Minho dachte an das Meer.
An die Weite des Ozeans, die zahllosen Lebewesen, die Tiefe, die Dunkelheit, die Schönheit.
Und dann sah er Jin-Ae an. Seine erste große Liebe und erkannte, jetzt, nach diesen endlosen Jahren, dass er frei sein würde.
"Liebe ist niemals perfekt.
Es ist kein Märchen oder Skript eines Autoren. Und es ist nicht immer einfach.
Liebe ist: Hindernisse zu überwinden, Herausforderungen begegnen, kämpfen, um zusammen zu sein, festhalten und niemals loslassen. Es ist ein kurzes Wort, leicht zu buchstabieren, aber schwer zu definieren. Liebe ist Arbeit, aber allen voran ist Liebe die Erkenntnis, dass man jede Stunde, jede Minute, und jede Sekunde gemeinsam gemeistert hat."
Minho machte eine Pause, um Jin-Aes Körpersprache zu beobachten.
Sie war zu einer Salzsäure erstarrt.
"Aber dafür hast du dich nie interessiert. Du wolltest, dass ich mich um dich kümmere, dass ich dir diene, wie ein Sklave seiner Königin."
Ihr Lächeln wurde bösartig. Minhos Gesicht war nichtssagend. Seine Haltung abweisend und bereit zum Kampf. Über die Lichtung heulte der Wind und die Bäume wogen in seine Richtung, als wüssten sie, er würde gewinnen.
"Und jetzt wirst du sterben.
Hässlich und allein.
Bitterkeit hat dich verändert.
Aber es macht so oder so keinen Sinn.
So wird es immer sein.
Du weißt das. Du hast es immer gewusst.
Du hast dieses Skript geschrieben.
Und vielleicht war das dein Fehler."
Ohne weiter darüber nachzudenken, schoss Minho mit der Schnelligkeit eines Geparden auf Jin-Ae zu. Rammte ihr mit voller Wucht seine zu Eis erstarrten Hand entgegen, die wie ein Boxhandschuh aussah. Das Aufprallen auf der Wange seiner Ex-Freundin schüttelte ihn durch, als sie über den Boden flog und gegen einen Fels krachte. Das Gestein bekam Risse, doch die Sirene rappelte sich blitzschnell wieder auf.
Sie spuckte Blut und fühlte die Stelle, an der Minho zugeschlagen hatte.
"Du hast all die Jahre nichts verstanden, oder?"
Ihr schmerzverzerrtes Gesicht, wich einem irren Grinsen. Diesen Ausdruck hatte Minho zu seinen menschlichen Lebzeiten immer verabscheut. Es gab Tage, da suchte es ihn noch immer heim. Bevor er reagieren konnte, sandte sie einen Schwall Magie gegen ihn, weshalb er zu Boden gedrückt wurde. Seine Überraschung konnte er nicht verbergen. Er hatte ganz vergessen, dass er ihrer Magie noch nie begegnet war.
"Gravitation ist ein starkes Stück, meinst du nicht auch?"
Minho versuchte sich aufzuraffen, doch eine unsichtbare Macht drückte ihn regelrecht in den Bogen. Er merkte, wie der Untergrund zu beben begann, wie er Stück für Stück Risse bildete und sein Körper sich in einem Krater wiederfand.
"Ich denke, es ist an der Zeit, dir von meinem teuflischen Plan zu erzählen!", verkündete sie stolz und lehnte sich an einen Baum.
Die Sirene verfolgte ihn mit ihrem Blick.
"Wir sollten ganz von vorn beginnen. An jenem Tag, wo wir uns in der Bucht begegnet sind.....Es war kein Zufall, dass kann ich schon einmal sagen", grinste sie.
In weiter Ferne hörte er Schreie, unzählige, traurige, verletzte, erschöpfte Schreie. Die Magie, welche durch die Luft tänzelte, bestärkte ihn, sich aufzurichten. Mühselig startete Minho den Versuch seine Hände aufzustützen, während er Jin-Ae zuhörte.
"Aber davor sollte ich dir von meiner Wenigkeit erzählen."
Sie machte eine dramatische Pause, in der die Gravitations-Magie auf ihn noch mehr ausgeübt wurde, dass er nach Luft japste. Seine Knochen schrieen.
"Ich bin die Tochter des Sirenenkönigs, wohlgemerkt, die abtrünnige Tochter, dessen atemberaubender Vater nichts anderes wollte, als in Frieden zu leben."
Jin-Ae schüttelte verständnislos den Kopf. Minho hielt vor Schock den Atem an. Das konnte nicht stimmen, niemand hatte je von Nachkommen des Königs gesprochen.
"Dabei konnte er, konnten wir, so viel erreichen.Wir sind mächtig, wir könnten jede andere Spezies mit Leichtigkeit unterjochen, doch er wollte nicht. Also nahm ich es selbst in die Hand."
Der Schweiß rannte ihm dem Rücken hinunter. Die Luft wich aus seinem Körper, als er wieder und wieder von vorn begann sich aufzurichten.
"Ich segelte mit einer Crew, die meine Vorstellungen teilte. Eine neue Weltordnung, in der nur die Sirenen eine vorherrschende Stellung inne hatten. Und dafür brauchte ich die Perlen. Ich durchsuchte Länder, Städte, Inseln, alles mögliche, um sie mir zu eigen zu machen. Und in deinem Heimatort sollte ich damals fündig werden."
Ihr schelmisches, widerwärtiges Grinsen brannte sich in sein Hirn hinein. Er hätte es am liebsten aus ihr herausgeprügelt. Die neugewonnene Wut in ihm führte dazu, dass er sich auf seine Arme stützen konnte.
"Du warst ahnungslos und bist es immer noch. Hast du gewusst, dass deine Eltern im Besitz einer der Perlen waren?"
Minho hielt in seiner Bewegung inne. Die Augen weit aufgerissen, starrte er zu der Sirene ihm gegenüber. Er schluckte. Sein Kopf war wie leergefegt.
Nein, niemals.
Seine Eltern waren einfache, reiche Kaufleute.
"Ach mein Minholein, dass muss dich nicht schockieren"; kicherte sie und kam zu ihm.
Mit wachsender Erkenntnis starrte er zu der Braunhaarigen hinauf. Sie hatte ihn benutzt. Sie dachte, er würde wissen, wo sich die Perle befand.
Sie hatte ihn verführt und belogen.
"Schnallst du es endlich? Du warst niemals von Belang, ich habe dich niemals geliebt, du warst nur ein Puzzleteil in meinem Spiel."
Minho ballte die Hände zu Fäusten, der Schnee um sie herum begann auf zu stoben.
Er tanzte voller Wildheit und Wut.
"Ach nicht doch, nicht doch. Das beste kommt erst noch. Nach dem wir dich beseitigt und du meinen 'Vater' mit in die Tiefe gerissen hattest, sind wir zurück zu deinen Eltern, um die Perle zu holen."
Minho begann die Galle hochzukriechen. Er ahnte, was sie getan hatte. Rasende Wut hallte durch seinen Körper, brachte jede Faser seines Körpers zum Pumpen und Wüten. Er wollte sie töten. Er wollte sie unglaublich gern töten.
Blinder Hass regte sich in seinen Augen und das konnte Jin-Ae sehen. Seine Tränen tropften auf den Schnee.
"Ich sehe schon, du weißt, was passiert ist. Ich habe sie nach tagelanger Folter getötet, doch sie haben nur beteuert, dass die Perle vor langer Zeit verloren gegangen sei."
Ein Aufheulen bahnte sich in seiner Kehle an, die Wut brachte ihn dazu sich aufzusetzen. Minho biss die Zähne so fest zusammen, dass er Blut schmecken konnte. Jetzt ergab alles einen Sinn. Warum dieses Mahl auf seiner Brust noch nicht verschwunden war. Weil nicht ihr Vater ihn getötet hatte, sondern sie selbst. Warum ausgerechnet sie ihn an Land aufgabelte, obwohl es so viele bessere Partien gab. Er wurde ausgesucht, um ihn auszunutzen.
"Sei nicht traurig. Das alles ist längst vergangen, wir sollten uns dem Jetzt widmen, und das beinhaltet, deinem Seelengefährten brutal und rücksichtslos die Perle zu entreißen."
Minho sah rot. Und für einen Moment begannen Wellen in seinem Kopf zu schlagen, er befand sich in jener Nacht, als er auf den Meeresboden sank.
Und er hörte wieder diese Stimme.
Lee Minho, bist du bereit eine Reise anzutreten?
Bist du bereit mir zu dienen, im Tausch für deine Seele?
Ohne zu zögern hatte er zugestimmt, er wollte Rache, er wollte jene, die ihn so verraten hatte, zerstückeln.
Doch jetzt merkte er, dass er dieser Frage nicht deswegen geantwortet hatte, weil er Rache wollte. Im ersten Moment auf jeden Fall, doch mit der Zeit, nach dem Beginn seiner Lebenszeit als Sirene, wollte er etwas anderes.
Liebe, reine, wahre Liebe.
Minho kämpfte sich auf die Beine, schrie und brüllte, kreischte und grollte, dass es Jin-Ae in den Ohren schmerzte und dann ließ er seiner Wut, seiner Liebe für Jisung freien Lauf und begann den Kampf Todes.
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Pearls {Minsung}
FanficIch werde dich lieben, so wie die See liebt. In sanften Wellen und grausamen Stürmen. ~Lee Minho~ Mermaid AU Minsung Boy x Boy Don't like, don't read! Nebenpairs: JeongChan Seungjin Changlix