Klavier mit Natsu

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Ein Sonntag morgen, wie man ihn kennt. Regen, Gewitter und Wind ohne Ende. Das Wetter macht echt müde und so ging es mir heute auch. Ich blieb den ganzen Tag nur in meinem Zimmer. Sprach mit keinem. Aß nichts. Ich saß einfach nur ruhig in meinem Zimmer. „Shoto?", fragte Natsuo nun an der Tür.

Er war seit ein paar Stunden wieder Zuhause und im Grunde war er der einzige, der mich verstand. Er verstand wie ich mich fühlte. Er sprach nicht zu viel oder zu wenig, weil er wusste, wie es ist wenn jemand versucht dich aufzumuntern, dir dabei aber nur noch schlechtere Laune macht.

Vor 2 Jahren kam er mit Hado Nejire zusammen und seit einem halben Jahr sind sie nun getrennt. Sie wollte ihn nicht mehr und seitdem, benahm er sich wie ich. Eine Sache war anders bei ihm. Er versuchte über sie hinwegzusehen und sein Leben zu leben. Er traf sich viel mit seinen Freunden, die er während der Beziehung mit ihr vernachlässigt hatte und übernachtete auch bei ihnen. Hauptsache es gelang ihm, sich abzulenken. Von dem Schmerz, den sie hinterlassen hat. Im Gegensatz zu mir, ist das echt eine super Leistung. Er versuchte sich auf sein Leben zu konzentrieren, während ich in diesem Loch festsaß und darauf wartete, dass mir mein Ex die Hand reichte, um mich hier rauszuholen.
Wenn man so darüber nachdenkt, war ich echt lächerlich.

„Ist auf..", sagte ich, bevor er vorsichtig die Tür öffnete und herein kam. Er setzte sich zu mir ans Bett und schaute mich besorgt an. „Wie geht es dir, Brüderchen?", fragte er leise. „Ich bin müde..", flüsterte ich, während ich auf meine Bettdecke starrte. Er wusste sofort was los war, wenn ich sagte, dass ich müde sei. 'Müde' hieß bei und nicht wirklich 'müde'. Eher sowas wie "Ich bin kaputt von allem" oder "Ich möchte nicht mehr" oder auch "Ich hätte gerne eine Umarmung".

Natsuo seufzte. In Gegensatz zu mir, sah er nicht mehr so krank aus. Erst seit 1 Monat, sieht er wieder aus wie ein lebendiger Mensch. Ich hatte tiefe Augenringe, einen müden oder nichtssagenden Gesichtsausdruck und gerötete Augen, während er wieder lächeln konnte. Er hatte wieder Spaß am Leben und ich fragte mich manchmal wie es ist, wenn man über eine Person hinweg sieht. Ich fragte mich, ob ich nicht auch einfach über Katsuki hinweg sehen soll. Vielleicht würde es mir ja dann besser gehen. Natsuo ging es zumindest besser.

Er umarmte mich sanft und ich klammerte mich fest um ihn. Ich konnte es einfach nicht mehr unterdrücken und fing an, drauf los zu weinen. Seine Schulter war ganz durchnässt von meinen Tränen, während er mir sanft mit der Hand über meinen Rücken hoch und runter fuhr. „Ist ja gut..", hauchte er, während er langsam und gleichmäßig atmete, um dies irgendwie auf mich zu übertragen. Mein Atem wurde wirklich langsamer und ich schien mich tatsächlich zu beruhigen.

Ich drückte mich langsam von ihm weg, um ihm in die Augen zu schauen und er schaute mich mit einem weichen Blick an.

„Sollen wir..gemeinsam Klavier spielen?", fragte er vorsichtig.

Klavier? Ich hab schon lange kein Klavier mehr gespielt. Ich glaube, ich habe es..verlernt..

Als ich Frisch von Katsuki getrennt war, fand ich Ruhe, wenn ich Klavier spielte. Natsuo hat es mir beigebracht, als ich noch klein war, da er selbst immer spielte. Er machte auch bei solchen Klavier-Wettbewerben mit, was ich echt bewunderte. Früher war ich dauernd zu in seinem Zimmer, um mich mit der Musik, die ich selber spielte, zu beruhigen.

Die Töne, die das Klavier von sich gab, spiegelten meine Gedanken wieder. Meinen Chaos. Meine Sehnsucht nach Ruhe. Nach Liebe.. mit der Musik konnte ich meine Gefühle rauslassen.

Irgendwann wechselte ich auf digitale Musik. Ich hörte zwar Klaviermusik, aber spielte nicht mehr selbst.

„Ich weiß nicht, Natsuo..", murmelte ich unsicher, als ich meinen Blick senkte. „Och, komm schon. Dann kannst du mir ja zeigen, was du noch so kannst.", schlug er schmollend vor, bevor ich seufzte und mit ihm aufstand. Wir gingen in sein Zimmer, wo das Klavier stand. Ich setzte mich auf den Stuhl für zwei und starrte auf die Tasten. Ich war mir so unsicher. Das Teil hatte ich lange nicht mehr berührt. Was wäre, wenn es mir hiernach noch schlechter geht?

"Dear Love.."| A Todobaku StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt