💠Secrets💠

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Das Zimmer war gigantisch.
Wenn der Blonde dachte sein Altes in Incheon sei groß, hatte er sich gewaltig geirrt. Beinahe saalartig erstreckte sich ein großer Raum vor ihm. Jeweils zu beiden Seiten, links und rechts befanden sich zwei Betten, daneben ein Nachtschrank. Zu Jisungs Linken führte eine Tür ins Bad, so erklärte es ihm Jeongin und rechts fügte sich ein behgehbarer Kleiderschrank an, der mehr Platz bot, als er es von Zuhause gewohnt war.
"Irre, das ist hier ja purer Luxus", entwich es dem Blonden, während er durch den Raum schritt, um jede neue Einzelheit in sich aufzusaugen. Man konnte deutlich zu ordnen, wem welche Seite gehörte. Felix sein Bett war über und über mit Stofftieren bedeckt, an der Wand fanden etliche Bilder und Zettelein ihren Platz. Jeogin schlief vor dem blonden Energiebündel. Sein Schreibtisch wirkte auf ihn wie das Chaos selbst, überall stapelten sich Bücher und Papier. Einige total zerknittert und gefalten. Sein Bett sah auch so aus, als hätte es noch keine Säuberung erlebt. Seungmin hingegen wirkte auf ihn wie ein Ordnungsfanatiker. Jedes Papier, jedes Buch, jeder Stift und jeder Hefter lag da, wo er liegen sollte und keinen Zentimeter zu weit. Bilder hing nur eins. Und zwar eingerahmt über seinem Bett.
"Ich denke, du weißt, wo du dich einrichten darfst", sagte Seungmin und schenkte ihm dieses Lächeln. Der Blonde nickte und schleppte seine Koffer zu seinem neuen Gemach.
Gaya sauste zu ihm und inspizierte jede seiner Bewegung.
"Du riechst anders als die meisten Menschen hier", äußerte sie, während Jisung das Wichtigste aus seiner Tasche kramte. Sein Handy.
"Vielleicht liegt es an meinem Parfüm", entgegnete er, wobei er versuchte sich auf das Gerät zu konzentrieren. Denn er ahnte böses. Sie befanden sich schließlich auf einem Internat und er wusste noch nicht, ob sie es einkassierten, weswegen er jetzt nochmal alle seine Mails und Nachrichten checkte, um auf den Entzug vorbereitet zu sein, obwohl er das Gefühl hatte sich nicht darauf vorbereiten zu können. Er seufzte schwer, doch hingegen all seinen Erwartungen zeigte sein Smartphone volles Netz an. Er hatte hier Wlan. Dies war jedoch kein Trost, wenn er es wirklich abgegeben musste.
"Dieser Schuppen hier sieht zwar alt aus, ist aber auf dem neusten Stand der Technik, also keine Bange, hier gibt es kein Handyverbot. Du kannst es immer nutzen", erklärte ihm Felix und fischte sein Handy aus der Hosentasche.
Jisung nickte erstaunt. Das hatte er nun wirklich nicht gedacht. Die Schule entpuppte sich doch nicht als vollkommer Saftladen.
"Genug geplaudert! Jetzt wird es an der Zeit, dass wir dir die Schule zeigen!", funkte Jeongin dazwischen und zerrte Ihn mit zur Tür.

Der Weg führte sie durch einen Irrgarten an Gängen, über verwinkelte Treppen, durch einen großen Saal, der, laut Seungmin, die Cafeteria darstellte und Westen mit Osten verband.
Ihnen begegneten einige Schüler, viele blickten ihm neugierig entgegen, wohingegen die meisten Menschen ihm Verachtung schenkten. Er ignorierte sie. Doch eine andere Frage drängte sich in seinen Kopf.
"Wieso treffen wir keine Sirenen?", fragte er Jeongin, welcher neben ihm lief. Der Blonde blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn mit Entsetzen an.
"Woher weißt du von den Sirenen?", verlangte Seungmin zu wissen und verkreuzte die Arme vor der Brust.
Jisung war nicht blöd. Er konnte eins umd eins zusammenzählen. Wenn die Direktorin eine war, konnten andere nicht weit sein.
"Ich lebe nicht hintern Mond! Mir ist vorhin Eine begegnet."
Die drei Meermänner tauschten teils überraschte, teils besorgte Blicke.
Felix räusperte sich, während sie ihren Weg weiter fortführten.
"Die Schule ist in Abend- und Frühunterricht gegliedert. Die Sirenen interferieren nicht mit uns, da sie erst abends unterrichtet werden, wir dagegen mit den Menschen früh."
Jisung nickte verständnisvoll, wobei er jedoch darauf achtete, wie die anderen sich verhielten. Das war doch alles nicht normal.
"Und warum haben wir nicht mit ihnen zusammen Unterricht?"
Zwar kannte sich Jisung hier nicht aus, geschweige hatte er eine Ahnung von den Lebewesen, die hier lebten, doch der einzige Grund, der ihm einfiel, warum die Sirenen nichts mit den Menschen zu tun hatten, war, dass diese böse Absichten vorwiesen.
Bevor jedoch jemand der drei Antworten konnte, tauchte eine weitere Meerjungfrau auf. Ihr langes blondes Haar strahlte in der Intensität der Sonne, die hier gar nicht zu scheinen schien. Wann immer Jisung aus dem Fenster blickte, signalisierte ihm der düstere Himmel die Abwesenheit der Sonne. Er vermisste sie jetzt schon. Was eigentlich lächerlich war, wie konnte man die Sonne vermissen? Sie war nur eine gigantische, leuchtende Kugel, die hauptsächlich aus Sauerstoff und Helium bestand. Der Blonde wurde schier aus seinen Gedanken gerissen, als die ebenfalls blonde Schönheit ihm lächelnd die Hand entgegenstreckte.
"Du bist Han Jisung, stimmt's? Ich bin Kim Taeyeon, deine neue Klassenlehrerin. Frau Young schickt mich, um dir noch deine Bücher und deinen Stundenplan für das kommende Schuljahr zu überreichen."
Zu seiner Überraschung entsandten Ihre Finger Wärme, was bei Meerjungfrauen umd Sirenen gleichermaßen selten vorkommt. Vielleicht lag es auch an ihren Kräften.
Magie.
Davon hätte er auch gern ein Fünkchen. Gut, um ehrlich zu sein, vielleicht sogar ein bisschen mehr, als nur ein Fünkchen. Wirklich darüber nachgedacht hatte er noch nie. Aber es gab sie und er war neidisch auf die Wesen und fasziniert von ihnen zugleich. Sie konnten unter Wasser atmen, schwimmen, leben. Sie konnten auch an Land leben und Magie vollführen. Das wirkte auf ihn wie ein fantastisches Leben, wenn man von gewissen Umständen absah. Zum Beispiel die Tatsache das Sirenen, um erschaffen zu werden, grauenvolle Tode erleiden müssen, wohingegen Meerjungfrauen und Meermänner geboren werden, wenn dem Meer etwas geschenkt wird.
"Vergesst nicht, wenn ihr Jisung die Schule zeigt, dass ihr pünktlich halb neun in euren Zimmern seid!", ermahnte sie Frau Kim und huschte, nachdem sie Jisungs Arbeitsmaterial abgegeben hatte, an ihnen vorbei umd verschwand genauso lautlos, wie sie gekommen war.
Sie nahmen ihre Fahrt wieder auf, wobei Jisung die ganze Zeit darüber nachdachte, warum es hier eine Nachtruhe gab. Währenddessen betrachtete er die Gemälde und Artefakte, welche überall hangen. Manchmal hatte er das Gefühl, wenn er an einem Kunstwerk vorbeiging, es würde ihn mit seinen Augen verfolgen. Vielleicht war das, was die Sirene gesagt hatte wahr und das Haus lernte seinen Namen, verfolgte jeden seiner Schritte, ließ ihn nicht mehr gehen.
Und das beunruhigte ihn am meisten.
Kurz vor ihrem Zimmer konnte der Blonde nicht mehr an sich halten, und offenbarte die Frage, die ihm schon seit dem Treffen mit Frau Kim auf seiner Zunge lag.
"Warum zum Henker gibt es hier eine Ausgangssperre? Es ist ja nicht so, als würden hier Monster ihr Unwesen treiben, stimmt's?"
Für einen Moment herrschte eine peinliche Stille, in der keiner der Anwesenden ihn auch nur eines Blickes würdigte. Jisung schmiss die Arme in die Luft als Zeichen seiner Kapitulation.
Er gab auf, hier sprach er gegen drei Wände.
"Monster gibt es hier keine, pff, wie kommst du denn darauf?", wollte Felix ihn abwimmeln, doch anhand seiner Sprache und Körperhaltung verstand Jisung, dass er log.
Nur warum?
Was gab es hier gefährliches, dass man die Schüler Punkt neun Uhr in ihre Zimmer sperrte.
Diese Schule verbarg Geheimnisse.
Dunkle Geheimnisse.
Und Jisung würde sie herausfinden.
Ganz sicher.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Weiter geht's!
Was haltet Ihr von Jisungs Einstellung und Idee die Geheimnisse des Hauses herauszufinden?

Feel free to comment!

Erin🌸

Pearls {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt