💠Celebration💠

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Wie sich herausstellte, diente die Party, von der Uranus erzählt hatte dazu, Meerjungfrauen, Meermänner und Sirenen, sowie die Menschen in einen Raum zu drängen und sie zum Tanzen zu zwingen.
"Mein Kragen kratzt mir die Haut vom Hals", entkam es Jisung, der gemeinsam mit den anderen Dreien durch die Gänge zur Turnhalle schritt. Seine Mutter hatte das Hemd für ihn eingesteckt, obwohl er sich vehement sträubte. Das Ding glich nicht einmal mehr einem Hemd. Viel mehr einem Latz. Damit würde er sich in das Gespött der Schule verwandeln.
"Und meine Hose kneift mir in den Hintern", ergänzte Felix und zupfte an seinem Hosenbund herum.
"Eine Schande, dass wir keine richtige Zeit bekamen uns darauf körperlich und seelisch vorzubereiten. Und dann gleich über zweihundert Schüler in diesen Raum zu zwängen. Das wird eine Katastrophe."
Jeongin schien sich prächtig über Seungmins Äußerung zu amüsieren.
"Ich wette zwanzig Mäuse, dass einer der Menschen zuerst einen Kampf von den Zäunen bricht", sagte der Jüngste.
Felix schüttelte grinsend den Kopf.
"Ich erhöhe um fünf, wenn es Han-Gyeol ist."
Seungmin verdrehte die Augen über diese stupide Art der Unterhaltung.
"Ich bin dabei", funkte Jisung dazwischen und lachte lautstark bei dem Gedanken, dass dies wirklich passieren könnte.
"Ihr seid unmöglich!", eschauffierte sich Seungmin und schlug jedem einmal auf den Arm.
Das konnte heitern werden.

Jisung hatte es sich bedeutend schlimmer vorgestellt. Der Raum war binnen zweier Tage zu einem Festsaal umdekoriert wurden. Es sah fantastisch aus. Der Blonde fühlte sich, als wäre er direkt in ein Märchen gestolpert. Von der Decke ragte ein gigantischer, gläserner Kronleuchter, dessen kristalline Form das Licht in wunderschönen Farben wiedergab. Zu ihrer Linken befand sich ein riesiges Buffet, wo das Essen adrett zur Schau gestellt wurde. Es wirkte fast zu schön zum Essen. Blumenranken säumten die Tribüne und die Tische. Sie versprühten eine Art Frühling, die der Blonde hier noch nicht gefühlt hatte. Geradezu befand sich die Bühne, wo auch ein DJ postiert war.
"Die Lehrer haben sich ganz schön ins Zeug gelegt", sprach Felix und starrte an die Decke, um sich diese atemberaubenden Blumen anzusehen. Während Jisung das Gleiche tat, bis er in jemanden hineinstolperte.
Und dieser jemand war niemand geringes als Lee Minho, dessen Gesicht Bände sprach.
Jisung wich zurück, um sich zu entschuldigen. Doch die Sirene kümmerte das nicht, stattdessen stieß er ihn zur Seite und knurrte.
"Was war das denn?", wollte Sooyeon wissen, die sich zu ihnen gesellt hatte und zog die Nase kraus, wobei sie dem Braunhaarigen hinterher blickte.
Jisung zuckte die Achseln. Die Gedanken dieser Sirene schienen unergründlich.
"Manchmal glaube ich, er hasst alles und jeden", trat nun auch Jimin dazu. Der Blonde nickte und starrte ihm ebenfalls hinterher.
Einen sexy Hintern hatte Minho dennoch, sprach seine innere Stimme kichernd. Jisung verdrehte die Augen, stimmte ihr dennoch heimlich zu.
"Hier."
Hoseok und Jin reichten jedem vom Ihnen ein Getränk.
"Das Schlimmste an dieser Party ist wohl, dass es keinen Alkohol gibt", äußerte Jin theatralisch und hielt sich die Hand an den Kopf.
"Wie soll ich nur diesen Abend ohne meinen heißgeliebten Wein überstehen!"
Jisung begann zu Kichern. Ein
Räuspern ließ sie alle zur Bühne herumfahren. Die Direktorin strahlte in ihrer geschaffenen Dunkelheit, wie der Tod höchst selbst. Doch jeder Schüler wusste, dass der Schein trügte. Ihre Dunkelheit glich gleichwohl der Macht des Meeres. Jisung konnte nicht erahnen, was sie für eine Kraft besaß, aber er wusste, sie würde niemals die Hand oder ihre Magie gegen die Schüler einsetzen.
"In den letzten Tagen herrschte unter Euch eine unangenehme Spannung. Ich bin mir dessen Ausmaß bewusst und auch derer, die gern Reiberein beginnen und Unruhe stiften."
Ihr Blick glitt durch die Menge, blieb jedoch an niemand bestimmten hängen, um kein Unbehagen auszulösen.
"Dieses Zusammentreffen am heutigen Abend dient dem Wohlwollen der Schülerschaft. Mir ist klar, dass alte Wunden und Feden nicht einfach so vergessen werden können. Das verlange ich auch nicht, aber es wäre mir wichtig, dass ihr mit einander kommuniziert, tauscht euch aus, genießt die Nacht, tanzt, als gäbe es kein Morgen."
Jisung begann zu Klatschen, obwohl er der Einzige war, bis der Rest seiner Mitschüler dasselbe taten.
Dann setzte die Musik ein und der Abend konnte offenbar beginnen. Was in Jisungs Augen irgendwie nicht geschah. Die Grüppchen blieben eisern bestehen. Niemand ging auf seinen Gegenüber zu, versuchte neue Freundschaften zu schließen oder sich wenigstens auszutauschen. Es war lächerlich. In seinen Augen hätte man sich das sparen können, denn so wie es aussah, würde keiner der Menschen jemals ein Wort mit den Sirenen wechseln. Eher müsste die Hölle zufrieren.
"Wusstest du, dass jeder achte Mensch ein zusätzliches dreizehntes Rippenpaar besitzt?", fragte ihn Felix aus dem Nichts und erntete von seitens der umstehenden Personen verstörte Blicke.
"Alter, woher weißt du solch unnützen Kram?", wollte Hoseok wissen und starrte den Kleineren fragend an.
Felix zuckte nur die Achseln.
"Dieses Wissen wird irgendwann Leben retten, ich sags dir!"
Jisung konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Blick ruhte auf der Umgebung. Die Situation hatte sich noch nicht geändert, obschon der Blonde eine Sirene sah, welche sich zögernd Sooyeon näherte.
Ein Tippen auf seiner Schulter ließ ihn herumfahren. Zu seiner Überraschung stand sein Musiklehrer ihm gegenüber.
"Jonghyun! Was suchst du denn hier?"
Der Meermann senkte die Stimme, als er zu ihm sprach.
"Ich brauche deine Hilfe, um die Party hier etwas in Schwung zu bringen"
Jisung legte den Kopf schief. Er ahnte, was der Blonde vorhatte, doch ob er das wollte, und dann noch vor den ganzen Schülern, war eine andere Sache. Er biss sich auf die Lippen und nagte daran herum. Seungmins Hand erschien auf seiner Schulter, wobei Jeongin auf der anderen Seite auftauchte.
Gemeinsam nickten sie ihm zu. Sie wussten, was zu tun war. Und er war dankbar deswegen. Auch wenn es sich nicht dazu äußerte und sie einander noch nicht lange kannten, so beschlich ihn das Gefühl diese drei würden ihn das ein oder andere Mal das Leben retten.

Die Musik setzte ein, bevor Jisung überhaupt bereit war.
Doch das spielte keine Rolle. Etwas versetzt begann er zu singen. Wie von selbst bewegten sich seine Beine zur Musik, spürten den Rhythmus, sogen den Takt in sich auf und einen Wimpernschlag später stand er in der Mitte des Raumes und tanzte sich die Seele aus dem Leib.
"Jigue ttuk tteoreojin, I'm an alien on this earth", sang er und zog nach einigen Drehungen wahllos Leute mit auf die Tanzfläche. Erst Jimin, der sich freudig mit zum Takt bewegte, dann Sooyeon, welche erst skeptisch und danach voller Elan aufblühte. Felix, Seungmin und Jeongin mussten erst gar nicht auf die Bühne geholt werden, sondern taten es von ganz allein. Und schlussendlich, ehe das Lied zu seinem Höhepunkt kam, zerrte Jeongin Chan mit auf die Bühne, welcher zu Beginn etwas unbeholfen da stand.
Und danach gab es kein Halten mehr.
Immer mehr Menschen, Sirenen, Meermänner und Meerjungfrauen strömten auf die Fläche, begannen sie tanzen, als täten sie es schon ihr Leben lang, als wäre nicht gerade eine unsichtbare Mauer zusammengebrochen, die sie getrennt hatten.
Und für einen Moment schien alles in Ordnung und er fühlte sich, als würde er hierher gehören. Und es war großartig und fantastisch und grandios, dass Jisung sang und sang und sang, es erfüllte den Raum mit Tönen voller Freude, voller Einigkeit, voller Leben. Der Blonde blickte durch die Menge und kreuzte den Blick mit Minho, der ihn wie immer mürrisch betrachtete. Doch in diesem Moment nahm das Jisung nicht als schlechtes Zeichen wahr. Anstatt sich wegzudrehen, starrte er der Sirene direkt ins Gesicht und strahlte, strahlte so hell, wie der Ozean, dass sein Lachen den Braunhaarigen wahrscheinlich verstörte. Nennt es wankelmütig, wahnsinnig, bescheuert, dumm oder irgendwas anderes, jedoch spielte es in diesem Augenblick, voller Gesang, purer Freude und Sehnsucht, keine Rolle.
Vielleicht waren sie alle verschieden, vielleicht konten sich einige nicht leiden, vielleicht konnten viele die Fehler ihrer Ahnen nicht vergessen, aber das war egal, für diesen klitzekleinen Moment war alles egal.
Es zählte nur das Jetzt.
Es zählte nur das Hier.
Er zählten nur sie.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!! Heute etwas verspätet, hatte einen beschissen Tag, der mich sehr sehr sehr viele Tränen gekostet hat, aber hey, Jisung singt und die Welt ist in Ordnung. Zumindest für den Moment.

Dieses Lied berührt mich auf eine sehr tiefe Ebene.

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Erin🌸

Pearls {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt