Aus der Sicht des Shinigami:
Meine heutige Arbeit lief ganz ereignislos ab. Es war sowieso immer das selbe. Aber ich musste ständig daran denken, wie es Sebastian wohl erging. Wenn er es geschafft hat, müsste er jetzt schon auf dem Weg nach Hause sein, dachte ich. Nachdem ich die siebte Seele gesammelt hatte, legte ich eine kleine Pause ein. Ich setzte mich auf das Dach eines Hauses und sammelte meine Gedanken. In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass ich, allein bei dem Gedanken daran, schon richtig Kopfweh bekam. Und das bei mir, einem Shinigami! Dazu brauchte es schon eine ganze Menge an Stress. Und ganz nebenbei sollte ich noch 99 Seelen für Alan sammeln, um ihn zu retten. Mit den sieben von heute hatte ich gerade mal zwölf, und Alan ging es von Zeit zu Zeit immer schlechter. Hoffentlich bestand dieser Teufel die Prüfungen, dann könnte er mit einer eigenen Death Scythe mithelfen. Alan war schon immer mein allerbester Freund. Ich war fest entschlossen, ihn zu retten, und dafür zählt jede Sekunde. Warum um himmels Willen machte ich dann überhaupt eine Pause?
Schnell stand ich auf. Ich musste heute noch so viele Seelen wie möglich von der Liste streichen, für Alan. Ich wollte schon losrennen, da überkam mich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich drehte mich um, aber da war niemand. Merkwürdig. Schon eine ganze Weile lang hatte ich das Gefühl, dass mich irgendjemand beschattet, doch es war nie jemand zu sehen. Es gab auch keine fremde Aura, die ich fühlte. Verwirrt drehte ich mich wieder um und rannte los. Als nächstes musste ich die Seele von Mary Carter sammeln, ich hatte keine Zeit zu verlieren.
Ich hüpfte die Dächer entlang, und da sah ich sie. Mein nächstes Opfer. Ruckartig blieb ich stehen, und spürte dabei, wie mir etwas in den Rücken knallte. Erschrocken drehte ich mich um und sah gerade noch, wie sich eine seltsame kleine Spinne mit roten Augen in einem Mauerspalt verdrückte. Ist sie etwa gegen mich geknallt, weil sie mir folgte? Na super, jetzt wurde ich schon von Spinnen verfolgt. Ich musste über mich selbst lachen. Für so einen Schwachsinn hatte ich nun wirklich keine Zeit. Ich konzentrierte mich wieder auf das "Subjekt" vor mir. Ich musste abwarten, bis sie sich von den anderen Personen entfernte. Dann sprang ich auf die Straße.
"Hallo, Sie!" Ich zuckte zusammen. Eigentlich sollte mich die besagte Person nicht bemerken. Na egal. Sie stirbt ja sowieso, dann soll sie mich eben sehen. So gutaussehend, wie ich war, konnte mir das doch egal sein. "Hallo." erwiederte ich lächelnd. Mary Carter war sehr hübsch. Sie trug langes, offenes Haar und ein hellblaues Sommerkleid. Neugierig legte sie den Kopf schief. "Ist alles okay bei Ihnen? Sie sind da gerade runtergesprungen. Wie haben Sie das gemacht?" Ach, wie niedlich diese nichts ahnenden Menschen doch sind. "Ich bin ein Shinigami." Sagte ich. "Shinigami? " sie lachte. Sie hielt das alles für einen Scherz. "Genau. Es ist nämlich so, dass sie in genau 6,03 Sekunden sterben werden." Nickte ich eiskalt. "An, äh..." ich musste nachsehen. Dann klappte ich mein Death note zu. "...einem klitzekleinen Unfall." In diesem Moment rutschte ein großer Behälter von der Baustelle auf dem Dach, unter dem sie stand. Der schwere Eimer traf sie direkt am Kopf, sodass sie blutend auf dem Boden liegen blieb. Die umstehenden Passanten schrien vor Panik und riefen einen Krankenwagen, doch mir war klar, dass es für sie zu spät war. Regel nummer 9: Keine Emotionen, kein Zögern. Ich durchbohrte ihren Körper mit meiner Death Scythe und beobachtete, wie ein dünner, silberner Streifen aus ihr herausströmte, der Cinematic Record. Rasch fing ich ihn auf und sah mir ihr Leben an.
Mary Carter, geboren am 10. März 1989, gestorben am 28. Juli 2014 im Alter von 26 Jahren. Tochter eines bekannten Firmenchefs in London. Sie heiratete schon mit 18 Jahren und bekam später einen Sohn, der schon früh an Asthma verstarb. Besondere Anmerkungen: keine.
Ich sammelte ihre Seele ein und drückte den Stempel auf ihren Namen. Dann schaute ich auf die Uhr. Etwas Zeit hatte ich noch, wenn ich mich beeilte, würde ich noch ein paar Seelen sammeln können. Ich rannte so schnell ich konnte, und bemerkte dabei nicht, dass mir eine kleine Spinne eilig folgte.
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Black Butler - Another Tale
FanfictionIn der modernen Welt des 21. Jahrhunderts ist derTeufel und Butler Sebastian arbeitslos und streift ziellos durch London. Doch dann schließt er unerwartet einen Vertrag mit einem Shinigami. Als wäre das nicht schon schlimm genug muss er, um sein Geh...