Kapitel 2

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"Bleibt immer in Sichtweite!", rief die schwarze Kätzin einigen Jungen nach, die vor der Kinderstube auseinander stoben und wild miteinander spielten. Nur ein kleines weißes Junges bleib vor dem Eingang sitzen und beobachtete die Kleinen. "Hey, Mondjunges, willst du nicht mit den anderen spielen?", fragte die schwarze Königin das kleine Kätzchen. Sie blickte hoch und schüttelte den Kopf. "Die mögen mich doch nicht", piepste sie leise als sie den raufenden Jungen zusah. "Ach Kleine..." Die Königin leckte dem Jungen über den Kopf und legte den Schwanz um sie. "Die haben dich doch auch lieb. Sie wissen nur nicht, wie sie damit umgehen sollen. Du bist jünger als sie und trotzdem sollst du ihre Schwester sein. Ich liebe dich doch auch wie eine Tochter", beteuerte die Königin. Mondjunges überlegte. "Aber Mohnsamen, wieso hat mich Papa dann nicht gern?" Die schwarze Kätzin sah das Junge stumm an. "Weißt du...", begann sie, "dein Vater mag dich. Aber er..." Mondjunges sah Mohnsamen an und diese wusste augenblicklich, dass sie das Junge nicht anlügen konnte. "Ach, du bist erst 4 Monde. Hab Spaß, geh mit den anderen spielen und mach dir nicht so viele Sorgen. Das ist nicht gut für ein Junges." Man sah die Verzweiflung in den Augen der Königin darüber, dass Mondjunges nicht so unbeschwert wie ihre eigenen Jungen war. Die Kleine stand auf und tappte dem hellen Sonnenlicht entgegen, das ausnahmsweise schien. Einige trockene Nadeln bedeckten den Boden, sonst waren die Anzeichen für die Blattleere noch verdeckt. Mondjunges schlich sich zu den anderen vier Jungen, zwei Kätzinnen und zwei Kater, und wollte fragen, ob sie mitspielen konnte. Gerade rollte ein Ball aus schwarz-grauem Fell gegen eine Kriegerin. "Passt doch auf!", fauchte die goldgetigerte Kätzin Flüsterjunges und Dunstjunges an. Ihre blauen Augen blitzten gefährlich. Mondjunges kannte die junge Kriegerin, sie hieß Lichterglanz und war die Schwester ihrer Mutter. Deshalb war auch die Augenfarbe der beiden ähnlich. Sie mochte ihre Tante nicht besonders, doch durch die Begegnung fiel ihr ihr Vater auf der anderen Seite des Lagers auf. Langsam trabte die kleine, weiße Kätzin mit den schwarzen Markierungen im Pelz auf Vipernschweif zu. "Papa?", fragte sie vorsichtig und es schien, als würde der dunkle Kater aus seinen Gedanken aufgeschreckt werden. "Was ist los?" Das Junge machte sich Sorgen. "Nichts", meinte der Krieger abweisend und vermied es, seine Tochter anzusehen. "Aber du siehst traurig aus!", widersprach sie. Schmerz zeichnete sich in Gesicht ihres Vaters ab, als er sich an etwas erinnerte. "Nein. Und jetzt lass mich in Ruhe."

"Okay..." Enttäuscht und verletzt wandte das Junge von ihrem Vater ab. Als sie einmal zurückblickte, sah sie, wie Lichterglanz Vipernschweif den Schwanz auf die Schulter legte und gemeinsam gingen sie aus dem Lager. Wieso will er meine Gegenwart nicht? Sie ließ die Ohren hängen und trottete zurück zur Kinderstube.

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