierte ich einfach fern von allem und jedem zu bleiben.

Am wenigstens hätte ich jetzt noch irgendwelche Zwischenfälle brauchen können, bei denen ich eventuell noch jemand verletzt hätte. Mich wunderte es immer noch, dass keiner des Krankenhauspersonales jemals so etwas mitbekommen oder diagnostiziert hatte.

Auf der anderen Seite konnte ich dadurch aber auch ausschließen, dass es eine diverse Krankheit sein hätte können. Ansonsten hätten die Ärzte das sicherlich herausgefunden.

So viel wie die an mir herumgedoktert haben. Ihnen war es ein Wunder wie meine Verletzungen so schnell heilen konnten. Manche Menschen hatten nach solchen schweren Verbrennungen unzählige Narben gehabt. Doch bei mir: nichts. Kein einziger Kratzer.

Auch in den Nachrichten war ich ein großes Thema. Zwar kannte niemand meine Identität, aber dennoch redete jeder über mein überraschendes Überleben. Um die Anonymität hatte sich tatsächlich Stark höchstpersönlich nach dem Wunsch meines Vaters gekümmert. Stark steckte momentan auch schon selbst etwas in der Zwickmühle. Seinen ausschlaggebenden Test konnte er erstmal vergessen und musste sich eher dafür rechtfertigen, dass radioaktive Flüssigkeit aus dem LKW austreten konnte.

"Möchtest du etwas essen?", fragte mein Vater, bevor die er Taschen auf mein Bett stellte. Ich nickte direkt. Dieses Krankenhausessen war die Hölle. Noch schlimmer als diese Hitzeattacken. Wirklich. Wahrscheinlich hatte ich dadurch auch einige Kilos abgenommen, aber so genau wollte ich es eigentlich auch nicht wissen. "Von deinem Lieblingsitaliener?" Ohh, nach dieser Frage wurde mein Grinsen riesig.

Nachdem mein Vater sich auf den Weg gemacht hatte, um unser Essen zu abzuholen, und ich meine Tasche ausgepackt hatte, schnappte ich mir ein Buch und verkrümelte mich in mein Bett. Auch bei diesem war ich unendlich froh nicht mehr im Krankenhaus zu sein.

Doch weit lesen konnte ich nicht. Wieder stieg die Hitze in mir an. Mein Inneres brodelte nur so. Und schneller als sonst verbreitete es sich in meine Handflächen. Noch bevor ich das Buch hätte zur Seite legen können, fingen bereits die ersten Seiten Feuer.

Erschrocken sprang ich auf. Mit dem brennenden Buch in meinen Händen. Fallen lassen und mein Zimmer verbrennen? Oh nein Alice, lieber nicht. Schlechte Idee.

Ich sprintete nur so durch unser Apartment in unsere Küche und warf das Buch in unser Spülbecken. Zügig drehte ich den Wasserhahn auf und wässerte das Buch gründlich, bis ich mir sicher war, dass kein einziger Funke mehr übrig war. Auch meine Hände hatten sich in der Zwischenzeit wieder abgekühlt.

Perplex musterte ich sie. Es war anders als sonst gewesen. Sonst merkte ich die Hitze und bevor es zu spät, war konnte ich mich wenigstens darauf vorbereiten. Aber diesmal war die Welle schneller. Viel schneller und extremer. Ansonsten hatte ich noch nie etwas in Brand gesetzt. Nur vielleicht etwas angekockelt oder kochen lassen.

Und meine Hände? Sahen wieder aus wie sonst.

"Was ist denn hier passiert?"

Erschrocken fuhr ich herum und erkannte meinen Dad hinter mir stehen, dessen Blick immer wieder vom Waschbecken hinüber zu mir ging. Reflexartig versteckte ich meine Hände hinter meinen Rücken. Auch wenn es keinen Grund dazu gab. Sie waren ja wieder normal.

Ich stammelte nur etwas herum und sah in der Küche umher. "Ich- ehm- eh-" Plötzlich sah ich die Kerzen auf unserem Esstisch stehen und mir kam eine Idee. "Ich- Ich habe gelesen und dabei eine Kerze umgestoßen und sie ist auf das Buch gefallen. Ja, genau. Aber es ist alles gut gegangen."

"Pass das nächste Mal besser auf." Erst musterte mich mein noch Vater mit gerunzelter Stirn, ehe sich sein Blick wieder entspannte. Erleichtert atmete ich aus."Ich habe deine Lieblingspasta", grinste er und hob seine mitgebrachte Tüte hoch.

*

"Macht es dir etwas aus, wenn ich in die Firma gehe? Pepper braucht mich heute nochmal", sagte mein Dad und fuhr sich durch seine braunen kurzen Haare. Ich verspeiste den letzten Rest meines Essens und sah auf.

"Nein, geh nur. Ich wollte mich sowieso noch mit Emma treffen." Erleichtert lächelte er und räumte unser Geschirr weg.

Gesagt, getan. Mein Dad ging wieder in die Firma und ich verbrachte den ganzen Nachmittag mit Emma in unserem Stammcafè. Auch sie wollte, dass ich mich nicht anstrenge, um mich noch erholen zu können.

Wobei ich das jedoch bei dem Treppengang zu unserem Apartment wieder ganz schnell vergessen konnte. Laut schnaufend erklomm ich die Treppen, die sich in den zweiten Stock erstreckten. Es hätte mich schlimmer treffen können und ansonsten tat ich dies in Leichtigkeit, aber zwei Wochen mit wenig Bewegung hinterließen eindeutig ihre Spuren.

Nach der letzten Stufe, fühlte ich mich als hätte ich den Mount Everest erzwungen. Ich suchte Halt am Treppengeländer, als ich probierte meine Atmung wieder in den Griff zu kriegen, doch dann fiel mir etwas auf. Sofort hatte ich meine sich anstrengende Lunge vergessen.

Die Tür zu unserer Wohnung stand einen Spalt offen. Und ich war mir ziemlich sicher, diese abgeschlossen zu haben. Mein Dad hatte das Apartment nach mir verlassen. Doch auch der Schlüssel, der komischerweise im Schloss steckte, war keiner von unseren. Er sah aus wie aus einem anderen Material. Wie in den Filmen, wenn Schlüssel nachgemacht wurden. Da war mein Serien und Film Wissen mir doch einmal nützlich. In Gedanken klopfte ich mir dafür stolz auf die Schulter.

Doch war ich auch so mutig wie die Typen in den Filmen?

Sicherlich nicht. Aber mich packte ein ungutes Gefühl und ein Tatendrang nachzusehen was Sache war. Hätte ich gewusst was mir blühte, hätte ich mich wahrscheinlich lieber vom Acker gemacht und die Polizei gerufen, die das für mich regelte. Aber nein, Alice Morgan musste ja nun alleine die Wohnung betreten.

Vorsichtig schob ich die Tür ein Stück weiter auf. Bedacht darauf keinen einzigen Mucks von mir zu geben. Denn auch das hatte ich gelernt. Einbrecher konnten immer noch vor Ort sein. Doch etwas zum Verteidigen wäre auch ziemlich schlau. Rasch griff ich zu dem Besen, der im Eingangsbereich stand und umklammerte ihn fest. Der musste taugen.

Auf einmal hörte ich etwas. Ein Knacken auf dem Dielenboden. Es kam aus dem Arbeitszimmer meines Vaters. Ich schlich den langen Flur entlang und auch dort stand die Tür offen. Zum Glück war es draußen gerade noch hell genug, um auch ohne künstliches Licht etwas zu erkennen.

Sämtlich Schränke im Raum waren durchwühlt. Überall lagen Dokumente und verschiedenste Ordner. Ich visierte nun den Aktenschrank an, in dem die Sachen meiner Mutter waren. Auch der war gänzlich leer. Obwohl keiner der Ordner mit den roten Tintenfischen drauf auf dem Boden zu finden war.

Ich drehte mich wieder ein Stück, um mir alles erneut ansehen zu können und nach gesagten Ordnern Ausschau hielt, ehe ich auch schon einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf bekam und bewusstlos auf den Boden sackte wie ein Sack Kartoffeln. Verdammt.

Fire Touch || Avengers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt