Biersack

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Er sah mich hoffnungsvoll an, bittend. Ich schluckte, mit Biersack war ich mir gar nicht sicher. Klar war er mir sympathisch aber sich nochmal mit ihm treffen? Hm.
Wäre es schlimm ihm eine notgedrungene Lüge aufzutischen in der Hoffnung, dass sich die Verhältnisse vielleicht verändern würden? Jetzt sag was, verdammt.
Ja...", sagte ich wie immer kurz angebunden und lächelte ihn an. Ich hasste es zu Lügen, wenn es um meine eigenen Empfindungen ging. Du bist schwach. Es hat sich nichts geändert.
Das schrie förmlich danach, meine Krallen auszuprobieren.
"Würdest du dich nochmal mit mir treffen?"
"Das würde mich sehr freuen!", sagte er strahlend und wollte wieder meine Hand nehmen, was ich ihn diesmal ließ. Nicht dass Biersack es nötig hätte, mich gern zu haben. So wie ich ihn einschätzte, könnte er Jede haben.

Später am Tag brachte er mich zurück, verabschiedete sich mit einer Umarmung. "Es war ein toller Tag mit dir...", sagte er verlegen. Ich lächelte und schämte mich für meine Unsicherheit. "Ich fand's auch echt schön." "Äh... Wir... Sehen uns irgendwann die Tage... Äh...", stammelte Biersack und lächelte etwas unsicher. Allein diese kurze Unbeholfenheit war schon sehr sympathisch, doch er fand sein Selbstbewusstsein schnell wieder. Kurze Zeit zeigte er die Charakteristiken meiner Opfer, vielleicht bildete ich mir das auch bloß ein?
"Mary..." "Lass gut sein. Alles ist gesagt und es war wirklich schön." "Du bist so kurz angebunden..." "Ich bevorzuge wortkarg." "... Dann aber wieder so schlagfertig... So was hab ich noch nie erlebt." "Nun...", begann ich, fing mir aber einen aufmerksamen Blick. "Was guckst du so?" "Ich...? Äh... Nichts..." "Spucks aus, Biersack." Er guckte betreten auf seine Füße, als müsse er überlegen. Ich selbst tappte restlos im Dunkeln.

Als nächstes küsste er mich. Whoa whoa! Was zum... Seine Lippen legten sich weich auf meine, ganz kurz aber intensiv genug, um mich aus dem Konzept zu bringen. Er löste sich von mir und lächelte verlegen. Das hatte ich erst ein paar mal erlebt, dass mich jemand nach einem Kuss so ansah. Mit Argwohn musterte ich ihn, wusste nicht ob ich ihn zwischen Tür und Angel stehen lassen sollte.
Ich starrte ihn bloß an, meine Gedanken fuhren Achterbahn und es fühlte sich komisch an.
Er bemerkte mein Starren, fuhr etwas ängstlich zurück. "Tut.. Tut mir leid...", brachte er schließlich hervor und machte auf dem Absatz kehrt.

Ich war verwirrt. Und verärgert. Und hungrig. Wohl am meisten hungrig.
Um wenigstens das zu lindern ließ ich die Tür ins Schloss fallen, schlappte in die Küche.
Was hat der?! Was ist sein Problem?! What the Fuck?! Boah...
Das war meine eigne Stimme in meinem Schädel, die schnell von der Stimme übertönt wurde:
Du bist so nutzlos... Und dumm... Dieser Typ ist normal.... Nicht wie du... Er sieht es bloß nicht! Du weißt es selber am Besten!
Stille!
Er hat spätestens morgen das Interesse an dir verloren, wie bisher jeder zuvor... Du machst den Menschen Angst... Niemand mag Kratzbürsten... Nicht mal solche schrägen Vögel!
Halt deinen Mund! Verbissen hieb ich wieder meine Nägel in meinen Unterarm, bis mir das Blut entgegenkam. Ich biss dir Zähne aufeinander, vor meiner selbst zu schwächeln wäre ja noch schlimmer!
Die dünnen Rinnsale färbten den Ärmel der Lederjacke kaum rot, machten das Material nass und glitschig.
Aber es zog nicht genug. Unbeeindruckt zog ich aus einer Schublade ein Teppichmesser hervor, betrachtete es prüfend und zog einmal kräftig über die Kerben.
Jetzt brannte es genau richtig.

Ich sog die Luft ein, hielt den Atem und setzte ein paar weitere Cuts. Bis mein Unterarm fast voll war.
Dieses Haus ist nicht dein eigenes! Wenn Geoff die Flecken sieht...
Das war ein Argument.
Im Bad fand ich ein paar Mullbinden, ich wusch die Schnitte ab und bedeckte sie mit den Binden, es würde nicht auffallen, wenn ich die vielen Band-armbänder drüber packte. Denn genau das war der springende Punkt: Ich wollte unter keinen Umständen, dass irgendwer meinte, sich meiner annehmen zu müssen. Keiner sollte wissen, wie meine Unterarme aussahen, da es sie schlichtweg nichts anging!

Für mich war der Tag jetzt gelaufen. Absolut gelaufen. Also zog ich mich mit Geoffs Laptop in mein Zimmer zurück und sah mir blöde Videos auf YouTube an.
Ein weiterer Vorzug des Internets war, dass man von dort alles ordern konnte. Die krude Idee, sich vielleicht Döner schicken zu lassen, ließ mich nicht los. Das aller erste mal, dass ich Döner gegessen hatte, war, als ich zwölf gewesen war und mit meinen Eltern im Land der unendlichen Dönerbuden war: in Deutschland.

Das Benutzerinterface war einfach und solide gestaltet, dass selbst der größte Idiot damit zurecht käme.
Keine zwanzig Minuten später klingelte es, mit Vorfreude auf meine Köstlichkeit sprang ich hinunter.

"Äh... Du bist kein Döner...", murmelte ich und starrte meinen Gegenüber an. "Ich weiß...", antwortete Noah gelassen. "Und was willst du dann hier?" "Wollte mal vorbei schauen. War grade in der Nähe und so."
"Katalog." "Hä... Was?" "Na... Ach egal." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, nickte bloß. "Komm doch rein, ich hab Döner bestellt." Verdutzt sah er mich an, trat dann aber ein. Ich wäre bereit mit ihm einen Döner zu teilen, was mich schon verblüffte, da ich ihn erst seit heute kannte.
Das würde nicht gut gehen, ganz sicher nicht.

Anders gesehen, verlief der Abend doch gut. Wir saßen auf der Couch im Wohnzimmer und guckten uns Iron Man an. Einen zweiten Döner orderten wir noch hinterher. Mit Noah konnte man gut lachen.
Vor allem als er versuchte sich aufzusetzen sich den Ellenbogen an der Dachschräge anschlug. Das war wohl das witzigste was ich heute gesehen hatte. Gackernd und schadenfreudig fiel ich fast vom Sofa. "Das ist miiiieeees!", maulte er und schob mich vom Sofa. Ich plumpste herunter, stürzte mich auf ihn und drückte den sich vor Lachen biegenden Noah mit aller Kraft auf die Sitzfläche. "Und?... Was hast du jetzt vor... Mary Thompson...?", gab er von sich. Ja, was hast du jetzt vor?! Bist du komplett übergeschnappt?! Mary... Aaaaargh... Gott du bist sooo scheußlich!
Während mein Gehirn da vor sich hin grummelte, meine Noah kurz "Hey" und küsste mich.

WHAAAAAAT THE FUUUUUUCK?! Wieso küssen dich heute alle, verdammte Axt?!

Diesmal war ich weniger verärgert, mehr noch aus dem Konzept gebracht. Na gut, was heißt denn schon verärgert. Verwirrt traf es eher.
Noah blieb gechillt, warf sich neben mich auf die Couch und fing an, irgendwas zu labern:
"Ich hasse es wenn man sich Riesen-Hasen kauft, sie zu groß werden und dann deinen Rückspiegel total verstellen." "Junge... Du redest Müll."
Er lachte auf und meinte dann weiter: " I told you i'm a psycho really i'm a psycho!"
Jetzt musste ich auch lachen.
Dieser Typ schien schwer in Ordnung zu sein.

Authors Note

Heyho, nach gut einer Woche ein neues Kapi! Hoffe es kam gut an und hat gefallen ♥
Werde versuchen regelmäßiger upzudaten (°////°);

Bis dahin, Grüße von

~Carrie

Bad Girl, Big City {Black Veil Brides FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt