Kapitel 14

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Die nächsten Sonnenaufgänge versuchte Mondjunges Dunstjunges strikt zu ignorieren, sie versuchte nicht zuzuhören, wenn Eschenpelz seinem neuen Schüler etwas über Kräuter beibrachte. Sie bedankte sich nicht einmal, wenn er ihr etwas zu Essen brachte, geschweige denn rührte sie die Beute in seiner Gegenwart an. Mondjunges war froh, diese Tage allein zu sein, ein Glück, dass ihr Vater mit seinen ändern Jungen beschäftigt war, auch wenn er es sich nicht nehmen ließ, mindestens dreimal pro Sonnenaufgang zu ihr zu kommen. Mohnsamen war wieder in den Kriegerbau gezogen, natürlich sehr stolz auf ihre Jungen und besuchte sie an und zu. Sonst war es ziemlich langweilig, die meiste Zeit lag Mondjunges nur herum und tat nichts. Erst an Halbmond, als sich der Heiler und sein Schüler aufmachten, zum Mondsee zu reisen, war etwas anders. Keine Geräusche drangen an ihr Ohr, alles war still, noch mehr als sonst. Es war richtig unheimlich. Und plötzlich wurde ihr bewusst, wie einsam sie war. Dadurch, dass sie jeden ablehnte, sich nicht helfen ließ und kaum mit jemanden sprach hatte sie keine wirklichen Freunde und die Meisten bemitleideten sie nur. Es war kein schönes Leben. Wie Mondjunges nun allein in ihrem Nest lag, in der Schwärze, die sie sah und grübelte, ob das nun bis zum Ende ihrer Tage so weitergehen sollte, hörte sie plötzlich ein Piepsen. Oder eher eine Stimme. "Hallo?", fragte jemand, gefolgt von leisen Getrappel. "Au! Das war mein Schwanz!", beschwerte sich eine zweite Stimme. Mondjunges hielt den Atem an. Es klang nicht besonders bedrohlich, aber trotzdem war es eigentümlich. "Ist da wer?", fragte die erste Katze wieder. "Sei doch still, du Mäusehirn!", fauchte die andere zurück,"Sonst fliegen wir auf und müssen wieder zurück!" "Das müsst ihr sowieso", miaute Mondjunges plötzlich. Die beiden erschraken und machten jeweils einen Satz rückwärts. "W-wer ist da?", piepste eines der beiden Jungen, die offensichtlich in den Heilerbau eingedrungen waren. "Eure große Schwester", meinte Mondjunges und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Schwester? Also bist du... Mondjunges?", fragte das andere Junge. "Natürlich. Aber was macht ihr zwei hier?", fragte sie besorgt. Hoffentlich kriegen die Zwei keinen Ärger..."Wir wollen das Lager erkunden!", rief Fichtenjunges aufgeregt. "Und das Territorium!", fügte Rabenjunges hinzu. "Das würde ich an euerer Stelle nicht tun", meinte Mondjunges und erhob sich, "oder ihr könntet so enden wie ich." "Was hast du denn?", fragte Rabenjunges neugierig. "Ich bin blind", erklärte Mondjunges bitter. "Heißt das, dass du mich nicht siehst?" Fichtenjunges hoppelte näher. "Ja", miaute die weiße Kätzin knapp und trat an die beiden Jungen heran. "Und ihr zwei geht sofort zurück zu eurer Mutter..." Mit dem Schweif scheuchte sie die Geschwister in Richtung Kinderstube. Maulend betraten die beiden den Bau und in weggehen hörte Mondjunges Tadel. Ein seufzen entwich ihr. Sie wünschte, auch jemanden zu haben, der sich jetzt mit ihr unterhielt. Aber die meisten schliefen schon und mit den Lagerwachen konnte sie nicht reden, sie lenkte sie sonst von der Arbeit ab. Mit hängenden Kopf trottete sie zu ihrem Nest zurück, ließ sich hineinplumpsen und ihre Gedanken schwirrten frei umher. Und irgendwo wünschte sie sich, dass Eschenpelz und ja, sogar Dunstpfote wieder da waren.

Crescent MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt