16. Ein Tag voller Gedanken, Sorgen und Fragen.

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Die letzten Monate waren wie im Flug vergangen. Die Schule wurde immer anstrengender und die Lehrer schienen sich mit der Menge an Hausübungen gegenseitig übertreffen zu wollen. Während Harry und auch Ron, der es dieses Jahr überraschenderweise ins Quidditsch Team geschafft hatte, zusätzlich mit dem Training beschäftigt waren, hatte Eragon den Großteil der Organisation der DA übernommen. Der Name DA war Ginnys Idee und Eragon musste noch immer schmunzeln, wenn er an ihren teuflischen Gesichtsausdruck bei dem Vorschlag: "Dumbledore's Armee, denn das ist es doch, was das Ministerium am meisten fürchtet, oder?", dachte. Doch Eragon hatte in letzter Zeit auch einige Sorgen. Nicht nur, dass Harry immer unzufriedener wurde und fast jede Nacht von Kopfschmerzen geplagt aus dem Schlaf aufschreckte. Seine Träume hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendeine Verbindung zu Voldemort und sein Freund war einfach zu stur, um sich von Eragon helfen zu lassen. Auch die Haarspaltereien des Ministeriums und die Tatsache, dass man schon seit langem nichts von Voldemort und den Todessern bemerkt hatte lauteten auf seinem Gemüt. Doch besonders stark beschäftigte ihn ... - Hör auf zu grübeln, Eragon!, schalt er sich selbst. Du bist diese Überlegungen schon tausendmal mit Saphira durchgegangen und ihr habt trotzdem nicht mehr Klarheitheit über das Problem erlangt!
Eragon versuchte sich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Kräuterkunde. Stachelige Funkengurken hochbinden. Das Fach war zwar eigentlich spannend und Professor Sprout wirklich nett und geduldig, aber nachdem er schon zun zehnten Mal geblendet die Augen schließen musste, weil er diese dumme Gurke immer wieder aus Versehen an den falschen Stellen berührte, war nicht mehr viel Motivation übrig. Konzentriert euch auf die Bewegungen der Pflanze, es ist immer derselbe Rhythmus. Ihr müsst den richtigen Takt zum Wickeln finden!, erinnerte er sich an Professor Sprouts Anweisungen. Also gut. Eragon öffnete seinen Geist und beobachtete den des Gurkengewächses. Es war kein Problem mehr den Bewegungsrhythmus der Pflanze herauszufinden und den Faden im Takt herumzuwickeln. Wieso war er da nicht früher daraufgekommen? Es wäre eigentlich naheliegend gewesen, es auf diese Weise zu versuchen, aber sein Kopf hatte die Anweisungen offenbar auf "die Bewegungen der Pflanze anzuschauen bis einem schwindelig wird und hoffen, dass es dann funktioniert" reduziert. Natürlich hatte es so nicht geklappt.

Manchmal bist du eben etwas engstirnig!, teilte ihm Saphira vergnügt mit. Sie schien gerade irgendwo auf eine Wiese zu liegen und seinen Unterricht mitzuverfolgen.

Danke, für die Info! Wie wäre es wenn du mir stattdessen das nächste Mal einfach sagst was ich engstirniger, einfältiger Trottel machen muss?, fauchte Eragon in Gedanken zurück. Schon während er es aussprach, tat ihm das Gesagte leid. Tschuldigung, Saphira, du weißt, ich bin gerade etwas schlecht gelaunt. Ich wollte dich nicht so anfahren.

Ich weiß. Trotzdem finde ich es nicht okay. Komm heute Nachmittag zu mir in den Wald, du brauchst dringend eine Auszeit! Deine Hausübung kannst du auch ein anderes Mal machen und über Dinge, die du nicht ändern kannst nachzudenken wird dir auch nichts bringen!
Damit klappte sie die Verbindung und Eragon fühlte sich gleich noch schlechter. Aber er hatte es verdient. Trotzdem würden ihm ihre unterhaltsamen und (meistens) geistreichen Kommentare zum Unterricht fehlen.

Während er sich der nächsten Pflanze widmete, ließ Eragon seinen Blick über die anderen Schüler schweifen. Harry, Ron und Hermine hatten sich drei Pflanzen nebeneinander ausgesucht, waren jedoch höchst bemüht diese zu ignorieren und redeten stattdessen mal wieder flüsternd über dies und das. Neville hatte schon seine dritte Gurke fertig und bekam gerade von der Lehrerin die Aufgabe den anderen Schülern zu helfen. Eragon war immer wieder erstaunt, wie gut der tollpatschige Junge in Kräuterkunde war. Aber auch in den DA - Stunden war er einer von den engagiertesten und erzielte, wenn auch mit harter Arbeit und vielen kleinen Missgeschicken, große Vortschritte. Die Erinnerung an das letzte Treffen zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Jeder der Schüler hatte verschiedene Ablenkungsmanöver erfunden, dann hatten sie diese gegeneinander ausprobiert und später vor der ganzen Gruppe vorgeführt und den anderen beigebracht. Es hatte großen Spaß gemacht, weil jeder etwas beitragen und sich auf seine Stärken konzentrieren konnte. Auch Harry und Eragon hatten nicht nur als Lehrer, sondern auch aktiv bei den Übungen mitmachen können, was für sie eine angenehme Abwechslung war. Es war zu einer recht komischen Situation gekommen, als bei einem Übungsduell zwischen Harry und Eragon beide ähnliche Ideen hatten und dann plötzlich zehn Harrys einem Eragon mit zehn Saphiras gegenüberstanden. Die Ablenkung beeindruckte jedoch die Zuschauer mehr als die beiden "Gegner", weil Harry wusste, dass keiner der Drachen echt sein konnte und Eragon mit seinem Geist den echten Harry leicht von den Trugbildern unterscheiden konnte.

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