Rankensee war ziemlich außer Atem, als sie ihr Ziel erreichte. Im BlattClan-Lager hatte sie bereits Bescheid gegeben, woraufhin alle übrigen Krieger zu dem Kampf aufgebrochen waren und nun war sie im Herzen der FederClan-Jagdgründe angekommen. Erst ein einziges Mal hatte sie das Lager des anderen Clans besucht: Damals, als sie, Hagelsturm und Klippenfall gerade zu ihrer Kriegerprüfung aufgebrochen waren und ihre Freundin unbedingt einen unerlaubten Abstecher zum Ahnenbaum im FederClan-Territorium hatte machen wollen. In diesem Moment war Rankensee zum ersten und wohl auch einzigen mal dankbar für Hagelsturms Übermut und die Tatsache, dass sie damals am Ahnenbaum von den Kriegern des feindlichen Clans erwischt worden waren. Man hatte sie ins FederClan-Lager mitgenommen, damit Wasserstern entscheiden konnte, was mit ihnen nach dem verbotenen Grenzübertritt geschehen sollte. Dadurch hatte Rankensee eben zumindest gewusst, in welche Richtung sie vom Ahnenbaum aus abbiegen musste, um zum Lager zu gelangen. Zwar hatte sie sich danach dennoch in dem fremden Territorium fast verlaufen, doch schließlich hatte sie richtigen Weg gefunden.
Der Lagerwall war gerade vor ihr aufgetaucht, als ihr zwei FederClan-Krieger den Weg versperrten.»Was willst du hier?«, verlangte einer von ihnen zu wissen.
Sonnenpelz hieß er, erinnerte sich Rankensee.»Ich muss mit Wasserstern sprechen!«
»Und weshalb wartest du dann nicht an der Grenze auf eine Patrouille, um sie darum zu bitten, dich hierher zu bringen?«, zischte der andere Krieger, Hummelschatten. »Warum dringst du einfach in unser Territorium ein, als würde es dir gehören?«
»Es ist dringend. Ich habe keine Zeit zu verlieren«, miaute Rankensee etwas unsicher.
Wie der FederClan wohl auf die Forderung, uns zu helfen, reagieren wird? Hat er überhaupt einen Grund das zu tun? Oder werden sie nur über das lachen, was ich ihnen sagen werde? Anfangs war Rankensee noch optimistischer gewesen. Doch dann hatte sie begonnen, darüber nachzudenken, wie genau sie dem FederClan ihre Bitte nach Verstärkung im Kampf unterbreiten sollte und noch hatte sie keine Antwort auf diese Frage gefunden.
»Na dann, komm mit«, miaute Sonnenpelz und führte Rankensee unter geknurrtem Protest seitens Hummelschatten ins Lager. Dort bat er sie zu warten und verschwand in einem der Baue.
»Wasserstern?«, hörte sie ihn miauen. »Eine BlattClan-Kriegerin ist hier, die mit dir sprechen will.«
Rankensees Nervosität wuchs von Herzschlag zu Herzschlag an, während sie sich die passenden Worte zurecht legte. Um sie herum tauchten nach und nach die Krieger des FederClans auf und beobachteten sie skeptisch. Getuschel war von überall her zu hören.
Aus der Kinderstube stolperten zwei Junge, eine schwarzweiße und eine hellbraune Kätzin. Letztere erkannte Rankensee sofort wieder. Es war Ampferjunges, das Junge, das von dem Adler entführt worden war und überlebt hatte. Erfreut stellte Rankensee fest, dass sie sich von ihren Wunden erholt zu haben schien.
»Das ist Rankensee!«, jubelte Ampferjunges und hüpfte um das andere Junge herum, das dem Alter nach zu urteilen wohl ihre Wurfgefährtin war. »Eine der BlattClan-Katzen, die mich gerettet haben!«
Sie flitzte zurück zur Kinderstube und rief in die Dunkelheit des Baus hinein: »Erlenjunges, komm raus! Eine von den Katzen ist hier, die mich aus dem Adlernest befreit haben.«
Sie erhielt keine Antwort. Ein paar Herzschläge wartete Ampferjunges. Ihre zuvor so aufgeweckte Haltung sackte in sich zusammen. Ihr Schweif schleifte auf dem Boden und sie blickte auf ihre Pfoten, als sie sich umdrehte und zu Rankensee in die Mitte der Lichtung tappte.
Ihre Schwester eilte an ihre Seite und drückte tröstend an sie, dann blickte Ampferjunges zu Rankensee auf. »Erlenjunges geht es nicht gut, seit Rindenjunges tot ist. Er war ihr Bruder.«
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Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2
FanfictionVier Monde nach Rankensees, Hagelsturms und Klippenfalls Rückkehr zu den Clans spitzt sich die Lage langsam zu. Die Clankatzen sehen einer harten Blattleere entgegen und während die drei jungen Krieger von einigen als Retter aus der Not gefeiert wer...