~ 02.

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"Nein, Mom, ich kann gut auf mich alleine aufpassen, weißt du? Ganz zufällig war ich nämlich alleine in München für ein ganzes Semester.", erklärte Veronica und versuchte das Handy zwischen Schulter und Ohr zu klemmen, was leider nicht so gut funktionierte wie angenommen.

"Ja, ich hab einen Kühlschrank in meiner Wohnung und eine Waschmaschine. Ich komm wirklich alleine zurecht hier. Außerdem hab ich Analu für den Notfall.", betete sie die Standardsätze herab, um ihre Mutter zu beruhigen.

Veronicas Mutter Melinda war eine von der Sorte, die sich unter Barcelona eine Real-Life-Version von CSI New York ausmalten - mit dem kleinen Unterschied, dass die Verbrechen hier nicht aufgeklärt wurden. Als würde nur das Schloss an der Wohnungstür verhindern, dass ihre Tochter jede Nacht ausgeraubt wurde.

Zudem war sie der Meinung, Vera wäre zu nachlässig... als würde sie sich mangels Alternativen nur von Wasser und Brot und Tiefkühlpizzen ernähren können. (Okay, gut, in harten Zeiten fand Vera wirklich selten Zeit zum Einkaufen... aber dann trieb es sie meist sowieso aus dem Haus zu Subways.)

Die Brünette versuchte geradeeben die letzte Jacke auf den Garderobenbügel zu hängen, wobei ihr jedoch das Handy von der Schulter rutschte und zu Boden fiel. "Shit.", murmelte sie und konnte sich die Reaktion ihrer Mutter auf der anderen Leitung hörbar vorstellen.

"Sorry, mir ist das Handy auf den Boden... nein, Mom, es funktioniert noch. Sonst könnte ich ja nicht mehr mit dir reden.", seufzte Vera amüsiert, als ein hochgeschossener Lockenkopf in den Raum kam und ihr einen fragenden Blick zuwarf.

Vera murmelte ein 'Mhm' als Antwort auf die Geschichte ihrer Mum und deutete aufs Handy, während sie für Lucas mit den Lippen das Wort "Mutter" formte. Lucas nickte verstehend und schüttelte grinsend den Kopf.

"Mom, ich muss auflegen... ich hab noch Sachen, die ich ausräumen muss. Ja... gut... klar, ich komm am Wochenende zum Besuch vorbei, wie immer. Ich vermisse euch auch. Grüß Dad von mir. Hab dich lieb, Mom."

"Aww, hab dich auch lieb, Vera-Schätzchen.", ertönte Lucas gespielt-mädchenhaft hohe Stimme aus der Küche und er grinste amüsiert übers ganze Gesicht, als Vera mit genervtem Gesichtsausdruck durch die Tür kam.

"Was grinst du so blöd?", fragte sie genervt und Lucas zuckte mit den Schultern, während er den Kühlschrank öffnete. "Wegen nichts... nur weil... Mami dich immer noch täglich anruft, das ist echt süß.", kicherte er und die Studentin rollte mit den Augen.

"Du bist doch nur neidisch, weil deine Mami nicht mehr anruft." Lucas verschluckte sich beinahe am Orangensaft, den er aus der Packung in einem Zug leeren wollte. "Hey, Hey! Wer ist hier neidisch?", lachte er und Vera nahm ihm kopfschüttelnd den Orangensaft aus der Hand.

"Ich hab den Verdacht, du bist nur hier, um mich klammheimlich den Kühlschrank leerzuräumen! Ich dachte, du wolltest mir helfen?"

"Tue ich auch! Aber ich bin bei den Büchern irgendwie hängen geblieben." "Beim wievielten?" "Am... Anfang...", grinste Lucas und Vera stöhnte genervt.

Trotz seiner unglaublich-anstrengenden Art war Lucas immer noch einer ihrer besten Freunde an der Uni. Er studierte zwar Sportwissenschaften, doch die beiden hatten dennoch ähnliche Kurse zu verschiedenen Themen und wohnten im selben Wohnkomplex.

Lucas schnappte sich den Orangensaft erneut von der Theke und leerte ihn in einem Zug, bevor er ihn in einem Wurf im Müllkorb versenkte. "Treffer! Jetzt bist du an der Reihe!", grinste er und hielt Vera eine Taschentuchverpackung entgegen. "Ich hab für den Blödsinn keine Zeit!", lachte sie und schlug spielerisch nach ihm.

Lucas rückte seine verrutschte Nerdbrille zurecht, bevor er lachend zurück ins Wohnzimmer stolperte.

In dem Augenblick läutete die Türglocke und Vera änderte die Richtung zum Flur und zur Eingangstür. "Ich geh aufmachen! Wehe, du gehst wieder an den Kühlschrank!" "Was? Ich kann dich nicht hören, ich bin am Kühlschrank!", brüllte Lucas zurück und brachte sie zum verzweifelten Kichern, bevor sie die Tür öffnete.

"Du bist noch nicht fertig?", begrüßte sie Analus Stimme und die Blondine drückte sie kurz, als Vera sie hereinließ. "Dir auch einen schönen Tag, komm doch rein.", feixte die Studentin und warf die Tür wieder ins Schloss, bevor sie die Hände in die Seiten stemmte und zurück in die Küche marschierte.

"Nicht wenn dieser Clown mir dabei ständig.... LUCAS! Nicht die Brownies! Die hab ich mir bis heute Abend aufgehoben!", keifte sie und sah einen flüchtenden Lucas von der Küche ins Wohnzimmer schleichen.

"Ich hab gar nichts gemacht." "Natürlich nicht, warum steht das halbleere Teller dann hier?", seufzte sie und hob es hoch, um es Lucas zu zeigen. "Ich hab keine Ahnung. Es ist deine Küche, Vera.", antwortete er.

"Wie auch immer...", seufzte Vera nachdenklich und stellte das Teller zurück in den Kühlschrank, während Analu und Lucas sich begrüßten.

"Geh dich umziehen. Wir müssen los, wir sind sowieso schon spät dran.", meinte sie und Vera zuckte zusammen. "Verdammt, das Spiel... das hätte ich fast vergessen!" "Wie kannst du das fast vergessen, das Radio erinnert dich stündlich daran?", lachte Anu und deutete auf das eingeschaltete Radio im Wohnzimmer, dass soeben hingegen die Verkehrsnachrichten durchgab.

"Ich hab dir auch geschrieben...", erklärte sie, doch Vera war schon auf dem Weg an ihr vorbei in ihr Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. "Ich geh dann mal, Vera! Bis später! Ciau, Anu!", verabschiedete sich Lucas und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

"Wann fängt das Spiel an?", rief Vera aus dem Raum, bevor sie in eine helle Skinny-Jeans schlüpfte und über ihr weißes Tanktop eine passende Jeans-Bluse, die sie offen ließ, überzog.

"17:00 Uhr", antwortete Analu und Vera schnappte sich eine Haarbürste. "Wer spielt?" "Barcelona gegen Rayo Vallecano." "Spannend.", murmelte Vera zu ihr selbst und löste ihre hochgebundenen, dunkelbraunen Haare, sodass sie sie nur noch kämmen musste. Ihre glatten Haare, welche an den Spitzen in ein caramelfarbenes Blond überliefen fielen ihr etwa bis in die Mitte des Rückens.

"Fertig?"

"Wir können los.", antwortete Vera und schnappte sich ihre Tasche.

Analu sah natürlich wieder einmal klasse aus. Sie selbst hatte ihre Haare zu einem lockeren Fishbraid-Zopf geflochten und ihn über die Schulter gelegt. Dazu trug sie Hot-Pants und ein Trikot in den Farben des FC Barcelona.

"Nummer 11, hm?", zwinkerte Vera, als sie einen Blick auf die Rückennummer erhaschte. Analu errötete leicht und zupfte an ihren Haarsträhnen herum, als sie das Handy aus der Tasche zog. "Hast du die Tickets?", fragte Vera kichernd und versperrte die Wohnungstür hinter ihnen.

"Tickets? Wir haben was Besseres... warte kurz." Analu griff in ihre Tasche und suchte nach etwas. "Sie sind ganz sicher... Ah, hier!" Sie reichte ihrer besten Freundin eine laminierte Karte, welche an einem blau-rot-gestreiften Band hing, dass man sich um den Hals legen konnte.

"VIP-Tickets. Wow...", staunte Vera. "Du hast an alles gedacht, was?", lachte sie und Analu strahlte sie an. "Hey, ich hab monatelang darauf gewartet, dass wir gemeinsam zu den Spielen gehen können und du Ney kennenlernst. Da ist das doch das Mindeste."

Vera lächelte und hob das Ticket hoch. "Wie viel schulde ich dir dafür?" "Ach, Quatsch.", winkte Analu ab. "Die haben mich nichts gekostet. Jeder der Spieler hat ein Kontingent für Freikarten in den VIP-Plätzen, für Ehefrauen, Freundinnen, Kinder, Verwandte,..." "Beste Freundinnen von festen Freundinnen, mit denen man noch nie geredet hat.", beendete Vera den Satz und trotz des als Scherz gemeinten Satzes fühlte sie sich plötzlich reichlich unwohl.

Zwischen all den VIP's zu sitzen war so gar nicht ihre Welt. Dort fanden sich Verwandte von Spielern, Kinder, Ehefrauen, Geschwister und Freundinnen, zu denen Analu inzwischen ja hinzuzählte. Und mittendrin Veronica Peña, ohne jegliche Verbindung zu den Barca-Stars.


Tudo Passa // Neymar JRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt