„Es ist halb 11, bist du dir sicher, dass du nicht einfach hier schlafen willst?", säuselt Nick müde, während er mir in meinen Mantel hilft. „Deine Eltern schlafen doch sicher schon, es fällt doch nicht auf, wenn du heute Nacht nicht nach Hause kommst."Es fällt mir schwer Nicks Angebot abzulehnen, vor allem jetzt, wo es zum ersten Mal diesen Winter zu schneien begonnen hat und ich mich am liebsten mit ihm in seinem Bett verkriechen möchte. Das gesamte Wochenende haben wir sein Haus nicht einmal verlassen. Was hätten wir auch an solch kalten Tagen machen sollen? Nick hat für uns beide gekocht und wir haben abwechselnd auf dem Sofa oder im Bett verbracht. Netflix haben wir bald durch, so viel steht fest.
„So verlockend das Angebot auch ist, aber ganz sicher würde es ihnen auffallen. Meine Mutter bleibt immer so lange wach, bis ich Zuhause bin. Deswegen muss ich leider wirklich nach Hause", stelle ich schweren Herzens klar. Ich war das gesamte Wochenende hier bei Nick, ohne auch nur ein einziges Mal daheim gewesen zu sein. Allein das wird meinen Eltern schon sauer aufstoßen.
„Und spätestens Morgen würden sie Fragen stellen: „Wo warst du? Bei wem warst du?" Und ich kann ihnen immerhin schlecht sagen, dass ich bei meinem Freund war."
„Aber das wäre doch nicht einmal gelogen", meint Nick schmunzelnd und zieht mich mit meinem Schal näher zu sich ran und legt seine Lippen für einen kurzen Kuss auf meine.
„Das nicht, aber meine Mutter würde dich kennenlernen wollen. Finde das Problem. Und nachdem ich meine Mutter vor ein paar Wochen in der Kanzlei in genau solch einem Fall erlebt habe, bevorzuge ich, das Kennenlernen nach meinem Abschluss stattfinden zu lassen", versuche ich Nick in Erinnerung zu rufen. An meinem letzten Praktikumstag habe ich Nick nichts von meinem Fund erzählt, jedoch von der Begegnung mit Alina. Ich konnte es einfach nicht für mich behalten.
Nick seufzt ernüchternd. Seid Köln, Marlon und Thea hat sich etwas verändert. Nick, der zu Beginn unserer Beziehung immer größten Wert auf Diskretion gelegt hat, hat seine Hemmungen abgelegt. Nicht vollständig, aber er nutzt nun jede Gelegenheit, die sich bietet mir nahe zu sein. Nach dem Unterricht, wenn alle den Klassensaal verlassen haben oder vor der Schule in seinem Büro. Auch wenn es riskant ist, schaffe ich es nicht ihm zu widerstehen. Es ist leider zu verlockend.
„Verstehe", raunt er nah an meinem Ohr und drückt mich ein letztes Mal an sich. „Schreib mir, wenn du Zuhause bist." Sein Blick geht nach draußen auf die Straßen, die durch den Schneefall immer weißer werden. Ich sollte mich also schleunigst auf den Weg machen, bevor die Straßen unbefahrbar werden.
„Mache ich", erwidere ich und nehme einen letzten Atemzug von seinem unglaublich guten Duft auf, bevor ich mich endgültig von ihm löse und zur Tür greife.
„Ich liebe dich."
„Und ich liebe dich."
Hinter mir verschließe ich die Tür und laufe durch die Dunkelheit zu meinem Auto. Unter meinen Füßen höre ich den Schnee knirschen.
♥
So leise ich kann, schließe ich die Haustür auf, in der Hoffnung, niemanden zu wecken. Inzwischen ist es schon fast 23 Uhr, kein einziges Licht ist aus dem Haus zu erkennen. Nick hatte recht, alle schlafen und ich hätte problemlos bei ihm schlafen können. Zumindest bis Morgen früh, dann wäre der Teufel los. Im Hausflur angelangt streife ich mir meine Stiefel ab und stelle sie sorgfältig in das große Schuhregal, das in unserem Flur steht. Lautlos setze ich zur Treppe an, doch weit komme ich nicht und das Licht aus dem Esszimmer geht an und durchflutet den Flur mit grellem Licht.
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Es muss ein Geheimnis bleiben
Teen Fiction|| Abgeschlossen || Teil 1 || Toni ist gerade 18 Jahre alt geworden und kann es kaum erwarten, endlich das letzte Schuljahr anzutreten. Zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen Thea, Melissa und ihrem festen Freund Bruno, kann es nicht anders werd...