13. Kapitel

18 1 0
                                    

Rankensee betrachtete die drei winzigen Fellbündel, die an Birkensees Bauch im Dämmerlicht der Kinderstube schliefen. Sie waren noch keinen Sonnenaufgang alt.
Als Moon Rankensee berichtet hatte, dass alles gut gegangen war und Mutter wie Junge zwar müde aber gesund waren, hatte sie erleichtert aufgeatmet. Nachdem Borkensprung ihr von den Schwierigkeiten bei der Geburt von Birkensees erster, inzwischen verstorbenen Tochter erzählt hatte, hatte sie sich schreckliche Sorgen gemacht.

Die Königin blinzelte sie an und gähnte.
»Sind sie nicht wunderbar?«, miaute sie und ringelte ihren Schweif enger um die drei kleinen Katzen.
Es waren eine schildblattfarbene und eine hellbraune Kätzin sowie ein hellbrauner Kater mit dunklen Pfoten. Birkensee und ihr Gefährte Kieselfang hatten sie Glutjunges, Schilfjunges und Roggenjunges genannt.

Rankensee wollte ihrer Freundin gerade antworten, als außerhalb des Baus Rufe ertönten.

»Das sind sie«, miaute sie, bevor sie sich verabschiedete und aus der Kinderstube ins Freie tappte, um zu sehen, was los war.

Kaum war sie um die Ecke gebogen, hielt sie verwundert inne. Das war Flamme, die da mit schlammverschmiertem Pelz mitten im Lager stand. Was will sie hier und warum ist ihr Fell so dreckig?

Überall um sie herum wurden die Pelze gesträubt und Krallen ausgefahren. Die Krieger hielten Abstand zu der FederClan-Kätzin, die einst zu ihnen gehört und sie dann verraten hatte. Noch. Wenn Rankensee sich umsah, schien es ihr, als würden sich die meisten Katzen am liebsten auf Flamme stürzen und ihr das Fell über die Ohren ziehen.

Nur die ehemaligen Streuner Kielfang, Borkensprung und Kleestaub, sowie Flammes Tochter sahen recht gelassen aus. Jades Blick zuckte zwar zwischen ihrer Mutter und ihren Clangefährten hin und her, doch ihr Pelz lag glatt an ihrem Körper.

»Blattschatten!«, rief Flamme, die offensichtliche Feindseligkeit der BlattClan-Katzen ignorierend.

Die Anführerin trat aus ihrem Bau. Rankensee erkannte keine Spur Verwunderung in ihren Zügen, ebenso wenig wie irgendeine andere Gefühlsregung.

»Was willst du hier?«, verlangte sie zu wissen.

Flamme neigte den Kopf. »Es wurden Junge aus dem FederClan von Adlern entführt und ich weiß von dem Nest, das diese Fuchsherzen an der Grenze zum NachtClan errichtet haben. Möglicherweise können wir sie retten.«

»Warum bringt Flamme dann keine FederClan-Katzen zur Verstärkung mit? Und was soll der Schlamm in ihrem Pelz?«, zischte Kieselfang, der neben Rankensee stand, leise.

Die Kriegerin wusste darauf keine Antwort und bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, sprang Eagle auf Flamme zu.

»Für diese Jungen interessierst du dich, aber für dein eigenes nicht?«, knurrte er.

Flamme wirbelte zu ihm herum. »Würdest du sie etwa nicht vor dem sicheren Tod retten wollen?«

»Doch, natürlich!« Eagle schnaubte vor Wut. »Was bildest du dir eigentlich ein? Du...«

Weiter kam er nicht, denn er wurde von Jade unterbrochen. Die Schülerin war zwischen Flamme und Eagle getreten und miaute an ihren Vater gewandt: »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass meine Mutter bereut, was sie getan hat? Diesmal macht sie es besser.«

»Das wird sie bestimmt«, murmelte Blattstern und fügte dann lauter hinzu: »Aber wir haben keine Zeit, dies nun auszudiskutieren. Das Leben der Jungen ist in Gefahr. Borkensprung, Jade, Kieselfang, Kleestaub und Rankensee, ihr werdet Flamme begleiten und helfen, sie zu retten.«

Die genannten Krieger traten vor und verließen angeführt von Flamme das Lager. Während Rankensee hinter ihnen her sprang, fiel ihr auf, dass abgesehen von Jade keine einzige Katze der ehemaligen Streunerbande die Rettungsmission begleitete. Aber das war auch gut so. Sie durften sich jetzt nicht von Streitereien über Flammes Fehler aufhalten lassen, selbst wenn Rankensee jeden verstanden hätte, der damit angefangen hätte.

Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt