Tudo Passa // Neymar JR

~13.

"Was zum Henker machst du denn...?", stöhnte Vera mit schwacher Stimme, immer noch an den Türstock gelehnt.

Wie sie sich aufführte, grenzte ja beinahe an hormongesteuertes Teenagerverhalten. Wieso war sie nicht in der Lage, sich normal in Neymars Gegenwart zu verhalten? Er war auch nur irgendein Typ, oder nicht?

Charismatisch und in Ermangelung eines besseren Wortes... heiß, ja, aber damit würde sie ja wohl noch umgehen können wie sonst auch bei süßen Typen.

Vera schüttelte den Kopf und stieß sich von der Tür ab, um die Treppen hochzulaufen.

Es musste daran liegen, dass er eben nicht nur irgendein Typ war, sondern Neymar Jr., der Neymar Jr., das junge Star-Talent am linken Flügel des FC Barcelona. Er war nicht irgendjemand.

Vielleicht war Vera ja anfällig, sich in Gegenwart berühmter Persönlichkeiten irgendwie... liebeskrank aufzuführen.

Das automatische Licht der Eingangshalle erlosch in dem Moment, indem sie sich die letzten Treppenstufen hochschleppte, und in ihrer Etage angelangt war. Dummerweise suchte man in diesem Wohnhaus einen Aufzug vergeblich, und Veras Wohnung lag im fünften Stock, weshalb sie stets mit einem Luftschnappen die letzten Stufen nehmen musste.

Als sie nach ihren Schlüsseln kramte, vergaß sie, nach vorne zu sehen, sodass sie die Person vor ihrer Wohnungstür also erst bemerkte, als sie direkt vor ihr stand und sie ihre blau-grauen Adidas-Sportschuhe vor ihr sehen konnte.

"Hi... wo warst du, ich hab dich angerufen?", ertönte Analus fragende Begrüßung und Vera sah überrascht hoch. "Hey.", lachte sie nach einer Sekunde und im selben Moment ertastete sie die Schlüssel.

"Hast du hier auf mich gewartet?", fragte Vera und schloss die Wohnungstür auf, um ihre Freundin hineinzulassen. Die Schuhe abstreifend und ihre Tasche auf den Haken hängend betrat sie ihre Wohnung und warf die Tür wieder zu.

Anlässlich des Laufoutfits der Blondine - schwarze Laufhose, Sportschuhe, ein Trägertop und Weste - war klar, dass sie eben noch Joggen gewesen sein musste.

"Nicht lange... hab gerade das zweite Mal angeklopft.", antwortete Analu, während sie die Schuhe abstreifte. "Ich hab gerade meine Runde beendet und da ich in der Gegend war..." Der letzte Teil des Satzes blieb in der Luft hängen und sie lächelte nur.

"Ich dachte, du wärst zuhause, tut mir leid... Du meintest, du musst für die Klausur büffeln?", fragte sie und ihr hoher Pferdeschwanz schwang hin und her. "Uhm, ja, muss ich eigentlich auch...", murmelte Vera.

Sie lief zum Kühlschrank in der Küche und griff zu dem letzten Stück Kuchen, dass noch übrig war, um einen Bissen davon zu nehmen. Entschuldigend kauend deutete Vera auf ihren Mund und den leeren Teller und Analu musterte sie mit einer Mischung aus Amüsement und Verwunderung.

"Oh.", antwortete ihre beste Freundin und ließ sich auf dem Stuhl nieder. "Von wo kommst du gerade? Warst du noch in der Uni?", fragte sie neugierig und Vera schluckte den Bissen Kuchen langsam hinunter.

"Äh, nope, ich war dort bis drei, danach war ich noch bei Freunden.", wich sie harmlos abwinkend aus und öffnete den Reißverschluss ihrer Softshelljacke, bevor sie von der Küche ins Schlafzimmer marschierte.

Die Weste landete auf ihrem Sessel und sie griff nach einem gemütlichen Sweater, um ihn ihr über den Kopf zu ziehen. Als ihr Gesicht wieder frei war, tauchte Analu in der Tür auf und lehnte sich dagegen, um sie abwartend zu mustern.

Ihr Blick war plötzlich nicht mehr ganz so ungezwungen, sondern auffallend ernst.

"Warst du bei Ney?", fragte sie plötzlich. Veras Blick zuckte herum. "Du kannst mir ruhig sagen, wenn du bei Neymar, Gil und den anderen warst. Du musst keine so ausweichenden Antworten geben."