Kapitel 6 - Tag 3

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Nach dem köstlichen Mittagessen, bei dem Harry wieder munter fotografiert hatte, waren sie mehr oder weniger direkt wieder ins Hotel gegangen. Zayn war wieder Fotos drucken geschickt worden und während Harry sofort in seinem Zimmer verschwand sah sich Louis noch mit Niall und schließlich dem zurück gekehrten lustige Filme an.
Anschließend war er in seinem Zimmer direkt ins Bett gegangen und schlummerte in seinem Pyjama. Dem einzigen eigenen Kleidungsstück, was er für die drei Wochen tragen durfte.
"ALARM! ALARM!", brüllte ihm plötzlich jemand direkt ins Ohr.
Sofort riss Louis schreiend den Kopf, noch mit geschlossenen Augen, hoch.
Klick.
"Was soll das?!", schnauzte er, als er völlig erschrocken in die Linse der Kamera blickte.
"Ich konnte nicht schlafen.", grinste Harry.
"Spinnst du?! Es ist... 3am. Es ist Mitten in der Nacht.", schnauzte Louis Harry an. Er mochte ja hier nicht der Chef sein. Aber wecken war Scheiße. Vor allem so. Um die Uhrzeit.
Klick. Klick. Klick
"Ja, aber ich bezahle dich. Und dafür darfst du morgen den ganzen Tag schlafen wenn du willst. Komm mit, Mieze.", grinste Harry, zog Louis die Decke weg und zog ihn am Handgelenk hinter sich her. Dabei drehte er sich halb um, sah ihn an und wieder kam das offenbar unvermeidbare Klick.

"Was hast du vor?", fragte Louis muffelig, als sie in Harrys Zimmer standen.
"Die einzelnen Stücke meiner Kollektion entstehen gerade wie am Fließband in meinem Kopf. Das macht mich ruhelos und es kommt vor, dass ich nicht viel schlafe.", Sprach Harry und Louis überlegte, ob er nicht gerade eine Frage gestellt hatte.
"Also. Ich wusste nicht, was du gern magst, aber da du Kakao trinkst, wirst du wohl nichts gegen Schokolade und so was haben.", Sprach Harry und offenbarte auf seinem Bett ein großes Tablett mit haufenweise Süßigkeiten und Crackern.
"Du hast mich geweckt, weil du dich nicht allein vollstopfen willst?", Fragte Louis fassungslos und ungläubig.
Klick.
"Nein. Ich habe dich geweckt, weil ich dich besser kennen lernen möchte. Außerdem bezahle ich dich pro Stunde. Da ist es wohl nur fair, dass du mich bespaßt, wenn ich nicht schlafen kann, oder?" Klick.
"Ähm..", das war so dreist, fand Louis, dass ihm da gar nichts mehr einfiel.
"Außerdem werden wir morgen dafür fast den ganzen Tag schlafen. Also halte ich dich davon ja nicht ab. So. Wo das nun endlich geklärt ist: Erzähl mir von dir.", Sprach Harry und schob Louis auf sein Bett neben das Tablett.
"Hä? Keine Ahnung. Was willst du wissen?", fragte Louis noch immer verstimmt.
Harry betrachtete Louis einen Moment überlegend, bevor er fragte: "Was denkst du von mir?"
"Ehrlich?"
"Natürlich. Sonst machen weder Frage noch Antwort Sinn."
"Du... Du hast im Hotel irre Sonderwünsche. Die musste oft ich erfüllen. Ich war also nicht ganz objektiv von Anfang an. Du... Du warst gemein. Selbst wenn du für deine Fotos so geredet hast, macht es das nicht besser. Und du hast mich Grade geweckt. Du bist dreist, unhöflich und egoistisch", sprach Louis stockend.
"Wow. Du bist ja ein richtiger kleiner Fan.", Lachte Harry.
"Ja, absolut.", Meinte Louis sarkastisch.
"Was haben Kinder früher zu dir gesagt?", fragte Harry ernst.
"Wow! Man fragt nach Lieblingsfarben und so einen Kram."
"Ja, andere tun das. Aber ich will etwas über dich wissen. Das was dich berührt und was dich beschäftigt. Ich möchte jede Kleinigkeit von dir wissen, die dich zu dem hat werden lassen, was du bist, weil du perfekt bist. Ein perfekter Kokon. Und ich werde dabei sein, wenn der Schmetterling schlüpft."
Louis überlegte ob Harry ihm sagen wollte, dass er vorher eine fette Raupe gewesen war.
"Also: was sagten sie? Jeder ist als Kind für irgendwas geärgert worden."
"Ich... Ich war schon immer klein und schüchtern. Außerdem war meine Mutter als ich ganz klein war Alleinerziehend. Für fiese Kinder in der Grundschule ein gefundenes Fressen."
"Und als Teenager?"
"Muss das sein?"
"Ja. Nimm dir einen Keks. Kekse machen alles besser."
"Ich... Ich war noch immer schüchtern und klein und hatte kein Interesse an Partys oder Beziehungen. Sie fanden mich komisch. Sie meinten manchmal, ich hätte eine Beziehung mit meiner Mutter und so einen Quatsch. Oder sie küssten mich auf die Wange um zu gucken, wie ich rot werde."
"Mich haben sie geärgert, weil ich schon immer recht groß war und eine komische Frisur hatte. Schätze, man kann es nicht richtig machen.", Antwortete Harry und drückte Louis ein Stück Salzcaramelschokolade in die Hand, weil der sich selbst ja nicht bediente.
"Du magst das. Ich hab bei dem Chef de Reception Süßigkeiten bestellt, die du gern magst.", grinste Harry.
"Danke.", murmelte Louis. Hatte der nicht eben noch gesagt, er habe es aus Louis Vorliebe für Kakao geschlussfolgert?
"Woher ist die Narbe an deiner Stirn?", fragte Harry dann.
"Oh ähm... Ich bin als Kind mit zwei Jahren oder so. Dreimal unter den gleichen Heizkörper gelaufen. Da war ein Metallwinkel zum Halten der Fensterbank. Joa... Nach dem dritten Mal gab mein Kopf dann nach.", Erklärte Louis.
"Wovon wachst du Nachts ängstlich auf?"
"Das ist sehr persönlich. Das ist dir klar, oder?", fragte Louis.
"Ja. Das stimmt."

Louis räusperte sich nach einem Moment des Schweigens und antwortete dann: "Manchmal träume ich, dass ich ganz allein bin. Das niemand mehr da ist und ich rufe und rufe, aber niemand kommt. Als wäre ich vergessen worden. Oder böse Monster sind hinter mir her und ich laufe und laufe. Irgendwann falle ich hin und sie kommen. Meistens wache ich dann auf."
"Was noch?", fragte Harry leise und drückte Louis neben sich auf dem Bett in eine liegende Position, während der nun alle Schokostückchen von ganz allein futterte.
"Manchmal träume ich, dass ich unter der Dusche stehe. Dann plötzlich bin ich an einem sehr öffentlichen Platz. Beim Einkaufen, im Park. Irgendwie sowas. Und um mich Rum stehen Leute und lachen, weil ich noch nackt bin. Oder ich ersticke, oder ertinke im Traum.", sprach Louis kauend. Schokolade half. Wenn er doll kaute, konzentrierte er sich nicht so sehr auf das, was er sagte.
"Wovor hast du Angst? Also im Alltag?"
"Ich glaube nicht, dass ich da-"
"Komm schon, Love. Ich erzähle es nicht. Es ist... Ich möchte gern viel über dich wissen. Bitte."
Louis seufzte schwer. Bitte, wenn der Heini dann zufrieden war... Harry wollte ja nur wissen wovor. Er müsste ja nicht erzählen, woher die Angst wirklich kam.
"Ich habe Angst vor Gewittern. Ich weiß, dass ich kein Kind mehr b-"
"Du brauchst das nicht zu rechtfertigen. Viele Erwachsene haben Angst davor. Ich selbst fühle mich Unwohl bei Feuerwerk."
"Okay... Also ich hasse Gewitter. Ich bin froh, wenn ich dann hier im Hotel bin und nicht allein zu Hause. Ansonsten... Weiß nicht. Es gibt Dinge, die mir unangenehm sind. Aber Angst?"
"Woran hast du grad gedacht?"
"Mir ist es unangenehm, wenn Leute mich einfach so anfassen, wenn sie mich anstarren... Also ich glaub ich mag generell keine Leute.", grinste Louis zur Decke. Klick.
"Du solltest öfter frech sein. Wusstest du das?", fragte Harry plötzlich.
"Was? Warum?", fragte Louis irritiert.
"Weil du dann strahlst. Dann bricht dein Koukon ein bisschen auf.", lächelte Harry ganz sanft.

Sie redeten lange. Um 7am kippten Louis einfach die Augen zu. In Harrys Bett. Der räumte das Tablett auf den Boden und legte sich neben Louis. Er sah ihm in das schlafende Gesicht. Lange. Klick. Klick. Klick. Klick.

Sooo... Dann gönnen wir ihnen Mal ihren Schlaf, oder?
Was haltet ihr von Harrys nächtlicher Aktion und von Louis' Antworten?
Wo glaubt ihr, führt sie das hin?
Kommentare und Sternchen würden mich sehr freuen.
Viele Grüße ^_^

Style(s) ist everything (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt