Epilog
erster Teil
Da! Mitten in der feinen Schneeschicht waren einige Blätter hochgewühlt worden. Vorsichtig schlich Rankensee näher und prüfte die Luft.
Der Geruch nach Eichhörnchen flutete ihre Sinne. Nur noch selten wagten sich die kleinen Nager aus ihrem Nest, doch irgendwann bekamen auch sie Hunger und mussten fressen. Dank des Schnees war die Spur der Beute alles andere als schwer zu verfolgen. Sie führte direkt auf eine alte Eiche zu. Rankensee fand auch an ihrem Stamm den Geruch des Eichhörnchens und sah hoch oben in den Ästen ein rundes Nest.
Inzwischen stand die Sonne hoch über ihrem Kopf und obwohl sie sich seit Sonnenaufgang auf der Jagd befand, hatte sie noch kein einziges Mal Erfolg gehabt. Das lag weniger daran, dass die Blattleere allmählich einsetzte, nein, der Grund war vielmehr der erst einen Sonnenaufgang zurückliegende Kampf gegen den NachtClan und alles, was sie über Storm herausgefunden hatte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie ihre Mutter vermisst, bereut, dass sie nie die Gelegenheit gehabt hatte, sie besser kennenzulernen und sich gefreut, wenn sie doch einmal ihre Stimme gehört hatte. Nicht ahnend, dass Storm die ganze Zeit über ein finsteres Spiel mit ihr gespielt hatte. All das, die Enttäuschung, die Fassungslosigkeit, aber auch das Gefühl ihre Familie nun wirklich verloren zu haben, hielt sie davon ab, wirklich konzentriert zu jagen.
Noch immer stand Rankensee zwischen den Wurzeln der alten Eiche und betrachtete das Nest des Eichhörnchens. Es befand sich viel zu weit oben, als dass sie es hätte erreichen können. Die Äste schienen dort zu dünn für eine ausgewachsene Katze wie sie es war und der Stamm der Eiche war auf dem unteren Ende zwar rau, doch auch kaum mit Ästen versehen. Hinauf zu klettern wäre nicht das Problem, doch Rankensee war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, anschließend wieder sicher den Boden zu erreichen. Es mochte kalt sein und der Frischbeutehaufen wurde von Tag zu Tag kleiner, doch eine verletzte Kriegerin würde dem Clan auch nicht helfen. Besser, sie suchte sich andere Beute.
Aufmerksam den Boden in ihrer Umgebung musternd lief sie um den Baum herum und stellte fest, dass direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Stammes ebenfalls eine Spur davon weg führte. Ebenfalls Eichhörnchen. War die Beute vielleicht doch am Boden geblieben?
Mit der Nase dicht über dem schneebedeckten Laub folgte Rankensee der Fährte. Diese führte sie um einen Blätterhaufen herum, den der Wind gegen einen jungen Strauch geweht hatte. Dahinter entdeckte Rankensee tatsächlich das Eichhörnchen, das im Boden scharrte.
Sie würde aufpassen müssen, dass das viele Laub nicht unter ihren Pfoten raschelte. Die Kriegerin ließ sich ins Jagdkauern fallen und begann, sich anzuschleichen.
Ein Rascheln ertönte. Im ersten Moment dachte Rankensee, sie sei nicht vorsichtig genug gewesen, bevor sie realisierte, dass irgendwo in der Nähe ein anderes Tier unterwegs sein musste.Das Eichhörnchen ließ von der kleinen Mulde ab, die es bereits gegraben hatte und flitzte in einem Bogen um Rankensee herum. So ein Mäusedreck! Die Kriegerin wirbelte herum. Ihre Ballen rutschten über feuchtes Laub und Schnee und beinahe wäre sie gestolpert. Als sie sich endlich wieder gefangen hatte, sauste das Eichhörnchen bereits den Stamm der Eiche hoch. Es bestand keine Chance, es wieder einzuholen.
»Rankensee«, ertönte ein Miauen. »Endlich habe ich dich gefunden. Entschuldige, dass ich deine Beute verscheucht habe.«
Rankensee wandte sich dem Kater zu, der eine Fuchslänge entfernt aus dem Unterholz aufgetaucht war.
»Hallo, Weide«, begrüßte sie ihn.
»Ich weiß nicht, wie lange wir noch hier bleiben werden«, miaute Weide. »Ich denke, wir werden bald aufbrechen, dann werden sich die Wege des Stammes und der Clans wieder trennen. Aber vorher wollte ich meine Tochter kennenlernen. Das ist bestimmt alles nicht leicht für dich. Dass gerade dieser Kater dein Vater sein soll, der unter den Katzen als verrückt gilt.« Weide sah betreten zu Boden. »Und dass deine Mutter für all das Unheil mitverantwortlich ist. Ich wünschte, es wäre alles anders gelaufen.«
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Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2
FanficVier Monde nach Rankensees, Hagelsturms und Klippenfalls Rückkehr zu den Clans spitzt sich die Lage langsam zu. Die Clankatzen sehen einer harten Blattleere entgegen und während die drei jungen Krieger von einigen als Retter aus der Not gefeiert wer...