Kapitel 27 - Kein Tag mehr

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Louis fühlte sich furchtbar. Er hatte darauf gehofft, dass Harry sich melden würde. Aber das tat er nicht. Er war einfach weg.
Louis betrat seine Wohnung nicht. Er wollte sein altes Leben nicht zurück und irgendwie war die Wohnung ein Sinnbild dessen. Er wollte sich keine versteckten oder offenen Vorwürfe seiner Familie mehr anhören. Keine Feierabende mehr nur am Computer verbringen. Also zumindest nicht jeden. Er wollte nicht mehr nur Ja und Amen sagen. Er wollte... leben.

Liam hatte mehrfach versucht ihn zu motivieren, das Paket aufzumachen, aber Louis wollte nicht.
Er wollte kein Abschiedsgeschenk. Er wollte Harry zurück. Für immer. Egal was für ein ungehobelter, arroganter Fatzke der auch manchmal war. Er war sein ungehobelter und arroganter Fatzke. Punkt.
Die Vorstellung, dass Harry sich nun bald eine neue "Inspiration" suchen würde war schrecklich. Wie hatte Niall doch so schön geantwortet? Damals als Louis ihn irgendwann beim Spaziergang während Harry für sie gekocht hatte, fragte, was mit den Inspirationen passierte, wenn er fertig wäre: Nichts. Er zieht weiter zur Nächsten. Scheinbar hatte Niall recht. Plötzlich machte so vieles Sinn.
Zayn und Niall hatten doch gesagt, dass Harry Grenzen überschritt ohne es zu merken. Dass Louis ihn dann stoppen müsste. Sie hatten Recht gehabt. Harry überschritt Grenzen. Er hatte Louis Körper gebucht als Inspiration. Aber er hatte etwas so viel Entscheidenderes bekommen. Louis' Herz. Nur hatte er nie danach gefragt.

Louis fühlte sich so unendlich dumm. Er hätte Harry stoppen müssen. Aber wann? Wann hatte er Gefühle für ihn entwickelt? Wann war all das mit ihm passiert? Wann hatte er aufgehört Harry doof zu finden und wann hatte er begonnen ihn zu lieben? Es gab doch Leute die Daten benennen konnten. Louis nicht. Es war passiert und er hatte es nicht bemerkt. Harry hatte sich in sein Herz hinein geschlichen. Und dann hatte er ganz langsam immer größere Teile davon für sich eingenommen. Bis er es ganz hatte und Louis für ihn gefallen war.

Doch wie nun weiter leben? Ohne Herz? Das ging nicht. Er brauchte Harry. Die einzige Verbindung zu ihm war das Paket. Das war es, was ihn daran hinderte, es zu öffnen. Die Angst, dass in dem Paket der Gegenwert seines Herzens war. Und dass Louis dann verzweifeln würde.

Aber das tat er nun auch. Er verzweifelte. War kurz vorm Verzweifeln, weil er Harry zurück wollte.

Schon damals hatte es Louis gestört, dass Harry, laut Niall, nach ihm andere Inspirationen haben würde. Bei dem Gedanken war es ihm schwer ums Her geworden. Aber jetzt? Louis wollte am Liebsten die ganze Zeit heulen. Was hieß, er wollte am Liebsten? Er tat es. Nur ein kleines Stück von Harrys Herz wäre alles, wonach er fragen würde. Dass Harry bisher nie so eng mit seinen Inspirationen war und es sich dabei bisher nie um nur einen Menschen gehandelt hatte, blendete Louis in seiner Verzweiflung aus.

James hatte ihm eine Woche Zwangsurlaub aufgebrummt. Er solle ausspannen nach drei Wochen Styles. Louis wollte nicht ausspannen. Er wollte ein Leben lang Styles. Styles is everything. Hatte James das nicht gesagt? Oh, der Gute hatte ja keine Ahnung, wie Recht er damit gehabt hatte. Das wusste er vermutlich selbst nicht.
Aber er hatte Louis hoch gelobt. War sehr zufrieden mit Louis-Cat und hatte ihm sogar angeboten in einem Partnerhotel ein Zimmer für ihn zu reservieren. Aber Louis wollte nicht. Seltsamer Weise hatte er das klar wie nie formuliert. James hatte gelächelt. Ja, vielleicht hatte Louis eben Harry Styles gebraucht um das zu lernen. Wie er es vorher gesagt hatte.

"Lou? Du musst Mal raus.", Sprach Liam Louis vorsichtig an.
"Warum? Stör ich dich? Dann-"
"Nein. Du störst nicht. Aber die Nachbarn reden komisch. Hier kommt so ein Zwerg in meine Wohnung vor ein paar Tagen und wurde seither nicht gesehen. Gestern habe ich einen großen Müllbeutel runter gebracht..."
Louis bekam große Augen.

"Okay... Das ist ein gutes Argument, schätze ich."
"Außerdem solltest du das Paket aufmachen. Harry wird es dir nicht gegeben haben, damit du dir die Verpackung anguckst."
"Aber ich-"
"Lou, es werden keine Socken sein. Mach es auf."
"Nein. So lange es zu ist... Könnte es alles enthalten."
"Das ist sehr philosophisch. Wirklich. Aber es bringt dich nicht weiter."
"Es wirft mich aber auch nicht zurück."
"Stimmt. Es ist wie schaukeln. Wieso gehst du nicht in deine Wohnung?"
"Wenn ich dich-"
"Du störst mich nicht. Es ist eine reine Informationsfrage. Warum?"
"Weil... Die Tür ist zu..."
Liam lächelte und nahm das Häufchen Elend, von dem er Angst hatte, dass es mit seinem Sofa verwachsen war, in seine Arme.
"Dann sieh auch nicht zurück und öffne das Paket."

Aber es war einfach nichts zu machen. Louis hatte Angst. Angst vor jedem Schritt, weil er ihn gefühlt von Harry entfernte und das wollte Louis nicht. Mit Harry hatte er sich irgendwie stark gefühlt. Aber ohne ihn...

Er ging wieder zur Arbeit. Er schlich sich an James vorbei. Nach Dienstschluss ging er zu Liam. Aber er lehnte den Begleitservice ab. Ging nicht mit irgendwelchen Leuten Essen oder Sightseeing machen und ließ sich auch keine Kuscheltiere schenken. Auch hier ließ er nicht mit sich reden, was Liam und James auf eine seltsame Weise total stolz gemacht hatte.

Liam unterdessen verzweifelte nebenbei trotzdem ein bisschen. Louis war unglücklich. Also schön war, dass er offenbar bei Harry gelernt hatte, seine Gefühle zu zeigen, sie überhaupt heraus zu lassen. Aber Unglück war eben nicht schön. Louis schien so hell wie die Sonne, wenn er voller Freude lächelte. Das hatte Liam mehrfach gesehen, als Louis Harry angesehen hatte. Aber jetzt war er eben traurig.
Egal was Liam sagte, es half einfach nichts. Louis wollte nichts davon hören. Wie unglaublich dumm. Hatte er die Blicke von Harry etwa nicht gemerkt. Hatte er das mit dem Pullover vergessen? Hatte er einfach nicht mehr auf dem Schirm, wie viel Nähe der Modeschöpfer zu ihm gesucht hatte?

Offensichtlich. Louis fühlte sich beliebig. Austauschbar. Eine Inspiration. Mehr nicht. Harry hatte letztlich von ihm alles bekommen, was er gewollt hatte. Nur eben auch so unglaublich viel mehr.

Hm... Versteht ihr Louis ein bisschen, warum er das Päckchen nicht öffnen mag? Oder findet ihr es total dämlich?
Was glaubt ihr, was drin ist?
In zwei Tagen geht es wieder.
Viele Grüße ^_^

Style(s) ist everything (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt