25. Kapitel

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Wow, die letzten Wochen waren wirklich nicht einfach. Nick im Unterricht zu haben und ihn nicht länger als angebracht anzusehen und zu gehen ohne eine für uns angebrachte Verabschiedung, ist alles andere als einfach für mich. Der einzige Vorteil ist, dass ich ihn so jeden Tag in der Schule sehe, weil ich nicht jeden Abend zu ihm kann. In den Ferien haben es meine Eltern mitgemacht, dass ich oft und lange unterwegs war. Während der Schulzeit, unter der Woche, finden sie es nicht ganz so witzig. Auch bei Bruno schon nicht. Und so langsam gehen mir die Ausreden aus. Jetzt wo sich auch noch Melissas Eltern an meine Mutter als Anwältin gewendet haben und meine Eltern jetzt auch noch über Melissas Schwangerschaft Bescheid wissen.

Tatsächlich waren sie ziemlich geschockt von Melissa, von Bruno und auch von mir, weil ich ihnen diese Detail der Geschichte verschwiegen habe. Aber es wären nicht meine Eltern, wenn sie meine Entscheidung dazu nicht akzeptieren würden. Immerhin bin ich die Vernünftige, sind immer wieder ihre Worte. Ein Fluch und Segen zu gleich. Was würden sie wohl davon halten, dass ich eine geheime Beziehung mit meinem Lehrer habe? Würden sie es für gut empfinden? Wohl kaum.

Meine Vorstellung ist, dass ich ihnen Nick nach meinem Abschluss vorstelle. Aber nicht als meinen ehemaligen Lehrer. Ich bin in der Abschlussklasse, so etwas wie einen Elternabend oder einen Elternsprechtag gibt es nicht mehr. Sie werden Nick also nie sehen. Vielleicht kann ich ihnen die Geschichte weismachen, dass ich Nick tatsächlich beim Bouldern kennengelernt habe und er nur zufällig den gleichen Namen wie mein und Marlons Lehrer besitzt. Marlon werde ich vorher einweihen, dann sollte das schon klappen. Davon bin ich fast überzeugt. Immerhin ist er bereits misstrauisch, was meine Verabredungen angeht. Wenn ich ihm in ein paar Monaten die Wahrheit sage, wird er nicht begeistert sein, aber er wird es sicherlich verstehen.

Aber nun steht erst einmal das Praktikum am Montag bevor, für das ich mich einmal neu einkleiden muss. Thea hat sich bereit erklärt heute mit mir Shoppen zu gehen, auch wenn meine Kleider laut ihrer Aussage, mehr als geeignet für ein Praktikum in einer Kanzlei sind, sieht meine Mutter das anders. Sie hat mir ein dickes Taschengeld gegeben, um mir ein paar Bleistiftröcke, Blusen und passende Schuhe zu kaufen. Für eine Woche völlig übertrieben, aber da sie die Chefin ist, mache ich was sie sagt.

„Es schon eine gefühlte Ewigkeit her, dass wir etwas zusammen unternommen haben", erwähnt Thea beiläufig, während wir mit unseren zig Taschen an den Armen uns einen Kaffee holen und uns an einen freien Fensterplatz setzen, der gerade frei geworden ist.

„Du hast recht", stimme ich ihr zu. „Es ist wirklich schon lange her, umso schöner ist es, dass es heute geklappt hat", betone ich und freue mich ehrlich, dass es heute zu diesem Treffen gekommen ist. Wir haben uns wirklich lange nicht außerhalb der Schule gesehen, auch wenn es viel mehr an mir gelegen hat, als an ihr.

„Ich will nur nochmal betonen, dass es nicht an mir lag", kichert sie und nimmt einen ersten Schluck von ihrem „Withe Choclate Machiato". Thea liebt solch ausgefallenen Sorten, ich hingegen trinke meinen Kaffee am liebsten schwarz, alles andere wird meiner Meinung nach überbewertet und schmeckt nicht mehr nach Kaffee. Eine Gemeinsamkeit von mir und Nick, er trinkt seinen ebenfalls am liebsten schwarz.

„Erde an Toni, bist du noch da?", fragt Thea und wedelt vor meinem Gesicht herum, um mich wieder ins hier und jetzt zu holen. Da ich mit meinen Gedanken wieder bei heute Morgen war, als Nick und ich zusammen mit unserem Kaffee auf seinem Sofa gesessen haben und uns über das Praktikum unterhalten haben. Er hat mir von seinen Praktika erzählt, dass er bevor er sich für das Lehramt Studium eingeschrieben hat. Zuerst wollte er in die Medizin gehen, aber während seinesPraktikum im Krankenhaus hat er ganz schnell gemerkt, dass er niemals jemanden eine Spritze durch die Haut spritzen könnte, geschweige denn ein Skalpell. Er hat es nie selbst ausprobiert, aber bei jedem mal, wo er es bei den Ärzten oder Pflegern mitangesehen hat, wurde ihm schlecht.

Es muss ein Geheimnis bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt