Kapitel 8

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Schock zeichnete sich in Mondjunges Gesicht ab. „W-wie?“ Sie merkte ein Lächeln bei ihm. „Ich bin deine Heilerkatze, denkst du, ich merke das nicht?“ Seine Stimme wurde leiser, im Hintergrund hörte sie Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. „Du hast nicht eindeutig auf alle visuellen Reize reagiert, die man dir gegeben hat, dein Gesicht ist total zerkratzt und du hast eine merkwürdige Augenbewegung.“ „Oh... so offensichtlich?“ Mondjunges war ein wenig enttäuscht. Sie hatte gehofft, wenigsten für kurze Zeit allein mit der Situation klar kommen zu können. Das sie nach wenigen Augenblicken aufflog war nicht geplant. „Für mich schon. Du kannst es nicht für dich behalten. Allerspätestens wenn du Schülerin wirst fällt es auf, wenn nicht früher.“ Sie spürte etwas Glitschiges in ihrem Gesicht und hätte sich am liebsten geschüttelt, aber sie wusste, dass es half. „Es kann auch sein, dass du wieder sehen kannst, aber ich will dir nicht zu große Hoffnungen machen.“ Eschenpelz' Stimme ging in Kauen unter. Gerade jetzt... Jemand betrat den Heilerbau, eindeutig mit Beute. Eine Spitzmaus. Mondjunges freute sich, bis sie den Träger des Essens erkannte. Dahinter verbarg sich Dunstjunges, der die Beute vor ihren Pfoten ablegte, aber nicht ging. „Danke“, murmelte sie und senkte ihren Kopf. Es war ein wenig knifflig herauszufinden, wo genau jetzt die Maus lag um sie zu verzehren. „Mondjunges... Ich wollte mich entschuldigen...-“ Der reumütige Ansatz hatte ihr gefallen, aber dass er stockte ließ auch sie verharren. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte er mit seltsamen Unterton. „Nein. Mir geht es nicht gut. Ich bin müde, ich habe Hunger, jeder nervt mich und mir ist kalt. Außerdem hab ich Sachen behauptet, die nicht stimmen und sehen werde ich wahrscheinlich auch nie mehr wieder!“ Die Wut war in ihr aufgestiegen und Dunstjunges wich zurück. „Du siehst nichts?“ Unglaube spiegelte sich in seinem Tonfall und diesmal auch ein wenig Schuld. „Wieso?“ „WIESO? Weil ich in einen vermaledeiten Strauch gefallen bin, kurz bevor ich diesen unnötigen Ast geholt habe!“ Schweigen. „Ach, du heiliger SternenClan...“ „Jaaa...“ „Gut, dann kenne ich jetzt auch die Ursache“, nuschelte Eschenpelz aus dem Hintergrund. Mondjunges war froh, dass der Heiler so diskret war. Er wollte gerade wieder ansetzten etwas zu sagen, da trat noch jemand ein. "Ist das so eine Art Versammlung oder was?", murmelte die Weiße in sich hinein. Natürlich war Besucher Nummer zwei ihre geliebte Flüsterjunges. "Sie ist wegen uns blind!", rief Dunstjunges seiner Schwester schockiert zu. Der Ruck, der durch Eschenpelz' Körper ging, war selbst für Mondjunges nicht unsichtbar. "Wegen euch?", der Kater sprang auf. Mondjunges war hin und her gerissen. Am Liebsten hätte sie dem Heiler alles erzählt, aber andererseits... Dunstjunges wollte sich entschuldigen und Flüsterjunges war sicher auch nicht nur zum Plaudern gekommen. Aber ihr wurde die Entscheidung abgenommen. "Wir haben sie weggeschickt", kam es leise aus der anderen Ecke. Ihr 'Bruder' hatte also ausgepackt. "Ihr habt was? Ein Junges in der Blattleere einfach aus dem Lager gelotst?!" Eschenpelz war fassungslos. Wie konnten Jungen so grausam sein? "Ich werde das Aschenstern berichten", beschloss der Heiler mit harter Stimme. Er musste das erst verarbeiten. "Bitte nicht!" Überrascht erkannte Mondjunges sich selbst Widerspruch sprechen hören. "Wieso? Du wärest fast gestorben!" "Aber..." Ein Seufzen unterbrach sie. "Nun gut...", meinte Eschenpelz schließlich, "aber dann müsst ihr selbst zu eurer Anführerin gehen. Ich werde das nachprüfen." Mondjunges konnte sich die drohenden Augen des Heilers nur zu gut vorstellen. Denn so ruhig und gelassen der Kater wirkte, es war nur eine Fassette seines wahren Ichs. Heftiges Nicken ging durch den Bau, begleitete von einem Ja. "Und du Mondjunges, wirst am besten gleich mitgehen. Der SchattenClan muss über deine 'Verletzung' Bescheid wissen." Das Junge neigte den Kopf respektvoll und antwortete. "Ja, das werde ich machen." 

Crescent MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt