Irgendetwas in ihrem Rücken weckte Mondjunges. Sie hatte schrecklich geschlafen, alles tat ihr weh und ihr Magen rumorte. Sie hatte seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen. Und sie wusste auch nicht, welche Tageszeit war. Mondhoch? Sonnenuntergang? Sie hatte keine Ahnung. Seit sie aus dem Lager geflohen war, hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Nur Hunger, furchtbaren Hunger, den verspürte sie. Sie richtete sich auf und stieß sich sofort den Kopf an der Wurzel, unter der sie geschlafen hatte. Frustriert sackte sie in sich zusammen. Ihr Leben war schrecklich. Sie hatte gar keine richtige Daseinsberechtigung! Mondjunges war total fertig. Am liebsten hätte sie ihren Kopf im Boden vergraben und wäre nie wieder hervorgekommen. Aber letzten Endes würde sie verhungern, wenn sie sich nicht bald etwas zu essen besorgte. So stand sie wohl oder übel wieder auf, vorsichtig, um sich nicht wieder den Kopf zu stoßen, und trat in den Wald hinein. Mondjunges streckte ihre Nase in die Luft. Nichts außer kaltem Wind, der sie husten ließ. Wie schafften die Krieger es, Beute zu machen? Das ging doch gar nicht! Auf der Suche nach einer Spur merkte sie, wie sich der Boden immer veränderte, bevor ein Baum oder Strauch vor ihr war. So umging sie es, zwischen Ästen zu kleben und sparte Zeit, die sie leider auf Beutesuche wieder verschwendete. Langsam hatte Mondjunges das Gefühl, ihr Magen würde sich selbst verdauen vor lauter Hunger. Da spürte sie mit einem Mal einen sanften Windhauch, er war warm und freundlich und lenkte sie in eine gewisse Richtung. Als sich Mondjunges dorthin wandte, witterte sie tatsächlich die Fährte. Es war irgendein Nager, so genau konnte sie das nicht zuordnen. Sie war ein wenig überrascht. Dieser Wind, er hatte ihr tatsächlich irgendwie geholfen, aber trotzdem war da etwas, dass sie wissen ließ, es war keine gewöhnliche Brise gewesen. Ob...
"Mama?", flüsterte sie,"wenn das du warst... Danke." Die Luft um sie herum zitterte leicht und strich sanft über ihr Fell, fast, als würde sie jemand liebkosen.
Mondjunges kauerte sich nieder, nahm wieder den Geruch auf. Das Tier musste ganz in der Nähe sein. Nervosität durchströmte sie, sie musste diese Beute machen! Vorsichtig schob sie sich vorwärts, lauernd und auf der Hut, damit sie ja kein Geräusch machte. Es war, als wäre ihre Kraft zurückgekommen, und beinahe, als könnte sie wieder sehen, so präzise schaffte sie es, abzuspringen und, zu ihrem großen Erstaunen erwischte sie das Tier. Es quiekte aufgeregt, aber Mondjunges brachte es mit einem Biss zum schweigen. Meine erste Beute! Ein warmes Gefühl erfüllte sie. Vielleicht war es doch möglich, ein Leben zu führen, wenn man blind war... Die Hoffnung machte sie aber nicht satt, deshalb verschlang sie genüsslich die Beute. Sie bescherte ihr wieder einen vollen Magen, gab ihr Kraft und Mut. Sie würde zurückgehen und dann die beste Schülerin werden, die der SchattenClan je gesehen hatte! Und dann würde sie diesen aufgeblasenen DonnerClan-Kriegern schon zeigen, wer hier schwach und nutzlos war! Entschlossen versuchte sie ihren Weg heim zu finden.
Die weiße kleine Kätzin irrte lange umher, bis sie wieder auf die Spur des Lagers kam. Diese ganzen Bäume irritierten sie trotzdem noch, auch wenn sie mittlerweile nicht mehr gegen jeden Einzelnen lief. Ihre Pfoten fanden den vertrauten Weg, sogar bis zum Schmutzplatz, durch den sie sich wieder ins Lager schlängelte. Es war geschäftig, also konnte es nicht mitten in der Nacht sein. Wahrscheinlich also doch Sonnenhoch. Mit einem zerknirschten Lächeln begegnete sie jedem, der in einem Luftzug an ihr vorbeiging. Ihr Verschwinden war mit Sicherheit aufgefallen, aber sie wollte mit keinem reden. Ihre Füße leiteten sie zielstrebig zu der Felsspalte. Sie trat durch den Brombeerbogen und räusperte sich. Das letzte Mal, als sie vor dem Anführerbau gestanden hatte, war ihre Zukunft zerstört worden. Jetzt war sie bereit, dieses Schicksal zu ändern.
Entschlossenheit war in ihrer Stimme.
"Aschenstern? Ich will zur Schülerin ernannt werden."
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Crescent Moon
Adventure"Des Himmels größter Stern bei Nacht, kämpft mit absoluter Macht, um als Stellvertreter jener, die versagten, Ruhe zu bringen in den Schatten." Die Augen des Heilers verdunkelten sich, nachdem die Worte aus seinem Mund gekommen waren. Diese Fanfict...