💠Magic💠

428 39 39
                                    


Magie floss schon seit Generationen nicht mehr durch seine Familie. Sie war vor langer Zeit ausgestorben. Zumindest sagte man ihm das so. Diese Erkenntnis schockierte ihn mehr, als die Tatsache, dass er beinahe von einer Kreatur mit ätzendem Eiter getötet wurde.
"Hier."
Das Wasserglas, welches ihm entgegengehalten wurde, riss ihn aus seinem Grübeln. Ohne aufzublicken nahm Jisung das Getränk entgegen. So zittrig, wie er war, musste er seine zweite Hand als Stütze nehmen. Er führte das Glas zu seinen Lippen, um seinem Mund die Möglichkeit zu geben von der Trockenheit befreit zu werden. Er sah auf und verschluckte sich fast an seiner Spucke.
"Ignorier ihn!", ertönte plötzlich Jimins Stimme. Der Meermann stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn, um seinem Gegenüber den Weg zu versperren.
"Hallo, Kätzchen, heute wieder besonders kratzbürstig?", grinste die großgebaute, tattoowierte Sirene, dessen Zähne dem Blonden eine Gänsehaut bescherten.
"Jisung, du solltest dich von ihm fernhalten. Das ist Jeon Jungkook, die Schulhure an diesem Internat."
Der schwarzhaarige Lockenkopf ihm gegenüber zog empört die Luft an und hielt sich die Brust.
"Jetzt werden wir aber gemein, Mini."
Jimin würgte, während Jisung noch immer versuchte die Situation, welche vorhin über ihn hineingebrochen war, zu verstehen. Eigentlich alles zu verstehen. Seine Wangen und Arme pochten vor Schmerzen, aber er lebte und dieser Gedanke hielt ihn aufrecht. Mehr oder weniger.

Bei jeder noch so kleinen Bewegung, die er in seinem Augenwinkel wahrnahm, zuckte er zusammen. Die Angst hockte, nein, nagte an ihm. Er hatte das Gefühl, wann immer er blinzelte, erlebte er das Geschehniss vor seinem inneren Augen erneut. Und es fühlte sich an, als würde es mit jeder Sekunde schlimmer werden.
"Wie, er hat geleuchtet?", hörte der Blonde eine Schülerin flüstern.
"Na, wie Rapunzels Haare, nur halt Ganzkörper", erwiderte eine Sirene, die Jisung nicht kannte. Sein Blick schweifte einmal durch den Saal. Aufgrund des Stromausfalls mussten die Schüler weiterhin auf der Party bleiben, obwohl sich der Blonde nichts sehnlicheres wünschte, als in sein Bett zu kommen. Er fühlte sich geschunden und kaputt. Dass die Schülerschaft sich das Maul über ihn zeriss, trug nicht besonders zur Anhebung seiner Stimmung bei.
"Lass sie reden", sagte Seungmin und starrte auf ihn hinunter. Der Blonde nickte, auch wenn das nicht so einfach war. Er wurde hier quasi auf dem Silbertablett präsentiert.
"Wie geht's dir?"
Jisung lächelte gequält und reckte beide Daumen in die Höhe, obgleich er liebend gern weinen würde. Aber diese Blöße würde er sich im Angesicht der anwesenden Schüler nicht geben.
Das würde er machen, sobald er allein war.
Bevor Seungmin sich dazu äußern konnte, trat Chan mit Jeongin an sie heran. Im Hintergrund bemerkte Jisung auch Minho und Changbin. Er würde sich bei der Sirene bedanken müssen und bei Jungkook.
Ehe jedoch jemand zu Wort kam, näherte sich ihm Chan wortlos, was den Blonden sofort in Alarmbereitschaft sandte.
"Keine Angst! Ich werde dich nur heilen", versuchte ihn der Schwarzhaarige zu beschwichtigen. Es dauerte einen Moment, bis der Mensch verstand, was der Größere meinte. Zaghaft nickte er, während er sich innerlich schellte seine Fassung so zu verlieren. Seungmin stand ihm am nächsten und merkte seine Unruhe.
"Hey, es ist okay. Wir sind bei dir. Du machst das nicht alleine durch."
Jisung atmete tief durch.
Dann nickte er der Sirene zu.
Chans seichte Berührungen prickelten auf seiner Haut, wie die Brausebonbons, welche er früher gegessen hatte. Sie waren kühl und spendeten ihm eine gewisse Ruhe, die er schon eine Weile nicht mehr verspürte. Faszinierend beobachtete er, wie der Größere seine Magie dazu benutzte, seine Wunden zu schließen. Sie versiegelten sich beinahe von selbst. Wo zu Beginn noch tiefe, blutige Verletzungen ihren Platz fanden, war jetzt nur noch seine gesunde Haut zu sehen, als wäre nichts gewesen. Nicht einmal Narben blieben zurück.
"Erstaunlich!", rutschte es dem Blonden heraus. Chan nickte ihm mit einem leichten Lächeln zu.
"Jisung?"
Der Mensch wandte sich um und blickte geradewegs in die Augen der Direktorin. Ihr Blick war wachsam, sie durchkämte jede noch so kleine Kleinigkeit in diesem Saal, zählte jeden Schüler auf, um sicher zu gehen, dass niemand fehlte.
"Kann ich in zwei Minuten mit dir sprechen?"
Er nickte schwach.
Das wars dann wohl mit dem ins Bett gehen, dachte er sich innerlich umd seufzte.
"Die restlichen Schüler bitte ich in ihre Zimmer zurückzukehren. Das Licht funktioniert wieder und die Gefahr ist gebannt."

Pearls {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt