Kapitel 15

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Es herrschte Stille. Ich schlich auf Zehenspitzen aus meinem Zimmer. Hoffentlich sah mich niemand. Besonders nicht Jonathan oder Connor. Ich musste mich von hier entfernen und das schnellstens, denn ich hörte Schritte. Schnell ging ich wieder in das Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Ich tat so als sei nichts. Wenige Minuten später stand Connor in meinem Zimmer.

"Bitte nimm ihn nicht so ernst", sagte er zu mir und setzte sich neben mich.

Schmollend verzog ich mein Gesicht und verschrenkte meine Arme. Warum machten die das? Warum mussten immer alle auf meinen Vater hören?

"Ich weiß du bist sauer, ich wollte es ja auch nicht..", sprach er weiter und ich schaute in hasserfüllt an.

Hätte er ihn doch überredet. Aber anscheinend war er dann doch nicht so willensstark und durchsetzungsfähig.

"Ich will jetzt schlafen", sagte ich murrend und schob Connor von mir weg.

Er nickte und begab sich zur Türe. Sein Kopf drehte sich noch einmal zu mir. Seine Augen waren voller Traurigkeit und Einsamkeit. An was lag das? Das Nächste was ich herausfinden musste. Irgendwie mochte ich ihn ja, aber er war ein Freund von Jonathan und ich hasste Jonathan. Wenn ich mit ihm befreundet sein würde, würde ich Jonathan immer sehen und das wäre mir zu viel.

"Es tut mir leid", sagte er noch und ging aus dem Gästezimmer in dem ich mich befand.

Ich schnappte meine Tasche und flitzte zum Fenster. 17:59 Uhr war es. Ich hatte genau das perfekte Timing. Ich öffnete das Fenster und blickte nach unten. Es war möglich, aber ob ich dort heil ankam, war eine andere Frage. Aber in diesem Moment war es mir sowos von egal. Ich wollte hier weg. So weit es nur ging. Abstand von allen Leuten, die hier waren und ich kannte. Meine Tasche warf ich mit einem Ruck nach unten. Ich kletterte zitternd auf das Fensterbrett.

Bitte lass mich heil ankommen..

Und ich sprang. Meine Füße kamen auf und ich zuckte leicht. Ein kurzer Schmerz duchzog meinen Kopf, aber das war ich ja schon gewohnt. Schnell schnappte ich meine Tasche und lief zu dem gelben Taxi, welches mir schon von weitem entgegen strahlte. Mit einer heftigen Bewegung öffnete ich die Autotüre und stieg schnaufend hinein.

"Maddy du kannst mir sagen, wenn du Schwierigkeiten hast", sagte Josh stirnrunzelnd.

Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte ein und auszuatmen. Mein Puls senkte sich langsam wieder und mein Herzschlag war wieder einigermaßen normal. Ich war froh, dass Josh mir das Haus gab. Dort würde mich niemand finden. Eine Weile konnte ich dort untertauchen und mich ausruhen. Was hieß schon ausruhen. Arbeiten im Jackro's würde ich natürlich nicht ausfallen lassen. Ich durfte das Auto von Josh's Tante für eine Weile haben. Er hatte es schon beim Landhaus untergebracht.

"Es ist sehr wichtig, dass du niemanden, wirklich niemanden sagst wo ich bin, oke?", sagte ich bittend und schaute ihn mit einem Hundeblick an.

Er seufzte. Ich wusste es war für ihn nicht leicht, aber er musste es machen. Für mich. Ich hatte das Gefühl einfach von jedem und allem auszuweichen. Und dies würde mir auch gelingen.

"Ok, aber bitte mach keinen Unsinn, ich mache mir wirklich Sorgen", murmelte er leise und besorgt.

Ich schnaufte erleichtert auf und umarmte Josh dankend. Er war einfach der Beste. Er war wie mein Bruder. Wo war eigentlich mein Bruder? Warum hatte er nicht etwas dagegen unternommen. Warum fielen mir alle in den Rücken? Selbst Katy traute ich nicht mehr über den Weg. Selbst Sam nicht.

"Mir geht es gut danke", sagte ich noch und stieg aus dem Auto.

Josh fuhr brausend weg. Ein leichter Windzug peitschte durch meine Haare. Es war kalt, deshalb ging ich auch sofort ins Haus hinein. Das Haus stand an einem kleinen See. Es war sehr klein, aber strahlte eine wundervolle Wärme aus. Oft war hier als kleines Kind mit meiner Mum. Es war unser Platz. Niemand anderer wusste davon, dass wir uns an diesem See ständig aufhielten und uns austobten..

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