What the heck are you doing here?!

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Instinktiv klammerte ich mich an das nächstbeste, in dem Fall eben Dean. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er grinste, aber er schob mich zu Biersack hin. Mir war das jetzt verdammt unangenehm.
Er blieb etwa einen Meter vor mir stehen und überlegte offenbar, was er sagen sollte. "Mary...", begann er. "Biersack.", sagte ich knapp. "What the heck are you doing here?!" "Du... siehst klasse aus...Ich bin hier, weil Noah mich auf diese Veranstaltung gebeten hat...Nichts anderes." Ich bohrte meine Nägel in meine Handflächen, versuchte mich einigermaßen zu beherrschen. Sein Kompliment ehrte mich und ich schätzte mich glücklich. Aber das wusste ich zu verbergen. "Kriegst du deine Sätze mittlerweile auf die Reihe?", fragte ich monoton. Biersack schluckte sehbar und sammelte Ruhe. "Ja. Hör zu: Juliet und ich sind zusammen... Seit fast vier Jahren... Da ist das schon mal festgefahren, wenn du verstehst was ich meine..." Und deswegen fickst du meine Gefühle oder was?! Weil dir langweilig ist?!
Ich bemühte mich das Gedachte in mildere Worte zu verpacken. "Und deswegen fickst du meine Gefühle?! Einfach weil dir in deiner Beziehung langweilig ist?!" und Treffer. Versenkt.
Ehrlich betroffen fuhr er zurück. "Inwiefern deine Gefühle...?" Ich wurde rot. Jetzt kannst du ihm auch direkt ins Gesicht sagen, dass du ihn magst. "Das spielt keine Rolle..! Was wichtig ist, dass du die Verhältnisse klärst." Er lächelte schief.
"Lass uns das an der Bar klären, ja?"
Widerwillig nickte ich, da wurden wir auch schon von der Bühne gescheucht.

An der Bar angekommen, bestellte Biersack uns Cola, mir schien, dass auch er davon abhängig war. "Wir sind The Cockchafer Grubs!", kündigte Noah auf der Bühne an. Er hatte sich in Schale geworfen: enge schwarze Jeans und ein weißes Shirt mit dem Vans Schriftzug. Sie wirkten auf mich etwas wie die frühen Nirvana, die ebenfalls in Straßenkleidung aufgetreten waren. Eine ordentliche Crowd hatte sich im Club eingefunden und tobte. "Unseren ersten Song widmen wir unserer Freundin Mary!"
Ein Jubeln ging durch die Menge, ein unbegründetes.
Mir stellten sich die Nackenhaare auf, ich wurde rot. Biersack grinste breit, ein Grinsen für das ich töten würde.
Sie begannen und ich kannte den Song. Es war Cinema, das Original von Benni Benassi und Gary Go.
"I could watch you for a lifetime. You're my favourite movie. A thousand endings. You mean everything to me."
"Da gibt sich der gute Noah ja ganz schön Mühe für dich, Miss Thompson.", bemerkte Biersack in einem mir neuen Tonfall. Wieder verschlug es mir die Sprache, was mir zu oft vor kam. Mein Blick fokussiert auf Noah, der sich die Seele rausriss und jede fucking Note traf.
Biersack sagte irgendwas, was ich abwesend mit einem Nicken abtat. "Mary... Mary hörst du mir zu?", fragte er vorwurfsvoll und schüttelte mich an den Schultern. Seine Berührung schickte Gänsehaut über meinen ganzen Körper.
"Immer.", log ich. "Tust du nicht.", gab er zurück, aber grinsend. "Doch." "Verarsch mich nicht, Miss Thompson." Unweigerlich musste ich auch grinsen.
Aber Biersack's Miene wurde wieder ernst, offenbar ging ihm die Situation doch ziemlich nahe. Er grübelte.
"Verstehst du das...? Das mit Juliet hat jetzt zwei Möglichkeiten: entweder ich kann's auf kurze Zeit wieder flicken oder... Eben der unangenehme Weg..." Ich verstand seinen Standpunkt, war aber nicht bereit, irgendwie als Nebenbeschäftigung zu fungieren. Wenn, dann hatte er ehrlich und offen mit mir zu sein.
"Ich erwarte nicht, dass du Juliet für mich verlässt, das wäre krass. Lass uns sehen, wie es sich entwickelt... Dann können wir immer noch entscheiden.", stellte ich sachlich fest. Biersack's Kiefer trat definiert hervor. "Ist es dir das wert...? Ungewissheit zu haben?" "Du bist ein toller Typ, Andy. Aber versprechen zu warten, das kann ich dir nicht."
Nachdenklich senkte er den Blick.
"Ich lasse mich darauf ein."
Ich wusste nicht, was ich mit meinen Gesichtszügen anfangen sollte. Sie konnten mir jetzt total entgleisen, was ich gut heißen würde.
Derweil spielten The Cockchafer Grubs einen eigenen Song mit dem Titel Sweet Living, der sich echt nicht schlecht anhörte.
Noah legte seine ganze Seele in die Screamo-teile, hatte dazwischen Teile, in denen er trippelte, sprich im 32tel Tempo rappte.
"You bleed! You're alive!", schrie er und die Menge tobte. "Open this fucking Pit!"
Beeindruckt sahen wir zu, wie sich das Tor zur Hölle öffnete und ein Moshpit entstand. Er fusionierte zu einem formschönen Circlepit, dirigiert durch Noah's Schreien, Chainsaw's Schlagzeugbeat und den unterstützenden zwei Bässen. Mehrere Songs zogen dahin, die Zeit stand für uns still. Die Menschen im Raum, auf der Tanzfläche oder an der Bar hatten nur die Absicht, eine geile Zeit zu haben und damn! die hatten wir.
"Willst du mitmischen?", fragte Biersack über den Lärm der Menge. "Blöde Frage!", schrie ich und zog ihn mit mir ins Getümmel. Hier und da mal ein Ellenbogen, wir spackten ab wir tanzten und sprangen. Die rohe und geballte Energie eines Pits war beeindruckend, belebend und unberechenbar.
Er wurde langsamer, synthetische Sounds und sterileres, blaues Licht der Farbspots übernahmen. Der Pit löste sich ebenso schnell auf, wie er entstanden war.
"Ihr seid klasse! Beste Crowd seit langem! Wir sind the Cockchafer Grubs!", rief Noah. Schon von der sich lichtenden Crowd aus sah ich, dass seine Stirn schweißnass war und er seine Seele gerne gegeben hatte. Mein Kleid klebte an mir, aber es war mir egal. Biersack schien niemand zu erkennen, obwohl er bei seiner enormen Größe aufragte.
"Huzzah!", jubelte ich und entfachte ein weiteres Jubeln. Biersack bedachte mich mit einem leisen Lächeln, stand wie der Fels in der Brandung. Er fasste mich am Handgelenk und zog mich mit sich, raus aus der Crowd, abseits der Bar an einen der Stehtische.
Ich fühlte mich so belebt wie lange nicht mehr, die Energie der einzelnen abspackenden Objekte in der Menge pulsierte wie Strom durch mich. Es war warm und stickig, unglaublich laut und voll. Biersack musterte mich und sein Lächeln wuchs. Mir fiel auf, dass wenn er allein mit mir war, die Arschloch Attitüde fehlte.
"Lass uns kurz frische Luft schnappen gehen.", schlug er vor und ich nickte.
Jemand hielt mich von hinten an der Schulter fest, verblüfft drehte ich mich um und dort stand Noah. Ihm klebte das Shirt am Oberkörper und sein Haar war auch nicht mehr ganz frisch. Sein Grinsen aufgekratzt und senil, wartend auf ein Statement. Biersack's Gesicht ein einziger Ausdruck von Konfusion, der Verblüfftheit und eines leichten Anflugs von Ärger.
Aber er zog uns weiter, die Treppen nach oben und durch die Leute raus aus dem Club. Wir lehnten uns in der Kühle der Nacht an die Wände des Gebäudes. "Wie fandet ihr die Show?", fragte Noah, der in höheren Sphären schwelgte.
"Einfach genial! Die Screamo-einlagen... Dude, das war AWESOME!", platzte ich hervor. Biersack schmunzelte und nickte. "Ihr wart wirklich toll!" Er zog eine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche seiner Jeans, mir war allerdings nicht klar, woher. Die Hose war so verdammt eng... Es regte mich auf, da man keine Peilung hatte, woher die Schachtel jetzt kam.
Biersack schmauchte seinen Glimmstängel und Noah erzählte, wie aufgeregt er gewesen war.
Er hakte sich bei mir unter und lächelte wie ein Honigkuchenpferd.
Biersack's Gesichtszüge fahl und der Ausdruck in den Augen einer, der mir nicht geläufig war.
Noah war überglücklich, küsste mich auf die Wange. Ich starrte Biersack an, dessen Kiefer malmte.
"Ha... Guut... Mary, willst du noch mit zu mir?", räusperte sich Biersack abrupt. Jetzt kam ich mir deplatziert vor, wollte ihm aber keine Abfuhr erteilen.
"Ok.", gab ich kurz angebunden zurück. Ein Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel, in mir krampfte sich etwas zusammen.
Deine Unentschlossenheit wird irgendwann noch dein entscheidender Fehler sein. Schalte zuerst dein Gehirn ein, bevor du irgendwas dummes machst.
Noah räusperte sich, grinste aber immer noch. Es war erfrischend zu sehen, wie sehr ihm der Gig gutgetan hatte. "Lasst uns vorher aber noch die anderen Bands anhören, ok?", schindete ich Zeit. Das Eis unter deinen Füßen ist dünn, sehr dünn. Bist du sicher, dass du die Kurve noch kratzen kannst?
Biersack lächelte, nickte. "Eine gute Idee, Miss Thompson. Insane Hentchmen sollen auch wirklich gut sein." "Der Gitarrist von denen... Wir nennen ihn bloß Shock, weil... Wie soll ich sagen... Der ist einfach Shock.", merkte Noah an. "Ich stell ihn euch vor."
Biersack bot mir seinen Arm an, ich hakte mich bei ihm unter. In der Magengrube spürte ich schon, dass noch irgendwas passieren würde.

Authors Note
Von dem Typ auf dem Bild hab ich keinen Blassen, aber von ihm ist Shock inspiriert, bloß halt punkiger.

Grüße
~Carrie

Bad Girl, Big City {Black Veil Brides FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt