Kapitel 11

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"Wo bin ich", flüsterte ich und versuchte meine Augen aufzumachen.

Mein Kopf schmerzte und mir war schwindelig. Langsam öffneten sich meine Augen und ich konnte, wenn auch nicht sehr klar, eine Gestalt vor mir erkennen. Jetzt fiel es mir wieder ein. Der Lift. Er war stecken geblieben. Lebte ich noch? Ich fasste mir an den Kopf. Vor lauter Nachdenken begann der Schmerz ärger zu werden.

"Mrs. Sommer wie geht es ihnen?", sprach eine dunkle Stimme.

Ich blinzelte nochmals und erkannte einen Mann in einer Arztuniform. War ich etwa im Krankenhaus? Wie peinlich wäre es, wenn jetzt jeder in dieser beschissenen Firma wusste, dass ich Angst vor einem Lift hatte.

"Ehm ja danke so einigermaßen gut", murmelte ich und rappelte mich im Krankenbett auf.

Das Krankenzimmer beinhaltete nur einen Kasten und eine Couch auf der mein Bruder saß und schlief. Ich kicherte, weil es so lustig aussah. Der Arzt verließ das Zimmer und ich versuchte aus dem Bett zu klettern, was schwerer war als gedacht. Als es an der Tür klopfte, wollte ich gerade einen nächsten Versuch starten, kippte aber wieder um und landete in zwei starken Armen. Ich richtete mich auf und blickte in die blauen Augen von Jonathan.

"Was willst du hier?", knurrte ich laut.

Ich stand nun eine halbe Nasenspitze entfernt von ihm und blickte ihm drohend in die Augen. Er war schuld, dass ich so früh Lift gefahren war. An allem war er Schuld..

"Ich wollte schauen, wie es dir geht, aber wie ich sehe, geht es dir mehr als gut, wenn du mich schon wieder anschreien kannst", brachte er lachend hervor.

Ich kam mir vor wie ein Kleinkind. Nahm mich denn niemand ernst? Nicht mal Dad nahm mich ernst. Meine Wünsche waren wohl tabu für diese Welt. Warum musste ich so bevormundet werden?

"Schwesterchen du bist ja schon wach", sagte auf einmal mein Bruder schmatzend neben mir.

Ich umarmte ihn und ging wieder zurück zum Bett. Meine Augen waren so müde und das lange Stehen hatte mich schon wieder schwach gemacht.

"Könntet ihr bitte gehen, ich will schlafen", sagte ich zähneknirschend.

Jonathan und mein Bruder sahen sich verdutzt an. Wie ich diese Blicke hasste..

"Ja ich komme alleine klar, verstanden?".

Die Beiden verließen endlich den Raum und ich atmete erleichtert durch. Es braucht mir ab heute niemand mehr zu sagen, wie ich zu leben hatte.. Schon gar nicht Jonathan. Er wird noch sehen, wie ich sein konnte.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 17:00 Uhr war. Nicht gut, denn mir wurde bewusst, dass ich heute ein Date hatte mit Liam um 18:00 Uhr. Und arbeiten musste ich auch. Meine Klamotten hatte ich noch an. Ich zog schnell meine Schuhe aus und versuchte nicht wieder umzufallen. Ich riss die Infusion aus meinem Arm und nahm schnell das ganze Zeug, dass ich von mir finden konnte. Danach lief ich schnell aus dem Zimmer. Wenn das mein Vater mitbekommen würde, dass ich einfach so aus dem Krankenhaus verschwinde...

Das Krankenhaus lag vielleicht 10 Minuten von meinem neuen Apartment entfernt. Ich lief so schnell wie schon lange nicht mehr und stolperte aber fast jeden Meter. Mein Kopf pochte noch immer und ich fühlte mich wie ein Stofftier. Ich hatte auch endlich kürzer als erwartet meine Wohnung erreicht und sperrte die Eingangstür auf. Ich ging dieses Mal zu Fuß hoch, da ich vor dem Lift Angst hatte und erst einmal nicht in Verbindung mit diesem Ding sein wollte. Oben angekommen atmete ich tief durch. Mir wurde schon wieder übel, doch es ging gerade noch so, dass ich die Wohnung aufsperren konnte.

Das Apartment war schon eingerichtet und ich sah die Sachen, die mein Bruder heraufgebracht hatte.

"Katy bist du hier?", rief ich durch die Wohnung.

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