💠Class💠

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"Wusstest du, dass Menschen sterben, wenn sie die Leber eines Eisbären essen? Sie können das viele Vitamin A, was darin enthalten ist, nicht händeln."
Jisung blickte von seinem Buch auf und starrte Felix verstört an.
"Manchmal frage ich mich, was in deinem Kopf abgeht und dann stelle ich mir vor wie ein Hamster in seinem Laufrad durch dein Gehirn flitzt", seufzte Seungmin und rollte mit seinem Stuhl in die Mitte. Gayas unterdrücktes Kichern drang bis zu Jisung durch. Im Augenwinkel sah er, wie Felix mit seinem Kissen ausholte und es nach dem Braunhaarigen schmiss. Doch dieser ließ sich davon nicht beirren, hob seine Hand und das Polsterstück änderte die Richtung. Felix wurde erbarmungslos getroffen, weswegen er sich theatralisch vom Bett rollte und keuchte. Jisung blinzelte, während er sein Kichern zurückdrängte und versuchte zu verstehen, was seine Augen gerade gesehen hatten.
"Das ist unfair! Du machst mich dumm und rettest dich durch deine Magie!", empörte sich der Blonde und zog eine Schnute. Nachdem der Meermann dies erwähnte, machte es klick bei ihm. Magie!
Dass seine Zimmerkameraden solche Kräfte besaßen, hatte er schon wieder vergessen. Die Tatsache sollte ihn eigentlich erschüttern, aber sein Inneres war die Ruhe selbst. Sie könnten ihn töten. Jedoch fühlte er sich in keinsterweise bedroht.
Er seufzte, anschließend klappte er sein Buch zu. Das, was er las, drang nicht in seinen Kopf hinein, dafür war er viel zu unkonzentriert, wobei er die ganze Zeit mit den Gedanken bei der bevorstehenden ersten Stunde mit Minho und den anderen Sirenen hing.
"Er wird dich schon nicht fressen", sagte Seungmin, der anscheinend seinen Blick gedeutet hatte.
"Wer?", fragte Gaya neugierig und flog näher an Jisungs Schreibtisch heran, um sich kurzerhand, elegant wie sie war, dort niederzulassen. Ihre Flügel kamen zum Stehen. Der Blonde konnte sie endlich besichtigen. Und was er erblickte, war wunderschön. Sie besaßen einen Goldstich, der nur durch einen bestimmten Lichteinfall zum Vorschein traten. Zierliche Äderchen durchzogen die Haut der Flügel, wie ein Netz, dessen Schönheit nur bei Sonnenaufgang am hellsten erstrahlte.
Felix sprach für ihn, da er noch zu beschäftigt war Gaya zu bestaunen.
"Unser allerliebste Lieblingssirene."
Gaya starrte ihn erschrocken an, was ihm Unbehagen bereitete.
Was zum Henker sollte das heißen?
Die Elfe erhob sich, schwirrte auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Größenunterschied war lächerlich und doch wirkte sie souverän und stolz.
"Das tut mir so leid. Aber die schlimmere Person von diesem Zimmer ist Uranus."
Jisung legte den Kopf schief. Er bemerkte die Verwirrung in Felix und Seungmins Gesichtern.
Bevor jemand eine Frage stellen konnte, wurde die Tür lautstark aufgeschmissen und Jeongin trat ein.
"Wo warst du?", wollte Felix wissen, während sie beobachteten wie der Jüngste unter ihnen seine Tasche auf sein Bett warf und zu ihnen getrottet kam.
"Nachhilfe", lautete seine schlichte Antwort, weswegen sie alle nickten. Jisung fragte sich, wer sein Lehrer war und worin er Hilfe brauchte. Gedanklich machte er sich eine Notiz, damit er später nachfragen konnte.
"Also, zurück zum eigentlichen Thema, wer ist Uranus?", verlangte Jisung zu wissen und stützte sich auf seine Hand.
Die Elfe brauste in die Luft, schüttelte den Kopf und begann zu fluchen. Der Blonde zog die Augenbrauen hoch. Er ließ sie sich beruhigen und fragte dann erneut.
"Uranus ist der Zimmerelf von Minho."
Langsam hatte er das Gefühl der Elf vor dem Büro der Direktorin könnte Uranus gewesen sein. Die Haltung, die Bosheit in seinem Blick, die dunkle Gewandung. Alles deutete auf Minho hin, wenn man in Betracht zog, dass Elfen die Eigenheiten der Besitzer oder Zuständigen übernahmen. Zumindest hatte ihm das Jeongin erklärt.
Natürlich konnte sich Jisung auch irren. Wie viele Elfen gab es, die vielleicht so grimmig dreinschauten?
"Und was ist an ihm so schlimm?", wollte Seungmin wissen.
Gaya seufzte.
"Ich kann seine Art nicht ab. Er ist ein Kotzbrocken, ein Stinkstiefel, ein elender, verlumpter Schleimbeutel."
Die anderen tauschten vielsagende Blicke miteinander aus. Auf Jisungs Gesicht schlich sich ein Grinsen. So wie sie klang, wirkte es nicht wie Hass. 
"Und außerdem hat er mein Lieblingskleid mit Tinte bespritzt!"
Nach dieser Aussage war es vorbei. Der Blonde musste so laut lachen, dass es an den Wänden abprallte. Seine Zimmergenossen taten es ihm gleich. Jisung dachte, Gaya sei eine uralte Elfe, doch ihre Aussagen zeugten viel mehr von einer Enemies to Lovers Geschichte aus dem nächstbesten Klatschblatt.
"Hey!", die Elfe stampfte mit dem Fuß in der Luft, wie ein bockiges Kind. Der Mensch wischte sich die Tränen aus den Augen.
"Das ist nicht witzig!"

Pearls {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt