8. Unglaublich...

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Vergeblich probierte ich das Feuer auszuklopfen und taumelte panisch zurück. Doch immer wieder loderten die Flammen auf meinem Oberteil erneut auf. Ehe ich hilflos zu Clint sehen konnte, hatte dieser auch schon das Rohr eines Feuerlöschers auf mich gerichtet.

Blitzschnell kniff ich meine Augen zusammen und drehte ruckartig meinen Kopf zu Seite, bevor er mich mit dem weißen Schaum besprühte. Das tat er ebenfalls mit dem noch immer brennenden Blatt auf dem Boden.

Angewidert wischte ich mir die Löschsubstanz aus dem Gesicht und betrachtete mein nicht mehr vorhandenes T-Shirt. Lediglich die Ärmel und mein Sport-BH, den ich glücklicherweise darunter trug, waren übrig geblieben.

Wie wild trommelte mein Herz gegen meine Brust und mein Atem ging schnell. Leicht verschwommen begann sich mein Umfeld zu drehen. Vergeblich suchte ich halt an der Wand neben mir. Das hätte gefährlich enden können. Und nicht das erste Mal.

Ich betrachtete meinen freien Bauch. Einige Rötungen waren noch zu sehen, die jedoch allmählich verblassten. 'Hitzebeständig und schnellere Heilung'. Wie Clint gesagt hatte. Laut stieß ich Luft aus. Das ist doch unglaublich.

Die Verwirrungen und Überforderung in meinem Kopf ließen Clint mir widerstandslos seine Jacke überziehen und mich aus dem Trainingsraum bringen. Meine Beine trugen mich immer noch wackelig durch die endlos scheinenden Gänge und die Blicke der Agenten, die uns förmlich fragend durchbohrten, schienen mich nicht weiter zu bedrücken.

Er brachte mich ohne weitere Umwege in mein Zimmer und setzte mich auf meinem Bett ab. Nachdem ich Clint einige Male versichern musste, dass mit mir alles in Ordnung war, ließ er mich auch schon wieder alleine.

Ich verbrachte Minuten oder wahrscheinlich sogar Stunden damit auf meine Hände zu starren. Ich war eine tickende Zeitbombe. Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen was ich mit meiner neuen "Fähigkeit" alles anrichten konnte. Das selbe musste sich wohl Fury auch gedacht haben, als er Clint auf mich ansetzte.

Doch stimmte das auch alles was sie mir erzählten? Über diese Organisation, über meine Mutter... Konnte ich ihnen wirklich vertrauen? Seufzend ließ ich mich mit meinem Rücken auf die Matratze fallen. Wo war ich hier nur gelandet. Mein Kopf klappte zur Seite und betrachtete meinen Wecker. Die Uhr zeigte 23:27 Uhr.

Entschlossen sprang ich von meinem Bett auf und lief in meinem sperrlich eingerichteten Zimmer umher. Vorbei am großen Bett und dem Nachttisch, am Kleiderschrank gegenüber, ins angrenzende kleine Bad und wieder zurück. Das war eine ziemlich dumme Idee.

Ich tigerte zu meinem Kleiderschrank und kramte mir einen schwarzen Hoodie und eine dunkle Leggins hervor. Die Jacke von Clint warf ich auf mein Bett und schlüpfte in die frische Kleidung. Meine Haare, in denen sich immer noch dieser Löschschaum befand, verfrachtete ich in einen hohen Dutt. In der Hoffnung, dass ich diesen später auch wieder aufbekommen würde. Dann zog ich mir die Kapuze über und legte meine Hand auf die Türklinke.

Okay Alice, du schaffst das.

Zügig war ich auf den dunklen Gang getreten. Wie vermutet war keine Menschenseele mehr zu sehen. Leise schlich ich in meinen Socken hinunter zum Hauptraum. Ich hatte bewusst keine Schuhe angezogen um leiser zu sein. Einmal links, zwei mal rechts, dann gerade aus und-

Plötzlich erhellte ein Lichtschein die Dunkelheit. Sofort schreckte ich zurück und drückte mich gegen die Wand, an der einige Gänge aufeinandertrafen. Vorsichtig schritt ich einige Schritte weiter ins Dunkel. Kräftige Schritte näherten sich mir und mein Puls beschleunigte sich immer weiter. Mir würde sicher irgendeine Ausrede einfallen, doch so nah am Hauptraum zu später Stunde und so weit entfernt von meinem Zimmer könnte dies etwas schwierig werden.

Das Licht der Taschenlampe wurde immer heller und auf einmal verstummten die Schritte. Ein Agent stand mitten in der Kreuzung und leuchtete einmal um seine eigene Achse und scannte alle Einbiegungen ab. Aber nicht gut genug, denn er entdeckte mich nicht.

"Gang 11 ist alles ruhig", sprach er in sein knackendes Funkgerät ehe er seinen Weg auch schon wieder fortsetzte.

Meine Augen mussten sich erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen, doch formte sich bereits ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Ich könnte Agent werden! Am liebsten hätte ich lauthals los gefeiert, doch wäre dann meine Tarn-Aktion unnütz gewesen. Ein feierliches in die Luft streckende Faust musste reichen.

Im Hauptraum angekommen, folgte ich den kleinen Schildern hin zu den Aktenräumen. Die Gänge hier hin waren deutlich enger und dunkler als die vorherigen. Plötzlich hörte ich wieder Stimmen. Zwei bekannte Stimmen. Wieder verschwand ich so tief wie möglich in einem Gang und drückte mich gegen die Eisenwand. Meinen Atem probierte ich auszusetzen, um so gut es geht nicht aufzufallen.

"Aber was wenn sie die Akten absichtlich vernichtet hat und selbst mit drin steckt, Barton?" Fury. Ein Gefühl sagte mir, dass es bei diesem Gespräch eindeutig um mich ging. Auch wenn ich nicht gerne egoistisch war.

"So gut hätte sie die Entführung aber nicht vortäuschen können, Director. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich pure Angst erkenne." Was hatte er da gesagt? Pure Angst? Dass ich nicht lache... Ja okay, hatte ich damals vielleicht ein bisschen.

"Romanoff wird ab nächster Woche für längere Zeit im Ausland sein, da werden sie eine neue Partnerin brauchen. Also sehen Sie zu, dass sie Morgan dazu bringen uns beizutreten und ihre Kräfte unter Kontrolle zu haben. Sie könnte uns in Zukunft extrem nützlich sein." Ich eine Agentin? Was? Mein Mund klappte auf. Aber dafür musste mir diese Organisation erst einmal seriös genug sein.

"Verstanden, ich gebe mein Bestes, Boss." Die beiden Männer traten aus dem Aktenraum mit schwerer Tür hinaus und ließen sie langsam zurück ins Schloss fallen, als sie sich auf den Weg zum Hauptraum machten. Ich nutzte meine Chance und sprintete los. Im letzten Moment rutschte ich durch den Spalt der Tür, die direkt danach ins Schloss fiel.

Sofort drehte ich mich um und griffelte nach meiner Taschenlampe in meiner Hosentasche. Hier drin war es stockdunkel. Ich knipste das Licht an und untersuchte die Tür. Meine Angst, dass sich hier drin keine Türklinke befand, bestätigte sich zum Glück nicht. Hier befand sie eine schlichte Klinke. Nicht so wie draußen. Hier hineingekommen wäre ich nur mit Zahlencode und Fingerabdruck. Also hatte ich wieder mal verdammtes Glück. Das mit dem Agent sein, muss ich mir wirklich noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich grinste.

Dann drehte ich mich um und erhellte den Raum mit meiner kleinen Lampe. Unendlich viele Regale und Schränke mit tausenden Akten erstreckten sich meterweit in die Dunkelheit. Das konnte ja heiter werden...

Fire Touch || Avengers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt