31. Kapitel

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„Hallo Toni, schön dich zu sehen. Setzt du dein Praktikum weiter fort?", begrüßt mich Monika, die Empfangsdame in der Kanzlei meiner Mutter, die hinter ihrem Schreibtisch hervorlugt. Monika arbeitet schon seid ich denken kann für meine Mutter, sie war einer der ersten Mitarbeiterinnen meiner Mutter und kennt mich schon ewig. Als Kind habe ich mit ihr zusammen die alten Akten im Archiv verstaut oder Unterlagen mit dem Kanzleistempel versehen. Wenn ich heute darüber nachdenke, waren es sicher alte Unterlagen, die danach vernichtet wurden.

„Hey. Nein, meine Mutter hat mir vorhin geschrieben, dass sie wichtige Unterlagen zuhause hat liegen lassen und ob ich sie ihr noch schnell vorbei bringen kann. Ist sie da?", erkläre ich ihr und lehne unterdessen auf dem Tresen, der sich an ihrem Schreibtisch befindet.

Monika rückt ihre Brille, die auf ihre Nase vor gefallen ist, wieder nach oben und blättert in ihrem Kalender vor sich.

„Nein, sie hatte um 11 Uhr einen Termin, aber sie müsste bald wieder zurück sein. Soll ich ihr die Unterlagen geben, dann musst du nicht warten?", bietet sie mir freundlich lächelnd an.

„Nicht nötig, ich warte einfach in ihrem Büro auf sie. Ich habe noch Ferien und eine menge Zeit", verabschiede ich mich lachend von ihr und stemme mich von ihrem Tresen ab. Zielstrebig und mit meiner vollgepackten Tasche mit Akten laufe ich auf das Büro meiner Mutter zu. Es ist die letzte Ferienwoche und schon ganze zwei Tage her, dass Nick und ich von Köln zurück sind. Am liebsten wären wir noch länger geblieben. Gerade nachdem endlich die „L-Bombe" geplatzt ist und wir dort uns frei bewegen konnten, wie wir wollten. Es tat uns beiden so gut, dass wir uns nicht verstecken brauchten. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, das wir aus der Realität geflohen sind. Ein Stück Unbeschwertheit. Jetzt sind wir wieder an Nicks Haus gefesselt. Aber nur noch ein halbes Jahr. Dann bin ich mit dem Abitur fertig und das Versteckspiel hat ein Ende.

Hinter mir schließe ich die Tür und sehe mich um. Es hat sich seid dem letzten Mal, als ich hier war nichts verändert. Außer das sich auf meinem alten Arbeitsplatz die Akten stapeln. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen und setze mich davor. Die Tasche für meine Mutter stelle ich neben ihrem Schreibtisch, der in der Mitte des Raumes platziert ist nieder. Das Gefühl, hier zu sitzen und zu wissen, dass das hier mein zukünftiger Arbeitsplatz sein könnte, stimmt mich freudig auf unsere gemeinsame Zukunft. An der Seite mit meiner Mutter könnte ich so viel lernen, sicher, es würde nicht immer einfach werden, aber die Vorteile würden überwiegen. Vielleicht ist Strafrecht doch eine Option, es würde mir sichere viele Türen öffnen.

Ein lautes poltern an der Tür, das einem Klopfen ähnelt, reißt mich aus meinen Gedanken und impulsartig rufe ich „Herein". Erst als sich die Türklinke bewegt, wird mir klar, dass ich dazu überhaupt keine Befugnis habe und einfach jemanden in das Büro meiner Mutter herein bitte. Abrupt stehe ich auf und warte, bis die Tür sich öffnet und die Person, die geklopft hat, eintritt.

Die Tür geht auf und ein Mädchen mit braunen langen Haaren kommt zum Vorschein. Direkt hinter sich zieht sie die Tür in ihre Angel und wir sind alleine.

Turnschuhe, eine enge Röhrenjeans und eine dünne Stoffjacke. Das Mädchen wirkt jünger als ich, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt. Doch nicht ihre nicht Wetter entsprechende Kleidung fällt mir auf. Es ist Januar, zwar hat es noch nicht einmal diesen Winter geschneit, aber arschkalt ist es trotzdem. Das Gesicht des Mädchens ist Tränen überströmt. Die Augen rot und verquollen. Sie hat sich die Augen aus dem Kopf geweint.

„Wann kommt Frau Thaler wieder?", fragt sie mich mit gesenktem Blick und zitternder Stimme. Sie traut sich nicht mich anzuschauen. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es schon fast halb 1 ist, allzu lange sollte sie nicht mehr unterwegs sein.

Es muss ein Geheimnis bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt