13. Unterricht mit Eragon

219 13 2
                                    

"Jetzt hört doch endlich mal mit diesen blöden Fragen!", hörte Harry Eragon rufen, als er in der Früh hinunter in die große Halle kam. Anscheinend war sein Freund schon früher aufgestanden und war nun wieder einmal von neugierigen Schülern umringt. Harry hätte nicht gedacht, dass ein neuer Schüler sooo viel Aufmerksamkeit bekam und er konnte gut verstehen, dass Eragon schon ziemlich genervt war.
"Okay, lasst mich jetzt bitte in Ruhe. Von mir aus erzähle ich allen heute Abend im Gemeinschaftsraum was ihr wissen wollt, aber ich habe wirklich kein Interesse daran, weitere fünfzehn Mal die Frage zu beantworten, ob ich wirklich aus Amerika bin, warum meine Eltern tot sind oder woher ich so einen 'geilen' Körper habe!", bestimmte Eragon und verdrehte beim letzten Teil demonstrativ die Augen.
"Glaubt ihr wirklich, dass er gerne über den Tod seiner Eltern redet, oder, dass er solche Muskeln hat, nur um gut auszusehen? Also wenn, dann seid ihr wirklich dumm und habt nicht besonders viel Empathie!", mischte sich Hermine ein, die zusammen mit Ron und Harry herunter gekommen war. Eragon nickte ihr dankend zu und meinte dann zu den anderen: "Tja, da hat Hermine recht, also bis heute Abend!" Diese bewegten sich auch langsam an ihre Plätze und Eragon ließ sich neben Harry nieder. "Uff, das ist ja noch anstrengender als damals bei den Varden!"
Ron stimmte ihm mit vollem Mund zu und Harry antwortete: "Kann ich mir vorstellen. Ich glaube Hogwarts sollte den Preis für die neugierigste Schule in Europa, wenn nicht sogar auf der Welt bekommen. Und wenn sich einmal ein Gerücht oder eine Meinung durchgesetzt haben, dann verschwindet das nur schwer wieder. Da spreche ich aus Erfahrung." Er dachte an sein zweites Jahr, wo ihn alle irrtümlich für den Erben Slytherins gehalten hatten und seufzte, denn auch jetzt hielten ihn die meisten für einen Lügner und Angeber.
"Na ja, wenigstens seid ihr zu zweit. Wenn ihr euch mit dem 'Hauptthema der Schule sein' abwechselt, dann hat zumindest immer einer von euch Ruhe.", warf Hermine ein, die sich wohl denken konnte, was er gerade gedacht hatte, schien es aber nicht ganz ernst zu meinen. Trotzdem erntete sie genervt Blicke von Harry und Eragon.
Dann kam Professor McGonagall und teilte die Stundenpläne aus. Nach einem kurzen Blick darauf beschwerte sich Harry: "Binns, Snape, Umbridge und Trelawny, alles an einem Tag! Das soll doch wohl ein Witz sein!" Die anderen waren auch nicht viel begeisterter. "Ab jetzt hasse ich Montag!", sagte Ron und warf McGonagall einen wütenden Blick hinterher.

Auf dem Weg zu Zaubereigeschichte reiten sie sich noch immer über den Stundenplan auf und verstummten erst langsam, als sie ins Klassenzimmer traten. Nach den ersten fünf Minuten war die ganze Klasse wieder in den üblichen Halbschlafzustand übergegangen. Harry hatte gerade noch mitbekommen, dass es um Reisenkriege ging, dann verlor er die Konzentration und begann die anderen Schüler zu beobachten. Außer Hermine und Eragon hörte niemand dem Lehrer zu. Eragon schien sogar fasziniert von was-auch-immer-der-Lehrer-da-erzählte zu sein. - Oder auch nicht. Jetzt sprach er ihn nämlich in Gedanken an.

Das ist der schlechteste Lehrer den ich je getroffen habe! Aber stell dir vor, als Geist ist sein Bewusstsein im Ganzen Körper verteilt. Das ist wirklich erstaunlich. Ich überlege gerade, ob Geister dann nicht jede beliebige Form annehmen könnten, weil sie ja nicht mehr an einen Körper gebunden sind. Vielleicht wissen sie einfach  nicht, dass sie das könnten und denken nicht darüber nach. Oder ich habe Unrecht und sie müssen immer in menschlicher Form bleiben. - Naja, viel schlechter können die anderen Lehrer jedenfalls nicht sein.

Jetzt wusste Harry warum Eragon so fasziniert gewirkt hatte.
Ja, er ist wirklich anstrengend. Nur ein einziges Mal im zweiten Jahr haben ihm wirklich alle zugehört. Da hat Hermine ihn gebeten von der Kammer des Schreckens zu erzählen. Ich glaube nicht, dass er als Mensch weniger langweilig war. Und mit dem Geist-Bewusstsein-Zeug kenne ich mich zu wenig aus, um dir da weiterzuhelfen.

Während Eragon begann im Geschichte Buch zu lesen spielte Harry mit Ron auf einer Ecke des Buches Galgenmännchen. Wütend zischte Hermine ihnen zu, sie sollen leise sein und wenn sie weiter nicht zuhören würden, würde sie ihnen die Notizen nicht mehr zum Lernen geben.
"Wir versuchen es ja, aber dieser Stimmen kann man nicht zuhören!", flüsterte Harry zurück.
"Außer man ist so hochbegabt wie du, Hermine, und wenn du uns deine Notizen nicht gibst, dann fallen wir durch.", ergänzte Ron.
Hermine schien noch immer nicht ganz besänftigt. "Eragon schafft es auch zuzuhören.", argumentierte sie während sie auf den Jungen wies, der sich jetzt wieder dem Lehrer zugewandt hatte.
"Nein, der versucht herauszufinden, warum Binns als Geist nicht eine andere Form annehmen kann, obwohl er nicht mehr an einen Körper gebunden ist und sein Bewusstsein genau der menschlichen Form angepasst ist.", grinste Harry. " - also falls ich das richtig verstanden habe. Manchmal denke ich, er hätte auch in Ravenclaw landen können. Mir wäre das alles viel zu kompliziert."
Hermine staunte und beugte sich wieder vor, um weiter zuzuhören, während Harry und Ron ihr Spiel fortsetzten. Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Stunde endlich fertig und die Freunde machten sich auf den Weg zu Zaubertränke.

Harry Potter und Eragon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt