Klippenfall beobachtete, wie Rauch, Qualm, Biene und Beere zwischen den Bäumen verschwanden. Er wusste, wohin sie unterwegs waren, wusste, dass Rauch das Lager angreifen wollte. Das hatte ihm Schimmer eben verraten, als seine und Hagelsturms Kraft noch ausgereicht hatte, um sich gegen ihre Gegner zur Wehr zu setzen. Die Stammeskätzin hatte sich bei Rauch erkundigt, wann sie endlich zum Lager des NachtClans aufbrechen würden. Ihre eigentliche Mission, hatte sie das genannt, die, wegen der dieser Kampf erst einen Sinn ergibt. Dass Klippenfall, den Rauch in diesem Moment am Boden festgehalten hatte, sie ebenfalls gehört hatte, schien Schimmer dabei überhaupt nicht interessiert zu haben. Offenbar war sie sich ihres Sieges so sicher gewesen, dass es sie nicht gekümmert hatte, ob eine NachtClan-Katze von ihrem Plan wusste.
Rauch hatte ihr gesagt, dass sie ein Mäusehirn sei und nicht alles verraten sollte. Jedoch war es ein Jungenspiel für sie gewesen, dafür zu sorgen, dass Klippenfall mit seinem Wissen ihren Plan nicht vereiteln konnte. Er hatte es lediglich geschafft, Hagelsturm und Rankensee vom Vorhaben der Stammeskatzen zu erzählen, bevor er hatte aufgeben müssen.
Das Bündnis aus BlattClan, Stamm und FederClan war so weit überlegen, dass es Rauch leicht hatte verantworten können, für ihn, Hagelsturm und Rankensee einige Wachen einzuteilen und dann mit ihrer eigenen Patrouille das Schlachtfeld zu verlassen, ohne eine Niederlage zu riskieren.
Klippenfalls Wunden brannten und sein Fell fühlte sich unangenehm klebrig an von dem Blut, das hindurch sickerte. Nein, entkommen würden sie nicht und auch um Hilfe zu rufen, hatte keinen Sinn, denn all seine Clangefährten kämpften auf der gegenüberliegenden Seite des Donnerwegs.
Neben ihm protestierte Hagelsturm noch immer gegen ihre Gefangennahme, doch das würde ihr nichts bringen. Sie konnte noch so viel um sich schlagen und sich beschweren, am Ende würden sie keine andere Wahl haben, als sich von den Stammeskatzen in ihr Lager bringen zu lassen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie genau so erschöpft vom Kampf war, wie Klippenfall. Sogar Rankensee wirkte nicht, als könne sie sich noch gegen irgendjemanden verteidigen, obwohl sie auf der überlegenen Seite des Bündnisses gekämpft hatte. Dass sie nun ebenfalls zur Gefangenen des Stammes geworden war, lag einzig und allein daran, dass sie gegen Rauchs Vorhaben protestiert hatte. Klippenfall wünschte, sie hätte es nicht getan. Dann hätte Rauch sicherlich keine Gefahr in ihr gesehen, sie laufen lassen und sie hätte Regenstern warnen können. Es musste unbedingt verhindert werden, dass Rauch das Lager angriff, das nicht zuletzt auf Klippenfalls eigene Empfehlung hin ungeschützt zurückgeblieben war. Nur sein Vater Nebeltau, der den Heilerbau noch nicht wieder hatte verlassen dürfen und die beiden Ältesten, Nadelschatten und Krallenherz, waren noch dort.
Doch nun war es zu spät. Nun half nur noch, die Augen offen zu halten und nach irgendeiner anderen Möglichkeit zu suchen, sich zu befreien. Oder? Vielleicht war es doch einen Versuch wert, nach Hilfe zu rufen. Selbst wenn seine Chancen schlecht standen, wäre es mäusehirnig, einfach untätig zu bleiben.
Klippenfall holte tief Luft, rief nach seinen Clangefährten, doch gerade in diesem Moment kam ein Monster über den Donnerweg heran gebraust und übertönte ihn. Eine Pfote traf ihn mit ausgefahrenen Krallen und solcher Wucht am Kopf, dass er einige Schritte zur Seite taumelte.
»Versuch das ja nicht nochmal!«, zischte einer der Stammeskater.
»Wir werden sofort losgehen«, entschied seine Stammesgefährtin. »Esche geht voran!«
Rankensee und Klippenfall folgten dem Befehl ohne Widerspruch, während Hagelsturm erst durch ein paar Krallenhiebe dazu zu bewegen war, aufzustehen.
***
Während er sich hinter Rankensee her schleppte, grübelte Klippenfall darüber nach, was genau Rauch überhaupt beabsichtigte. Warum hält sie es für nötig, das Lager anzugreifen? Es ist schon jetzt offensichtlich, dass dieser Kampf in einer verheerenden Niederlage für uns enden wird! Wie sollen wir auch gegen zwei verbündete Clans und einen Stamm siegen?
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Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2
FanfictionVier Monde nach Rankensees, Hagelsturms und Klippenfalls Rückkehr zu den Clans spitzt sich die Lage langsam zu. Die Clankatzen sehen einer harten Blattleere entgegen und während die drei jungen Krieger von einigen als Retter aus der Not gefeiert wer...