Ich richtete meine blonde Perücke und blickte noch einmal in meinen großen Spiegel hinein, um völlig sicher zu gehen, dass ich nicht erkannt werde. Meinen normalerweise eleganten Klamottenstil hatte ich in einen rockigen Stil verwandelt. Ich trug eine blaue Jeans, ein schwarzes T-Shirt und dazu noch schwarze Boots. Eine schicke Mütze zierte nun auf meiner blonden Perücke und ich schnappte mir noch schnell meine Lederjacke. Perfekt. Meine Gitarre lag schon bereit unter meinem Bett und ich musste sie nur noch herausziehen.
Auf Zehenspitzen tapste ich hinunter und öffnete vorsichtig die Haustüre. Später musste ich aber durch den Hintereingang, weil ansonsten der Alarm losging und das durfte natürlich nicht passieren. Mit schnellen Schritten ging ich den Weg entlang und rief mir danach ein Taxi. Genauer gesagt rief ich Josh an. Josh ist Taxifahrer und er war der einzige der mein Geheimnis wusste. Entschuldigt mich, dass ich dies noch nicht erwähnt hatte. Ich kannte ihn schon seit meiner Kindheit, weil ich damals mit der Tochter von seiner Schwester sehr gut befreundet war. Er war oft dort und ich freundete mich mit ihm an. Ich erzählte ihm alles, mehr als meiner besten Freundin. Er war sozusagen mein persönlicher Psychologe für alle Fälle.
Josh war gerade mal 20, er hatte die Schule geschmissen und ist jetzt eben in seinen Job als Taxifahrer geschlüpft. Er mag seinen Job sehr und das gefällt mir an ihm. Eine kleine Wohnung war sein Schlafplatz und er hatte nur wenig Geld. Aber Josh begnügte sich mit dem was er hatte und genau das war so bewundernswert an ihm. Er verstand mich mehr als irgendwer anderer.
"Hey Josh", sagte ich und stieg in das gelbe Taxi hinein.
"Na Maddy auf nach London City?", sagte er und lächelte mich mit seinen weißen Zähnen an.
"Ja sicher doch!", schrie ich und klatschte aufgeregt.
Dieser Teil meines Lebens war anders. Vertrauter und Schöner. Ich passte in die Rolle einer Musikerin, wie die Faust aufs Auge. Ich war dafür geschaffen zu singen, nur mein Dad wollte dies nicht akzeptieren.
"Und was läuft so im Hause Summer?", fragte er mich neugierig.
"Ach immer der gleiche Mist, heute war Walross da und die Klavierlehrerin und vorher hat mir mein Dad gesagt das morgen wichtige Geschäftsleute kommen und ich mich ja anständig benehmen soll", sagte ich und wurde zum Schluss hin immer leiser.
"Oh, das heißt morgen gibt es keinen nächtlichen Ausflug?".
"Ja leider, du weißt ja, diese hochwohlgeborenen Menschen bleiben bis zum Mitternachtsschlag", seufzte ich.
Wir hielten an der Kreuzung.
"Wenn ich dein Vater wäre hätte ich dich schon längst machen lassen, was du willst", sagte er und legte mir die Hand auf die Schulter.
"Ich weiß ja, aber leider bist du nicht mein Vater", schluchzte ich und öffnete die Autotüre.
"Hier dein Geld Josh, behalte den Rest", sagte ich und gab ihm die 40€.
"Ach Maddy ich hab dir gesagt bei mir brauchst du nicht zahlen ich fahre dich gerne hierher".
"Du bekommst schon so schlecht bezahlt, das ist das mindeste, was ich für dich tun kann", sagte ich und blickte in mitleidig an.
Er schenkte mir ein herzliches Lächeln und sagte noch ein kurzes "Tschüss". Ich schlug die Autotür zu und begab mich an den ganzen Geschäftern vorbei.
Ich denke mal ihr kennt alle London und wisst was für eine riesen Stadt das ist. Das Nachtleben war hier sehr berühmt und meistens blühte die Stadt erst dann richtig auf. Meine Augen wurden immer größer als ich an den vielen Läden vorbei ging. Erst gestern hatte ich einen Eintrag in der Zeitung gelesen, dass ein Club neue Talente suchte. Ich fragte mich, ob ich es dort probieren sollte. Ich war zwar erst 16, aber ich konnte mich ja älter machen lassen. Also das war nun kein Problem. Normalerweise war ich die Straßen gewohnt, die meine Bühnen waren und die ganzen Leute meine Zuschauer. Ich überlegte nicht lange und beschloss den Club aufzusuchen. Er hieß Jack'ros und war eigentlich ein sehr bekannter Club hier.

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RomansEin Mädchen. 2 Personen. 2 Leben. 1 Traum. Dieses Buch handelt von einem jungen Mädchen, dessen Leben vollkommen aus dem Ruder läuft. Sie setzt dabei nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel, sondern auch alles, was ihr wichtig ist. Ihre Familie. Ihre F...