Kapitel 12: Claude

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Aus der Sicht von Sebastian Michaelis:

Ich hatte keine Ahnung, was ich tun oder sagen sollte. Im Moment war ich einfach nur froh, dass ich hier nicht der einzige Teufel war, auch wenn ich Claude nicht sonderlich mochte. "Also, nun sag mir doch endlich, was du hier so treibst." Forderte Claude mich auf. "Weißt du, ich bin der Butler eines Shinigamis geworden, auch wenn ich das nicht beabsichtigt habe." Erklärte ich. Insgeheim war ich glücklich, mit jemandem darüber reden zu können. "Genau wie ich! Und, wie heißt er?" "Ähm, Eric." Ich wusste noch nicht einmal seinen Nachnamen! "Eric Slingby?" Claude lächelte. "Oha. Weißt du, ich hatte ihn mal als Schüler." Er kicherte, was ich bei ihm noch nie erlebt hatte. Er war wohl schon sehr lange hier. Mit der Zeit wird man bestimmt irre, wenn man nur von Shinigamis umgeben ist...

"Und, wie war er so?" Wollte ich neugierig wissen. "Also, vom Charakter her war er so ähnlich, wie Ronald Knox. Den dürftest du ja bereits kennen." Ich nickte. "Tja, aber was die Arbeit anging... ich glaube, von seinen Leistungen her war er so wie Grell Sutcliff. Glaub mir, das war einer meiner schlechtesten Schüler überhaupt.  Er wollte, genau wie Mr. Knox, am liebsten nicht mehr arbeiten. Er hatte auch nur Feiern im Sinn!" Ungläubig sah ich ihn an. "Aber er hat die Prüfungen gut bestanden!" Ich konnte es nicht glauben, dass Eric so eine Mischung aus Ronald und Grell war! "Ja, sehr knapp. Sein Freund Alan Humphries hat ihn hochgezogen. Ohne diesen Streber hätte er es auch nie geschafft." Alan wirkte auf mich nicht wie ein Streber, eher wie ein großer Manga-Liebhaber. Vielleicht war er das damals noch nicht, aber bis zur heutigen Zeit hat sich so einiges geändert. Claude war das beste Beispiel dafür. Und ich habe Eric bewundert, dass er so eine gute Prüfung gemacht hat. So war das also. "Und, wie gehts den beiden so?" Wechselte Claude das Thema. "Alan hat die Thorns of Death." Berichtete ich. "Ach ja?" Jetzt wurde er hellhörig. "Ist das nicht diese Krankheit, die mit 99 Seelen geheilt werden kann?" Fragte er. Und auf einmal wusste ich, was Eric mit "gieriger Blick" gemeint hat. Hätte ich bloß nichts gesagt. Ich räusperte mich. "Eric tut sein Bestes." "Ganz schön viele Seelen," flüsterte er. "Dann sollte er besser vorsichtig sein. Wenn sich das rum spricht,  werden alle Teufel hinter ihm her sein. Aber keine Sorge, ich behalte das natürlich für mich." Ich schauderte. "Ach übrigens," fuhr Claude fort. "Nenne mich in Gegenwart der Anderen bitte nicht mehr 'Claude Faustus', sondern 'Mr. Steven Cole'. Aber das versteht sich ja von selbst. Viel Glück noch bei den Prüfungen. Ich muss jetzt gehen, ich habe noch etwas sehr wichtiges zu erledigen." Grinste er. "Danke," murmelte ich und weg war er.

Es war wohl das beste, wenn ich Eric noch nichts davon erzählte. Doch mein nächstes Problem war es, den Ausgang wieder zu finden. Ich lief in dem Gebäude herum, bis ich an eine Treppe kam. Im wievielten Stockwerk war ich eigentlich? Ich ging die Treppe herunter und sah einen Pfeil. Ausgang geradeaus. Links. Treppe hoch. Rechts. Wieder rechts. Ich sah ein Fenster. Und da ich keine Lust hatte, den Wegweisern noch eine halbe Stunde lang durch dieses Labyrinth zu folgen, sprang ich einfach von dort aus ins Freie. Ich kam vom 5. Stockwerk, doch mir als Teufel war das ziemlich egal. Ich fragte mich, warum sich alle Shinigamis ernsthaft an die Wegweiser hielten! Ich lief schnell zurück zur Wohnung, aber weil Eric noch nicht da war, besuchte ich Alan. Er saß vor dem Fernseher, deshalb musste ich mindestens zehn mal klingeln, bis er endlich die Tür aufmachte. "Hallo, Sebastian! Wie schön, dass du vorbeikommst. Es laufen gerade alle Episoden von Black Butler, ein Marathon! Schau doch mit!" Und bevor ich widersprechen konnte, zog er mich rein und schloss die Tür. Dann sprintete er sofort zu seinem üblichen Platz vor dem Fernseher, schließlich wollte er, als größter Black Butler-Fan überhaupt,  keine Sekunde verpassen. Ich seufzte. Ich hielt nicht viel von Anime, aber ich setzte mich trotzdem dazu. Und ich muss sagen, es gefiel mir, denn die Handlung hatte eine große Ähnlichkeit mit meinem eigenen Leben. Und nicht nur, was die Namen anging. "Wahaha, Grell!" Lachte Alan begeistert. So verbrachte ich den restlichen Tag.

Black Butler - Another TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt