14. Kapitel

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Teichpfote kauerte am Boden, den Schweif ein ganzes Stück zu weit in die Luft erhoben. Sein Jagdkauern sah noch recht unbeholfen aus. Bei den letzten Versuchen, etwas zu fangen, hatte er nicht genug darauf geachtet, wohin er trat und sie Beute durch das Rascheln seiner Pfoten im Laub oder das Knacken eines Astes verjagt.

Klippenfall beobachtete, wie sein Schüler sich Schritt für Schritt einer Maus näherte, die einige Fuchslängen entfernt im Moos saß und an einem Samen knabberte. Er ist zu nervös, stellte er fest. Er scheint auf alles, was ich ihm erzählt habe, gleichzeitig achtgeben zu wollen und jedes Mal, wenn ihm das nicht gelingt, wird er unsicherer.
Dabei hatte Klippenfall seinem Schüler schon ein paar Mal erklärt, dass das Jagen – ebenso wie alles andere was sie trainierten – bei keiner Katze auf Anhieb klappte. Es war immer erst Übung nötig, bis man bestimmte Bewegungsabläufe so weit verinnerlicht hatte, dass sie kaum mehr Konzentration forderten. Teichpfote hatte zwar genickt, doch Klippenfall hatte nicht den Eindruck, dass sein Schüler es wirklich verstanden hatte.

Inzwischen war Teichpfote an einem Farnbüschel angekommen und starrte von dort aus zu der Maus hinüber. Wenn er sie fangen wollte, so müsste er schnell sein. Der Nager kauerte nur wenige Mauselängen von einem Loch unter einer Wurzel einer nahen Eiche entfernt. Einige Herzschläge verstrichen, in denen Teichpfote sich nicht rührte, dann setzte er sich langsam in Bewegung. Er schlich in einem Bogen um die Maus herum, hatte offenbar bemerkt, dass der Wind von ihm zu seiner Beute hinüber wehte und sein Geruch ihn verraten könnte. Er huschte von Versteck zu Versteck, verbarg sich hinter Brombeerranken, einem umgefallenen Baumstamm, Tannenzweigen...

Diesmal könnte er Erfolg haben... Wenn er jetzt noch auf diesen Ast achtgibt, der da direkt vor seinen Pfoten liegt, hat er es so gut wie geschafft.

Doch Teichpfotes Blick war starr auf die Maus gerichtet. Klippenfall wünschte, er könnte den Schüler warnen, aber er konnte nichts tun, ohne die Beute zu alarmieren. Das Knacken, mit dem der Ast zerbrach, ließ Teichpfote zusammenzucken. Das Beutetier schreckte ebenfalls hoch und schoss auf seinen Bau unter der Wurzel zu. Teichpfote jagte hinterher, die Maus verschwand in dem Erdloch, er angelte mit der Pfote darin herum, doch vergebens. Als klar war, dass auch diese Jagd erfolglos bleiben würde, kam der Schüler mit hängendem Kopf zu Klippenfall zurück getrottet.

»Achte nächstes Mal mehr darauf, wohin du trittst«, riet der Teichpfote. »Dass du auf die Windrichtung geachtet hast, war gut. Und dafür, wie du die Fährte bis hierher verfolgt hast, hast du ebenfalls ein Lob verdient!«
Gerade auf Letzteres war Klippenfall stolz. Den Geruch der Maus hatte Teichpfote noch vor ihm und Hagelsturm, die irgendwo in der Nähe sein musste, bemerkt.

Als Schüler und Mentor ihren Weg durch den Wald fortsetzten, schien Teichpfote noch immer niedergeschlagen. Klippenfall beschloss, mit dem Training auf der Mooslichtung weiterzumachen und ihn erst wieder richtige Beute jagen zu lassen, wenn Teichpfote das Jagdkauern sicherer beherrschte.

Gerade wollte er ihn nach Hagelsturms Geruch suchen lassen, um seiner Schwester seinen Entschluss mitzuteilen, da hörte er donnernde Schritte. Einen Moment später erkannte er Hagelsturm, die auf ihn zu rannte.

»Hey ihr!«, begrüßte sie die beiden. »Auch schon was gefangen?«

Teichpfote schüttelte den Kopf und schien noch ein Stück weiter in sich zusammenzusacken.

»Ach, ist doch nicht weiter schlimm«, miaute Hagelsturm gut gelaunt. »Pech bei der Jagd hat jeder mal.«

Sie wandte sich an Klippenfall. »Weißt du, ich muss die ganze Zeit an die Prophezeiung denken. Wir sind schon seit mehreren Sonnenaufgängen zurück im Clanterritorium und es ist nichts passiert! Ich dachte, wir sollten uns beeilen und trotzdem wissen wir überhaupt nichts darüber, was sie bedeuten soll!«

Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt