10. Darf ich vorstellen?

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Mit einem fröhlichen "Guten Morgen, Clint" betrat ich den Trainingsraum. Die Sonne stand bereits etwas höher und durchstrahlte die große Fensterfront.

"Wie ich sehe passt der Anzug", stellte der Bogenschütze fest und musterte mich. Zufrieden stemmte ich die Hände in die Hüften und nickte bestätigend. "Wir haben ihn extra für dich anfertigen lassen. Er ist feuerfest." Er zwinkerte mir zu. Eine leise Vorahnung hatte ich bereits was mich dann heute erwartete. "Wir probieren heute erneut deine Fähigkeiten aus. Ohne irgendetwas anzuzünden hoffentlich."

"Ich bin mir sicher, dass das nicht geschehen wird", entgegnete ich lachend und klopfte mit einer Hand auf den Anzug. Zudem war ich mir ziemlich sicher, dass ich das Feuer in mir mittlerweile kontrollieren konnte. Mehr oder weniger.

"Na dann mal los." Er holte wieder ein Blatt Papier hervor und diesmal auch eine Schale Wasser. Vermutlich um das Papier anschließend wieder löschen zu können. Enthusiastisch nahm ich das Blatt entgegen und schloss konzentriert die Augen. In nicht einmal weniger Sekunden fing dieses auch schon Feuer und wurde von mir in die Wasserschale befördert, um irgendwelche Zwischenfälle zu verhindern.

Dies wiederholten wir einige Male bis Clint sich wirklich sicher war, dass dies perfekt funktionierte. Zu meiner Überraschung griff er nun in seine Jackentasche und zog eine kurze Eisenkette heraus. Er reichte sie mir und grinste mich auffordernd an.

Sofort ließ ich der Hitze freien Lauf und verwandelte die eben noch stabile Kette in eine metallene Flüssigkeit, die durch meine Finger auf den Boden tropfte. Siegessicher sah ich zu Clint, als ich mir die Reste von der Hand schüttelte.

"Wie ich sehe hat da jemand heimlich ohne mich trainiert", sagte er anerkennend klopfte mir auf die Schulter.

"Tja Barton", entgegnete ich und stieß ihm mit meinem Ellbogen leicht in die Seite.

"Dabei hast du aber nicht zufällig herausgefunden was du sonst noch alles kannst? Für solche Fähigkeiten gibt es leider kein Lehrbuch zum Nachlesen."

Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, bis jetzt nicht. Aber vielleicht sollte man statt dem Buch, mal einen Film als Beispiel nehmen", antwortete ich, doch er zog nur verwirrt seine Augenbrauen zusammen. Ich sagte nichts, sondern schloss nur wieder die Augen und konzentrierte mich auf meine glühenden Hände. Ich wusste zwar nicht ob das so funktionierte wie bei den Superhelden in den Filmen, aber einen Versuch war es wert.

Als sich meine Handflächen auf eine stattliche Temperatur aufgeheizt hatten, öffnete ich meine Augen wieder und ballte meine Hände zu Fäusten. Dann öffnete ich sie ruckartig wieder. Ich quiekte laut auf und Clint wich vor Schreck einige Schritte zurück.

Nachdem ich meine Hände geöffnet hatte, tanzten auf beiden zwei lodernde Flammen. Mein Mund klappte auf und mein Blick wanderte verblüfft von der einen zur anderen Hand immer wieder hin und her. Clint tat es mir gleich. Sicherlich standen wir einige Zeit so da, doch es hörte auch nicht auf.

"Okay, und wie bekomme ich das jetzt aus?", fragte ich und sah stirnrunzelnd zu Barton, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

"Sehe ich so aus als würde mir regelmäßig Feuer aus den Händen kommen?", entgegnete er sarkastisch und ich rollte mit den Augen.

Vergeblich schüttelte ich meine Hände, doch die Flammen verschwanden nicht. Ohne wirkliches Nachdenken klopfte ich meine Hände an meinem Anzug ab und testete direkt ob er seinen Zweck auch erfüllte. Und ja, das tat er. Er sah genau so aus wie vorher und auf meiner Haut darunter konnte ich nur eine wohlige Wärme der Flammen spüren.

Doch langsam wurde ich etwas panisch. Es hörte einfach nicht auf zu brennen. Ich kniff ängstlich meine Augen zusammen, schloss meine Hände erneut und ließ die Hitze darin abklingen. Dann öffnete ich sie wieder und das Feuer war tatsächlich verschwunden. Erleichtert atmete ich aus und wischte mir den Schweiß von der Stirn, der sich dort gebildet hatte.

Ehe einer von uns beiden jedoch wieder das Wort ergreifen konnte, öffnete sich die Tür und eine junge Frau betrat den Trainingsraum. Sie trug einen Anzug, der ähnlich zu meinem war, doch um einiges hübscher und mit mehr Extras. Ihre schulterlangen roten Haare umrahmten ihr schönes Gesicht, das ebenfalls ein breites Lachen zierte.

"Du bist ganz schön spät, Romanoff", begrüßte sie Clint und kurze Zeit später fielen sie sich auch schon in die Arme. Verdattert sah ich dabei zu.

"Du kennst Coulson, wenn er dich einmal in ein Gespräch über seine Sammelkarten verwickelt, kommt man da nicht mehr so schnell raus", entgegnete ihm die Schönheit lachend und warf ihr Haare zurück über die Schulter.

"Darf ich vorstellen? Alice, das ist Natasha Romanoff, meine engste Freundin. Natasha, das ist Alice Morgan, unser Feuerteufel", stellte uns Clint einander vor und erntete für seine Bezeichnung einen töteten Blick von mir.

"Freut mich dich kennenzulernen, Alice. Clint hat mir schon einiges über dich erzählt", sagte sie und schüttelte leicht meine Hand. Sie war freundlich, doch auch ein wenig skeptisch. Ihr Blick scannte mich regelrecht ab.

"Ach wirklich? Ich hoffe doch nur Gutes", erwiderte ich und legte kritisch meinen Kopf zur Seite, schmunzelte jedoch dann. Sie lachte ebenfalls.

"Natürlich."

"Natasha ist hier um dich noch anderweitig zu trainieren. Zumindest so lange wie sie noch hier ist. Ich muss weiter, Fury braucht mich", erklärte Clint und näherte sich der Ausgangstür. "Bring sie mir heil zurück, Nat!", tadelte er sie noch und verließ den Raum. Diese schüttelte nur lachend den Kopf und massierte ihre Schläfen.

Ich kannte sie zwar noch nicht wirklich, aber sie war mir schon sympathisch. Ich hoffte sehr dies beruhte auf Gegenseitigkeit. Außerdem war ein weiblicher Input auch mal wieder etwas schönes. Zwar hatte ich auch Maria Hill kennengelernt, doch diese war durch Fury immer zu beschäftigt.

"Schon mal eine Waffe in der Hand gehabt?", fragte sie mich und ich schüttelte verneinend den Kopf. Ehe ich mich versehen konnte, hatte sie auch schon eine Pistole aus der Tasche an ihrem Oberschenkel gezogen und mir in die Hand gedrückt. Mit großen Augen sah ich sie an. "Keine Angst, sie ist nicht geladen. Komm, gehen wir in die Schießanlage."

Hier gab es eine Schießanlage?!

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