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Distanz.

Dies war ihr Mantra für den Rest der Woche.

Das und die lateinischen Begriffe aller siebenundzwanzig Knochen der menschlichen Hand für weitere Klausuren, die nächste Woche anstanden. Immerhin galt es immer noch ein Studium abzuschließen.

Analus Casting wurde anscheinend erfolgreich verschoben, sodass sie am Mittwochabend im Stadion sitzen konnte.

Zumindest verriet dies ihr neuester Post auf Instagram.
Die großen blauen Augen des blonden Models stachen auf dem Bild hervor wie grelle Lichtblitze, während der Rest ihrer unteren Gesichtshälfte etwa bis zur Nase von einem blau-roten Barca-Schal verborgen war.

"Barca vs. Eibar" - stand unter dem Selfie als Caption und dazu ein blaues und ein rotes Herz.

Seit ihrem Streit hatten sich Vera und Analu nicht mehr Auge in Auge gegenübergestanden. Nur einen Abend später hatte Analu ihre Freundin angerufen und um Verzeihung gebeten, dass sie so zickig gewesen war. Beide konnten einander nie lange böse sein, weshalb die Sache schnell vom Tisch war.

Nur, dass sie diesmal nicht wie sonst nochmal über das eigentliche Streit-Thema geredet hatten, um es aus der Welt zu schaffen, wie es eigentlich richtig gewesen wäre, sondern die eigentliche Quelle des Konflikts vermieden wurde. Stattdessen wurde gelacht wie kindisch sie gewesen waren und sie ließen den großen Elefanten einfach mitten im Raum stehen, ohne ihn noch einmal anzusprechen.

Dennoch war er da. Mitten im Raum. Wie ein noch nicht fortgeschaffter Ballast blickte er hinab auf ihre Freundschaft.

Um die Geschichte nicht noch mehr anzuheizen, hatte Vera die Besuche bei Neymar die letzten Tage über eingestellt. Die Sache sollte - wenn es nach ihr ging - nicht noch heißer werden, als sie sowieso schon war, sondern sich lieber von selbst etwas beruhigen. Und das funktionierte nur, indem sie sich von Analus Freund und seinen Kumpels distanzierte.

Zugegebenermaßen vermisste sie ihre Gesellschaft. Es waren allesamt coole Jungs und Vera hatte sich daran gewöhnt, Zeit mit ihnen zu verbringen.

Allerdings thronte über allem dieser verdammte Elefant, der drohte sie zu erdrücken. Vera wusste, wie Analu dazu stand, dass sie ihren festen Freund öfter gesehen hatte. Auch wenn Analu beteuerte, nicht eifersüchtig zu sein, wusste die Studentin, dass diese Tatsache ein Thema war, dass ihre beste Freundin störte und beschäftigte. Und Vera war sich im Klaren, dass es nicht angemessen war, sich als beste Freundin so eng an den Freund ranzuschmeißen. Nicht, dass es irgendwas gäbe, über das man sich solche Gedanken machen müsste.

Der Abend in Neymars Garage, das komische Gefühl, das ihren Bauch heimgesucht hatte, war inzwischen weit entfernt und nur noch schwach in ihrer Erinnerung. Ehrlich gesagt war sich Vera inzwischen relativ sicher, sich dieses leichte, schwebende Gefühl nur eingebildet zu haben. Wieso sie so viele Gedanken daran verschwendet hatte, wusste sie selbst nicht mehr.

Vera schüttelte milde lächelnd den Kopf und legte die Eins-A-Ablenkung alias Smartphone zur Seite.

Die Tatsache, dass Anu heute im Stadion saß, beruhigte sie etwas. Es schien, als würde sich alles wieder zum Besseren wenden

In dem Augenblick klingelte das Handy erneut und sie warf augenverdrehend die Mappe zur Seite und griff erneut zum Blackberry.

Komischerweise befand sich auf dem Bildschirm eine Nachricht von einer unbekannten Nummer und Vera runzelte die Stirn. Als sie den Bildschirm entsperrte, erkannte sie das WhatsApp-Symbol und den Hinweis, dass sie zu einer Gruppe hinzugefügt wurde.

Tudo Passa // Neymar JRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt