7. Play with fire

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Um Punkt 8 Uhr morgens hatte dieser Tag nun bereits für mich gestartet. Ich war frühstücken, habe mich etwas in der Zentrale umgesehen und für das Training vorbereitet. Wobei sich meine Motivation dafür sehr in Grenzen hielt. Als mich Clint auch noch zu Beginn auf das Laufband gescheucht hatte, war sie gänzlich verschwunden.

"Clint... ich... kann... nicht... mehr", keuchte ich und fasste mir schmerzerfüllt an meine Seite. Das Stechen war höllisch. Er hingegen sah nur kurz auf seine Uhr, hob eine Augenbraue und stellte dann dieses Gerät der Hölle aus. Beinahe fiel ich noch davon hinunter als ich stolperte, doch ich konnte mich noch gerade so festhalten.

"26 Minuten und 45 Sekunden. Das ist gut, aber ausbaufähig", kam es von Robin Hood als ich mich gefangen hatte. "Aber wenigstens hast du schnelle Reflexe."

"Na schönen Dank auch", schnaubte ich und stützte mich am Laufband ab. Ich hatte Aufwärmen schon immer gehasst. Wobei das für mich schon jetzt ein ganzes Workout war und ich nun ohne schlechtes Gewissen aufhören könnte. Er führte mich auf eine große Trainingsmatte und stellte sich kampfbereit hin. Ich tat es ihm gleich. Ich stellte mein rechtes Bein nach vorne und winkelte meine Arme an.

Clint löste seine Position und kam zu mir hinüber. Er schob meine Arme ein Stück nach oben, meine Schultern zurück und musterte mich.

"Im Großen und Ganzen recht gut", lachte er und entfernte sich wieder ein wenig. "Und jetzt greif mich an."

"Ich soll was-?", fragte ich verdattert und runzelte meine Stirn.

"Mich angreifen. Los." Noch bevor ich etwas erwidern konnte, stürmte er auf mich zu und probierte mich zu packen. Ich versuchte ihn mit zwei jämmerlichen Schlägen abzuwehren und mich aus seinem Griff zu befreien. Doch in Windeseile fand ich mich schon im Schwitzkasten wieder. "Deine Schlagkraft ist erbärmlich, Alice. Außerdem musst du andere Punkte treffen, um dein Gegenüber fern zu halten. Kopf, Beine und Weichteile."

"Aber ich will dich nicht verletzen, Clint", keuchte ich, als er langsam seinen Griff um meinen Hals lockerte.

"So schnell kannst du mich nicht verletzen, glaub mir", lachte er und klopfte mir motivierend auf die Schulter.

*

"Ich denke das reicht erstmal." Dieser erleichtertende Satz von Clint zauberte ein leichtes Lächeln auf mein verschwitztes Gesicht. Ich ließ mich auf den Boden fallen und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. "Du warst besser als erwartet", schmunzelte er und warf mir eine Flasche Wasser zu.

"Vielen Dank, Agent Barton", entgegnete ich amüsiert und öffnete die Flasche. Ich nahm einen großen Schluck und sah dann zu ihm auf. "Darf ich dich was fragen?"

"Hast du jetzt bereits, aber ja."

"War meine Mum wirklich ein Teil von Hydra?", fragte ich und schluckte. Diese Frage ließ mich nicht mehr los. Ich konnte das nicht glauben. Aber wieso hätten die Typen das erfinden sollen? Clint streckte mir seine Hand entgegen und zog mich anschließend zurück auf die Beine.

Zusammen liefen wir durch die großen Korridore in den großen Hauptraum. Einige Blicke von Mitarbeitern folgten uns dabei skeptisch. Wahrscheinlich weil ich aussah als wäre ich einen Marathon gelaufen und nicht top gestylt war.

Diesmal setzte er sich an einen normalen Computer, tippte etwas ein und sah dann zu mir.

"Zu erst musst du wissen, dass die Hauptaufgabe von HYDRA war, fortschrittliche Waffen für das Dritte Reich zu entwickeln. Doch in den Jahren übernahm Johann Schmidt die vollständige Kontrolle und verfolgte insgeheim eigene Pläne. In der Anfangsphase des Zweiten Weltkrieges kämpfte HYDRA noch für die Ziele der Nazis, bis Schmidt 1943 die Organisation für unabhängig erklärte, um offen nach der Weltherrschaft zu streben", erklärte er.

"Und was hat das mit meiner Mum zu tun?" Verwirrt zog ich eine Braue nach oben und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

"Deine Mutter war die Tochter von Ernst Müller, Johann Schmidts engsten Vertrautem. So ist deine Mutter im Laufe der Jahre in die Organisation gerutscht. Unter dem Namen Sarah Miller kam sie dann nach der anscheinenden Zerschlagung in die USA, um Hydras Waffenforschungen auszubauen. Das waren die Akten, die-"

"Sie einfach abgefackelt haben", kam es von Fury, der sich zu uns gesellt hatte. "Ist Ihnen eigentlich klar wie wichtig diese Informationen für uns gewesen wären?"

Überrumpelt starrte ich in sein wütendes Gesicht und verdrängte kurz die Informationen über meine Mutter. Hatte der Glatzkopf das gerade ernsthaft gesagt?!

"Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich hatte damit zu tun meinen Arsch da heil raus zu bekommen! Wäre es Ihnen lieber gewesen, hätte ich die Akten dort gelassen, damit Hydra ihre komischen Pläne da umsetzen können?" Mein Ton war ziemlich scharf. Das Wissen, dass meine Mutter tatsächlich Teil dieser Geheimorganisation war und solche Pläne erstellte, warf mich komplett aus der Bahn. Nie hätte ich soetwas von ihr erwartet. Wobei ich mir nicht hundertprozentig sicher sein konnte, ob diese Informationen auch wirklich stimmten. Und dann kommt der Kerl noch daher und meinte mich zu beschuldigen. Kurz war ich davor gewesen einen Schritt auf ihn zu zu machen und bedrohlich meinen Finger zu heben, doch ich konnte mich beherrschen. Einen Tag hier und schon mit dem Boss hier verschissen haben, wäre nicht so besonders.

"Sie hat Recht, Fury. Shield hat bereits eigene Forschungen. Wir brauchen diese Akten nicht. So ist es besser, als würden sie in die falschen Hände geraten", erwiderte nun auch Clint, der sich erhoben hatte und sich stärkend an meine Seite stellte.

"Sie, Agent Barton, hätten ihren Job besser machen sollen und hätten früher eingreifen müssen! Dann wäre das gar nicht erst passiert", fuhr er ihn auch noch an, bevor er sich wieder davon machte. Ein wahrer Meister des Unterbrechens und Davonmachens.

"Wie hälst du das mit dem Typen als Boss nur aus?", fragte ich Clint, als ich mit zusammengekniffenen Augen Fury verfolgte, der nun einen anderen Agenten als sein Opfer auserwählt hatte. Glatzkopf hatte anscheinend heute keinen guten Tag.

Er seufzte. "Das frage ich mich auch schon ziemlich lange."

*

"Zwei Mal Training an einem Tag, ernsthaft? Ich spüre ja jetzt schon den Muskelkater", jammerte ich und ließ mich dramatisch wieder in voller Sportmontur auf die Sportmatten im Trainingsraum fallen. Ich sah aus den schmalen Fenstern neben mir, durch die ich deutlich das Abendrot von draußen sah.

"Beschwer dich nicht! Außerdem wird das kein normales Training", kam es von Clint, der die Tür hinter sich schloss und zu mir kam. Ich hingegen sah ihn nur fragend an. Er drückte mir ein Blatt Papier in die Hand. "Zünd es an."

Verwirrt sah ich von dem Blatt hin zu Clint. Ich rappelte mich wieder auf und runzelte die Stirn. Ein Feuerzeug hatte ich jetzt leider nicht dabei. Zu gern hätte ich sein Gesicht gesehen. "Clint, so funktioniert das nicht. Das kommt einfach so. Plötzlich. Ich kann dagegen nichts machen." Ein Funken Verzweiflung schwang in diesem Satz mit.

"Bei den Ordnern hat es auch funktioniert. Außerdem musst du lernen es zu kontrollieren. Was wenn es irgendwann mal nicht nur ein Buch ist, was du anzündest? Was wenn du nicht schnell genug dagegen vorgehen kannst?" Jetzt spielte er eindeutig auf Glatzkopf an.

"Damals bei den Ordnern war es purer Zufall und Stress. Genau wie bei der Eisenkette", entgegnete ich nervös und sah auf das Blatt in meiner Hand.

"Wie hat es sich angefühlt?"

Ich schloss die Augen und umschloss das Papier. Ich probierte die damalige Situation noch einmal Revue passieren zu lassen. "Die Hitze überkam mich. Mein Blut brodelte nur so. Es war komisch. Wie ein Teil in mir, der vorher noch nicht vorhanden war und doch zu mir gehört. Aber es fühlte sich gut an. So- mächtig irgendwie. Meine Handflächen glühten und die komplette Hitze konzentrierte sich auf meine Hände und-"

Eine lodernde Flamme in meinen Händen, brachte mich dazu meine Augen wieder zu öffnen. Ich starrte auf das brennende Blatt in meinen Händen. Nun fühlte ich auch die wohlige Wärme in meinen Händen, die ich mittlerweile schon recht gut kannte.

"Oh mein Gott, Clint", quieckte ich aufgeregt und strahlte wie besessen. Auch er sah glücklich auf das Geschehene. Es hatte geklappt! Doch plötzlich waren nicht nur meine Handflächen heiß. Ein Stück des brennenden Papiers fiel ab und landete auf meinem T-Shirt. "Oh mein Gott, Clint!", schrie ich und ließ das restliche Papier zu Boden fallen, während sich die Flammen rasch auf meinem Oberteil verbreiteten.

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