Kapitel 4

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Ein Eulenschrei zerriss die Stille und Mondjunges erstarrte. Sie war dem seltsamen Geruch der DonnerClan-Katzen bis zu einem eigentümlichen Pfad gefolgt. Nun kauerte sie sich zusammen. Die junge Kätzin hatte gehört, dass Eulen und andere Raubvögel manchmal Junge entführten und töteten. Verängstigt kauerte sie sich in ein Gebüsch, das am Rand dieses Pfades war. Ob der von Zweibeinern gebaut wurde? Er sah eigentlich nur wie zusammengetretene Erde aus, aber dick wie der Stamm einer Eiche. Mondjunges fror schon fürchterlich, ihre Beine zitterten. So weit war sie bisher noch nie gelaufen. Ihr einziger Gedanke war allerdings, dass sie das DonnerClan Territorium erreichen musste. Sonst würden Dunstjunges und Flüsterjunges sie nie akzeptieren! Einen Augenblick wartete das Junge noch, bis nichts mehr zu hören war, dann kroch sie aus ihrem Versteck hervor. Sie machte ein paar Schritte auf den Weg zu. Ja, hier war der Geruch stärker und auf der anderen Seite erkannte die Kätzin die Umrisse von Büschen. Vorsichtig tappte das weiße Junge auf den Zweibeinerpfad. Der Untergrund war aufgeweicht durch den Schnee und braune Klumpen hafteten sich an das helle Fell des Kätzchens. Angewidert stakste sie über den Weg. Bei einem Blick zurück wurde ihr bewusst, wie weit entfernt sie von ihrem Lager war. Angst umschloss ihr Herz. Was wenn ich erfriere oder so ein Vogel kommt? Ihre Kehle schnürte sich zusammen, in ihrem Mund wurde es trocken. Mondjunges versuchte zu schlucken, aber es ging nicht. Sie wollte nach hause, alles hier war so unheimlich! Nein. Ich muss da durch. Noch einmal strahlten ihre Augen gegen die Dunkelheit der Nadelbäume, sie machte abwesend einen Schritt und plötzlich schlitterte sie. Hilfe! Der Matsch hier hatte sich verfestigt und war zugefroren. Mondjunges rutschte ungebremst einen Abhang hinunter. Sie öffnete ihren Mund um zu schreien, aber da kam nicht mehr als ein heiseres Krächzen aus ihrer Kehle. Ich will nicht sterben! Papa, hilf mir! Auf einmal überschlug sie sich, harter, kalter Boden berührte ihr gesamtes Fell, Steine bohrten sich in ihren Körper. Nur Augenblicke später raste die weiße Kugel in dichtes Gebüsch, wo sie zum stehen kam. Dornen und Äste zerrten an ihr, mit geschlossenen Augen schaffte sie es endlich zu jaulen. „MAMA!“ Schwindel erfasste sie, alles um sie herum drehte sich. Mondjunges versuchte sich aufzurappeln, schwankte und biss blindlings in einen Ast. Dann habe ich meine Probe bestanden. Mit dem Knacken des dürren Zweiges fiel sie in sich zusammen und ihr Bewusstsein schwand. Aber zu welchem Preis? 

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