Kapitel 13

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Der Mund der jungen Kätzin war trocken. Wie bitte? Neue Heilerin? Auch in Aschensterns Augen blitzte Überraschung, aber die Anführerin richtete ihren Blick auf Mondjunges, auch wenn die das nicht sehen konnte. "Mondjunges, akzeptierst du die Position als Heilerschüler?", fragte die dunkelgraue Kätzin das Junge. Es wäre das Beste für sie. Sie wird nie eine Kriegern werden können. 

"Nein!", rief Mondjunges plötzlich. Das konnte doch nicht wahr sein! Nur weil sie ein wenig eingeschränkt war, musste sie gleich ihre Zukunft wegwerfen! Sie wollte einen Gefährten, Junge, wollte für ihren Clan kämpfen und sterben, und nicht im Heilerbau versauern! Um sie herum hörte sie erstauntes Raunen, ungläubiges Geflüster. Sie hatte es versaut. Nie hatte sie gehört, das jemand eine Zeremonie ablehnte. Bis jetzt. Und wer tat es? Die kleine, dumme, blinde Mondjunges. Sie musste so schnell wie möglich weg von hier, weg von den Katzen, dem Clan, einfach von allem! Gerade als sie davonlaufen wollte, ließ ihr eine Stimme das Blut in de Adern gefrieren. "ICH akzeptiere!"
Auf einen Schlag herrschte Totenstille, Köpfe drehten sich, um den Sprecher ausfindig zu machen. Verharrend senkte Mondjunges den Kopf. Sie hatte vom ersten Ton an erkannt, wer dies gesagt hatte. Dunstjunges. Wieso...? Ein Räuspern durchschnitt die Stille und Eschenpelz erhob das Wort. "Nun ja, wenn das so ist..." Der samtig braune Kater wandte sich an Aschenstern. "Wenn das in Ordnung geht?" Die perplexe Anführerin brachte erstmal nichts heraus. "N-Natürlich", sagte sie schließlich und fand ihre Stimme wieder. "Dann musst du, Dunstjunges beim nächsten Halbmond mit zum Mondsee reisen, um vom SternenClan akzeptiert zu werden." Aschenstern nickte dem grauen Jungen bekräftigend zu. "Wir wünschen dir viel Glück." Mondjunges schüttelte den Kopf. Das war alles so unwirklich. Noch bevor die Anderen ihren "Bruder" beglückwünschen konnten, war das weiße Junge auf und davon, wieder im Heilerbau, wo sie mit feuchten Wangen ihre Schnauze in dem Nestmaterial vergrub. 

Jemand stupste sie an. Mondjunges knurrte. "Lass mich!" "Ich-" "Ich hab gesagt Lass mich!", fauchte sie aufgebracht und fuhr hoch. Nur eine Schnurrhaarlänge entfernt war die graue Schnauze Dunstjunges. "Verschwinde einfach. Ich will allein sein..." Ein leises Schluchzen entschlüpfte ihr, als sie dem Kater den Rücken zukehrte. Er, er allein war Schuld daran, dass sie nie Kriegerin werden konnte! Wie sollte sie es aushalten, jeden Morgen neben ihm in einem Bau aufzuwachen, mit der bitteren Gewissheit, dass ihre Träume verbaut waren? Kälte umschloss sie. Das war also ihr Schicksal. Mit Tränen in den ergrauten, blinden Augen ummantelte sie der Schlaf, aus dem sie am liebsten nie wieder erwacht wäre.

Crescent MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt