13. Kapitel

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Die Uhr auf meinem Handy zeigt 03:12 Uhr am Morgen an und ich starre seid geschlagenen 15 Minuten auf die letzte Nachricht von Herr Engel. Ich habe ihm meinen Standort geschickt, den Weg jetzt, in meinem Zustand zu erklären, klang in meinem Kopf unmöglich.

Kurz darauf haben sich die grauen Haken blau gefärbt und ein „Ich bin in 20 Minuten bei dir“ erhalten.

Obwohl in meinen Unterbewusstsein alle Alarmglocken auf Bereitschaft stehen und mir immer wieder mitteilen wollen, dass es falsch ist, sich in diesem Moment, in meiner Situation darüber zu freuen, dass Herr Engel in wenigen Minuten hier sein wird, ignoriere ich sie mit großen Erfolg. Mein nüchternes-Ich hätte sich nie im Leben getraut Herr Engel mitten in der Nacht anzurufen, aber mein betrunkenes, verletztes-Ich schon. Ob ich es, sobald der Alkohol in meinem Blut verschwunden ist bereuen werde? Sehr wahrscheinlich sogar. Aber jetzt bin ich betrunken und unvernünftig.

Und so rappele ich mich auf, richte mein Top, klopfe den Staub an meiner Jeans ab und öffne auf meinem Handy die Frontkamera, um mein Make Up zu checken. Wie vermutet ist meine Maskara durch das Weinen unter meinen Augen verschmiert und ich sehe aus wie ein Pandabär. Mit den Fingern versuche ich die Verlaufene Maskara zu entfernen, vergeblichst.

Anstatt das ich das Make Up entferne verschmiere ich es nicht nur, sondern röten sich meine Augen durch die Reibung nur noch mehr. Großartig.

So kann ich Herr Engel doch nicht unter die Augen treten, mit verlaufenen Make Up, geröteten und verquollenen Augen, aber meine Möglichkeiten sind begrenzt und ich lasse mein Gesicht so wie es ist. Das einzige was ich noch in der Hosentasche habe ist ein Haargummi, den ich heraushole und mein wirres Haar zu einem Dutt binde.

Ich atme schwer ein, als ich mich dicht an die letzte, leuchtende Straßenlaterne stelle, um hier auf Herr Engel zu warten. Mein Blick schweift durch die Menschenleere Straße auf und ab und sucht nach einem Anhaltspunkt, aus welcher Richtung er in die Straße einbiegen wird, als ob das irgendetwas aussagen würde.

Die Kälte, die mir bis vor Kurzen noch nichts ausgemacht hat, wird nun immer deutlicher zu spüren und die Haare auf meinen Armen stellen sich auf. Ich wippe auf meiner Fußsohle, um mich durch die Bewegung warm zuhalten und reibe mir über die Arme.

Die Stille der Nacht ist so präsent, dass ich mein Herz in meiner Brust lautstark hören und jeden Schlag mitzählen kann, bis schließlich zwei Scheinwerfer in die Straße gebogen kommen. Mein Herzschlag beschleunigt sich so rasant schnell, dass ich es nicht mehr zu Zählen schaffe.

Langsam kommt der mir bekannte, schwarze Audi vor mir, auf der Straße zum Stehen.

Wie angewurzelt, bleibe ich an Ort und Stelle stehen und kann meinem Körper noch so viele Befehle schicken, mich zu bewegen, doch ich habe keine Chance. Mein Körper will mir einfach nicht gehorschen.

Seine zwei hellblauen Augen schauen mich durch das Fenster durch dringlich an, er legt seinen Kopf schräg und mustert mich von oben bis unten, bis das klacken der Tür ertönt und er seine Fahrertür öffnet und nun ich ihn in Augenschein nehmen kann.

Herr Engel hat nicht seine üblichen Lehrer Outfits an, er ist viel Legerer gekleidet. Seine Haare sind nicht gewollt-verwuschelt, sondern vom liegen verwuschelt und einzelne Strähnen zieren seine Stirn. Seinen muskulösen Oberkörper ist in einen schwarzen Hoodie und seine Lederjacke gepackt und statt seiner Chinos, trägt er eine verwaschene Jeans, die locker auf seinen Hüften sitzt und seine braunen Boots, die er seitdem der Herbst den Sommer vertrieben hat trägt. Er sieht einfach nur unbeschreiblich gut und jugendlich aus.

„Hey“, flüstert er leise und schenkt mir ein zaghaftes Lächeln, bevor er sich seine Jacke auszieht und sie mir hinhält, damit ich hinein schlüpfen kann. „Hier nimm die, es ist eisig.“

Es muss ein Geheimnis bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt