Aus der Sicht von Sebastian Michaelis:
Am nächsten Morgen stand Ronald wieder vor der Tür, in Begleitung von William, seinem Prüfungspartner. "Hallihallo, Sebby!" Ronald umarmte mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. "Hi, Ronald! Guten Morgen, Will!" Keuchte ich. Seit wann muss mich ein Shinigami denn so zerquetschen?? William stand hinter Ronald und warf mir einen misstrauischen Blick zu. "Guten Tag," sagte er nur und schob sich die Brille hoch. Typisch.
"Heute ist der große Tag, Sebby. Hast du dich gut vorbereitet? Ich glaube, Grell hat in deiner Gegenwart andere Dinge im Kopf, als zu arbeiten... er wird dir kaum eine Hilfe sein." Meinte er bedauernd.
"Danke übrigens, dass ich ihn nicht bekommen musste." Setzte William steif hinzu. Beim Gedanken an Grell kam mir die Galle hoch. Ich versuchte, zu lächeln. "Na dann habe ich es wohl eher nötig, mich auf Grell vorzubereiten, als auf die Prüfung." Ronald lachte. Eric tauchte hinter mir auf. "Oh, wie schön! Du hast anscheinend noch mehr Freunde gefunden, Sebastian." Ich konnte die Schadenfreude deutlich heraushören. Ich nickte nur. Es würde bestimmt schwer sein, mich mit William anzufreunden. Aber da ich mir lieber keine Feinde machen wollte, versuchte ich, zu allen höflich zu bleiben. Auch wenn das von Ronald so aufgenommen wird, dass er glaubt, wir seien 'beste Freunde'. "So, jetzt müssen wir aber los. Tschüssi, Eric!" Verabschiedete sich Ronald und schleifte mich aus der Tür. William folgte uns, während Eric uns grinsend hinterherwinkte. Der ist sicher froh, wenn die Tür hinter uns zu ist. Dann kann ich nicht sehen, wie er sich vor Schadenfreude, und wegen meinen hoffentlich nicht zu dummen Schauspielversuchen, vor Lachen in einem Meer aus Tränen auf dem Boden rumwälzt. Aber irgendwann hat diese Demütigung ein Ende. Dann, wenn ich meine Aufgabe erfüllt hatte, konnte ich endlich die köstlichste aller Seelen verspeisen. 1000 Seelen auf einen Schlag. Dann wird er bestimmt nicht mehr so blöd grinsen und ich kann endlich von hier verschwinden.Wir beeilten uns, wie jeden Tag zu dem gläsernen Gebäude zu kommen, wo wir uns zu dritt durch die Drehtür quetschten. Dann, vor der Treppe, krachte ich wie jeden Morgen an derselben Stelle wie immer mit dem rothaarigen Kerl zusammen, der sich die Brille festhielt. Nur diesmal flogen jede Menge Papiere durch die Luft. "Sebby! Kannst du nicht einmal aufpassen, wo du hinläufst! Das waren wichtige Informationen über unsere Zielperson!" Schrie Grell mich an. Dabei vergaß er sogar für einen kurzen Augenblick, seine Stimme höher zu verstellen, wie er es aus typisch grellischen Gründen immer tat. Er tut eigentlich alles aus grellischen Gründen.
Schnell sammelten wir die Papiere ein und stopften sie zurück in den Umschlag. Dann kam, was zu erwarten war. William schaffte es nicht rechtzeitig, sich hinter Ronald zu verstecken. "Oh, hallo, Will♥!" kreischte Grell entzückt und sprang erregt auf ihn zu. William wich sofort zur Seite aus, um der ekelhaften Umarmung zu entgehen, woraufhin Grell an ihm vorbei in ein Regal rannte. Die arbeitenden Shinigamis, die sich gerade in der Nähe befanden, warfen uns verstörte Blicke zu. William zog Grell schnell wieder hoch. "Nicht hier, Sutcliff!" zischte er wütend. "Aaah...ich liebe es, wenn du dich aufregst..."
Nach einem Blick auf die Uhr realisierte ich, dass wir dabei waren, zu spät zu kommen. Die anderen folgten mir eilig, als ich die Treppen hochrannte, in Richtung Prüfungssaal. Alle waren schon da. William riss die Tür auf und fiel hin, als Grell in ihn hineinrannte. Vor lauter Hektik, vermischt mit dem seltsamen Anblick, den die beiden boten, konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich stolperte über die Türschwelle und versuchte, mich mit den Händen abzufangen. Aber ich rutschte auf Grells Haaren aus und riss dabei Ronald mit, der mit wild rudernden Armen auf mir landete. "Würdet ihr bitte von mir runtergehen?" ächzte William. Ich glaube, er hatte meinen Schuh im Gesicht. "Meine Brille... mein Make up. .." stöhnte Grell gedämpft. Sein Kopf war eingeklemmt. Unsere Kollegen zitterten so sehr vor der Bemühung, das Lachen zu unterdrücken, dass sie teilweise vor Anstrengung rot anliefen. Bestimmt passierte so etwas nicht oft. Aber warum jetzt, und dann ausgerechnet mir? Claude schüttelte nur genervt den Kopf. "Eure Auftritte werden immer besser..." murmelte er dabei. Es war mir peinlich, dass das vor Claude passiert ist. Schnell stand ich auf, Ronald fiel auf den Boden. Das kümmerte mich nicht, denn ich wollte einfach nur so schnell wie möglich an meinem Platz kommen. Dann strauchelte ich wieder auf Grells Haaren, konnte mich aber diesmal an der Tür abfangen und fiel mitsamt der Tür ins Zimmer. "Meine Haare!" Kreischte Grell entsetzt. "Wenigstens habt ihr jetzt die Tür hinter euch zugemacht." Meinte Claude. Unsere armen Kollegen konnten sich kaum noch halten. Wir waren bestimmt ein jämmerlicher Anblick. "Meine Brille, meine Frisur!" Grell wollte sich aufrichten. William stöhnte. Ronald torkelte über uns hinweg, auf seinen Platz zu. Dabei rutschte auch er auf Grells Haaren herum, die nun hoffnungslos verfilzt und voller Dreck waren. Dabei fiel mir auf, dass man hier auch mal wieder den Boden putzen sollte. Die typische Butler-denk-Art.
Ronald schaffte es, zu seinem Tisch zu kommen und setzte sich. Claude wurde ungeduldig. "In 10 Sekunden fängt es an, dann seid ihr zu spät!" Wir sahen alle drei auf die Wanduhr, die gemütlich vor sich hintickte und uns ebenfalls auszulachen schien. Ich trampelte auf Grell herum, der gerade versuchte, aufzustehen. William robbte unter ihm hervor. Ich stolperte von Grell auf meinen Platz. Mein Stuhl kippte fast um, aber auch ich hatte es geschafft. Noch 5 Sekunden. William stand schnell vom Boden auf und stürzte zu seinem Platz. Dabei trampelte auch er über Grell, der sich an seinem Stuhl hochzog. Wir saßen alle. Ich fragte mich, warum Grell immer alles abbekommt.
3, 2, 1, 0.
"Sind alle anwesend? Nun gut, fangen wir an."
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Black Butler - Another Tale
FanficIn der modernen Welt des 21. Jahrhunderts ist derTeufel und Butler Sebastian arbeitslos und streift ziellos durch London. Doch dann schließt er unerwartet einen Vertrag mit einem Shinigami. Als wäre das nicht schon schlimm genug muss er, um sein Geh...