Kapitel 14

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Ich blickte die Beiden verwirrt an. Mir war in diesem Moment gar nicht klar, wie sie hier überhaupt hineingekommen waren. Wahrscheinlich starrte ich eine Weile auf die Beiden und mein Gehirn schaltete gar nicht auf Anschrei-Modus.

"Ehhh, was macht ihr hier?", fragte ich noch immer verwirrt.

Was war eigentlich mit mir los? Ich sollte sie eigentlich anschreien und sie fragen, was sie in meinem Apartment verloren haben. Mir fiel überhaupt erst auf, dass ich noch das Kleid anhatte und aufgetackelt vor ihnen stand. Also um es klar auszudrücken, schaute ich komplett anders aus, als sie mich kannten. Doch den Beiden schien es gar nicht zu stören. Sie gaben sich einen schnellen Blick zu und Jonathan stand auf.

"Du wohnst ab heute bei mir".

Hatte ich das etwa gerade richtig verstanden? Meine Kinnlade klappte nach unten und ich schaute die Beiden noch verwirrter an als vorher. Langsam aber sicher schaltete mein Gehirn um und ich spürte die Wut in mir hochkriechen.

"Das kannst du sowas von vergessen, mein Vater würde das nie zulassen", schrie ich ihn an und ballte mich vor ihm auf.

Es sah sicherlich sehr komisch aus, wenn so ein kleines zierliches Mädchen, wie ich es war, vor einem großen starken Mann stand und auch noch bedrohlich wirken wollte. Wie auch nicht anders erwartet, grinste mich Jonathan an und strich mir ein Haar aus meinem Gesicht. Ich fand es aber gar nicht komisch und klatschte ihm eine ins Gesicht. Er sollte sich bloß nicht mit mir anlegen.

Klein aber oho!

Seine Gesichtszüge verengten sich und er packte mich am Arm. Es tat so unglaublich weh, dass ich vor Schmerzen aufstöhnte und um mich schlug.

"Lass mich los", zischte ich böse.

Doch er dachte gar nicht daran, hob mich auf und ging in mein Schlafzimmer. Er setzte mich unsanft ab, sodass ich auf mein Handgelenk fiel. Obwohl ich wieder vor Schmerz aufstöhnte, schien es Jonathan nicht zu stören und krammte eine große Sporttasche heraus.

"Pack ein paar Sachen ein, aber schnell wenns geht, ich hab nicht den ganzen Tag für so einen Kinderkram Zeit", befahl er mir aufgebracht und öffnete meinen Kleiderschrank.

Ich hiefte mich auf und vernahm sogleich einen Schmerz in meinem Kopf war. Die Kopfwunde war anscheinend noch nicht gut verheilt. Ich stützte mich am Bett ab und ging zu meinem Kleiderschrank und stopfte einige Sachen in die Tasche.

"Wenn das mein Vater erfährt, bist du dran", schrie ich Jonathan an und hob mit meinem schmerzenden Handgelenk die Tasche auf.

"Natürlich, er hat mir aber den Auftrag gegeben", sagte er grinsend und mein Atem stockte.

Was hatte er gerade gesagt? Mein Vater schickte mich zu einem Psychopaten? Das war doch nicht sein Ernst. Warum? Ich musste mich zurückhalten, um nicht zu weinen. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals hinunter. Lange bleibe ich dort sicher nicht. Mein Gehirn schmiedete schon Pläne, wie ich dort schnellstens wieder rauskomme.

"Komm jetzt endlich", sagte Jonathan aufgebracht und schupste mich zur Eingangstüre.

Connor seufzte nur und warf mir einen mitleidigen Blick zu. Warum sagte er nichts? Ich dachte wenigstens er sei vernünftig. Ein kräftiger Stoß von Jonathan nach draußen brachte mich fast zum Fallen. Er wiederte mich an. Obwohl ich vor dem Aufzug Angst hatte, zwingte er mich mit ihm hinunterzufahren. Aber er verstand ja nichts, rein gar nichts.

"Jonathan lass sie doch in Ruhe, ich glaube sie kann selber gehen", erwiderte Connor, als mich Jonathan wieder gepackt hatte und mich hinausgezogen hatte.

Endlich danke! Jonathan ließ mich genervt los und ich schlenderte schließlich hinter den Beiden her. Meine Hand tat weh, mein Kopf tat weh... einfach alles.

"Was hast du da überhaupt an", fragte mich Jonathan böse.

Ich biss meine Zähne zusammen. Natürlich würde ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Er war der Letzte, dem ich es verraten würde. Vorher sogar noch meinem Vater.

"Ich hab dich was gefragt, wo warst du?", stieß er bissig und wütend hervor.

So schon mal gar nicht. Bissige Frage. Bissige Antwort. Ich meinte, was glaubt er was er war? Der Kaiser von China oder was? Sicher nicht..

"Das geht dich gar nichts an", gab ich zischend von mir.

Connor verdrehte die Augen, als Jonathan mich wieder wütend beim Arm packte und ins Auto zog. Das glich ja schon fast an eine Geiselnahme. Ich verstand noch immer nicht, warum mein Vater das zu ließ. Er war so anders geworden seit Mum nicht mehr da war. Er war strenger und viel vorsichtiger als zuvor. Seine liebevolle Art und die Umarmungen gingen mir sehr ab. Aber eines fragte ich mich auch, warum ging ich hier eigentlich mit? Ich hätte mich noch mehr währen können. Ich war eindeutig zu dumm für alles. Morgen konnte sich mein Vater auf etwas gefasst machen.

My life . My choices.

"Steig ein", befahl er mir und ich erwachte aus meinen Gedanken.

Ich seufzte laut und setzte mich nach hinten. Wo wohnte dieser Psycho eigentlich? Er raste mit seinem teuren Auto die Straße entlang. Ich hielt mich hinten fest und versuchte ruhig durchzuatmen. Es musste doch einen Ausweg geben. Und in diesem Moment fiel mir auch schon eine Idee ein.

"Steig aus", befahl er mir und ich kroch widerwillig aus dem Auto heraus.

Jedesmal fragte ich mich, warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Er kannte mich nicht einmal so gut. Und warum musste er so verdammt gut aussehen?
Wir gingen zu einem riesigen Haus. Es glich schon fast einer Villa. War ja wieder sowas von klar, dass das Jonathan gehört. Es konnte ja auch nicht anders sein. Genervt vedrehte ich die Augen und strich durch mein zersaustes Haar. Er konnte sich auf etwas gefasst machen.

Wir gingen in das riesige Haus hinein. Joanthan ging die Treppe hoch und zeigte auf eine Türe.

"Das ist dein Zimmer", sagte er und öffnete die Türe.

Das Zimmer war klein und schlicht eingerichtet. Ein Bett stand darin und ein großer Schrank. Ich drehte mich um und bemerkte, dass Jonathan weg war. Langsam schlenderte ich mich zum Bett und ließ mich fallen. Warum? Ich dachte wieder daran meinen Plan umzusetzen. Ich holte mein Handy heraus, dass ich wenigstens nicht vergessen hatte.

Hey Josh,

Ich hätte eine Bitte an dich.. könnte ich bitte eine Weile deine Landhütte haben? Ich erkläre dir alles später! Kannst du mich um 18:00 Uhr in der Parkstraße 8 holen? Danke!

xx Maddy

Ich rieb meine Hände und lachte innerlich. Zuerst werde ich einmal eine Weile untertauchen. So konnte ich erstens einfach ins Jackro's abhauen ohne jemanden anzulügen. Das war eine der besten Ideen, die ich jemals hatte.

Nur wusste ich damals nicht, dass dies zu meinem großen Verhängnis wird...

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