Aus der Sicht von Sebastian Michaelis:
Kaum hatte ich das Gebäude betreten, hätte ich es am liebsten gleich wieder verlassen. Überall wuselten Shinigamis herum, alle waren in Eile. Ich sah wieder auf die Uhr und stellte fest, dass ich selbst nur noch wenige Minuten hatte. Regel Nummer 4: Ein Shinigami kommt niemals zu spät. Na toll, wenn ich jetzt schon zu spät käme, wäre es gleich aus mit mir. Ich folgte einem Pfeil, auf dem Mr. Steven Cole stand und eilte die Treppe hoch. Dabei stieß ich mit einen rothaarigen Shinigami zusammen, der anscheinend in dieselbe Richtung wollte, wie ich. Dieser konnte gerade noch seine Brille festhalten. "Entschuldigung!" Schnaufte er und hastete weiter. Mir fiel auf, dass er seltsame hochhackige Schuhe anhatte, die ebenfalls rot waren, aber ansonsten hielt er sich noch an die Kleiderordnung. Seltsamer Kerl, dachte ich, rannte aber gleich weiter. Alles war voll beschildert. Ich beeilte mich. Nach rechts, geradeaus, links, durch eine Glastür, Treppe runter, 2. Gang links, geradeaus, nach rechts. Nahm das irgendwann mal ein Ende? Fünf Schilder weiter stand ich endlich vor einem Prüfungssaal. Auf einem Zettel an der Tür stand:
Steven Cole:
Prüflinge:
-Rick Leonard
-Ronald Knox
-Christoph Anderson
-William T. Spears
-Grell Sutcliff
-Sebastian Michaelis
Mein Name war dazugeklebt, da Eric mich noch ganz kurzfristig angemeldet hatte. Da musste ich also rein. Ich atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Innen sah es so ähnlich aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Überall standen kreuz und quer Tische herum. Im Raum befanden sich noch vier weitere Personen. Zwei von ihnen standen beisammen und unterhielten sich, ein anderer, der kurze schwarze Haare hatte, saß ein wenig abseits, beobachtete die Anderen und schob sich immer wieder nervös die Brille hoch. Der vierte schaukelte gelassen auf einem Stuhl herum, hatte die Füße auf den Tisch gelegt und grinste mich frech an, als ich den Raum betrat. Seine blonden Haare erinnerten mich ein bisschen an Eric, also setzte ich mich neben ihn. Er drehte sich sofort zu mir um. "Na, hast du heute schon ne fette Party geschmissen?" Grinste er. "Äh...hä, was?" Gab ich verwirrt zur Antwort. "Hat jemand Lust, nach der Arbeit mit mir in einer Disco rumzuhängen?" Rief er quer durch den Raum. "Kommt schon, ihr Langweiler!" Die zwei, die sich leise unterhielten, sahen ihn nur kurz an und verdrehten die Augen. "Wie kindisch," murmelte der Schwarzhaarige und schob sich die Brille hoch. Dann flog die Tür auf. Ich zuckte zusammen, als ein gewisser rothaariger Kerl hereinplatzte. Der war auch in meiner Gruppe? Oje. "Hallöchen! Oh, hi Knox, so sieht man sich wieder." Begrüßte er. "Hallo, Sutcliff, " antwortete der Blonde neben mir. "Oh, und hallo, William!" Rief Sutcliff entzückt und ging auf den Schwarzhaarigen zu. "Wie schön, jetzt sind wir endlich wieder zusammen! Du freust dich doch auch, oder?" Zwitscherte er und schmiegte sich an ihn. "Hrmpf!" Machte William nur und lehnte sich so weit wie möglich von dem Verrückten weg. "Haach, du bist immer noch so herrlich kühl und abweisend!" Seufzte Sutcliff verträumt. Ich lachte. Was für ein irrer Typ war denn das? Sutcliff wandte sich mir zu. "Wir sind uns ja vorhin schon mal begegnet. Ich bin Grell Sutcliff, sehr erfreut, Kollege!" Stellte er sich in einem verführerischen Tonfall vor und hauchte mir einen Kuss zu. Angeekelt wandte ich mich ab. "Sebastian Michaelis, " murmelte ich. "Was für ein schöner Name! " seufzte der Verrückte theatralisch. "Nun gut, Sebas-chan! Ich hoffe, wir lernen uns noch etwas intimer kennen!♥" Meine Güte, so langsam wurde das echt gruselig. Hoffentlich gab es hier nicht noch mehr von diesen Spinnern. "Dann bist du also der Sebastian, der ganz neu und ohne weitere Ausbildung einfach in die Prüfungen geschmissen wird? Hab schon von dir gehört. Willkommen bei den Verrückten!" Ronald klopfte mir lachend auf die Schulter. Bei der Berührung des Shinigamis zuckte ich innerlich zusammen. Wie konnte ich nur in so etwas reingeraten? Wenn der wüsste.
Die Tür knallte zu. Ein streng aussehender Shinigami hatte den Raum betreten. Mr. Cole. "Alle setzen, wo, das ist mir völlig egal. Auch Sie, Mr. Sutcliff!" Grell wandte sich widerwillig von mir ab und kuschelte sich neben William. Dieser rutschte angewiedert einen Stuhl weiter nach links. Aber Grell rutschte gleich hinterher. So ging das weiter, bis William ganz zwischen Grell und dem Fenster eingequetscht dasaß, woraufhin Grell zufrieden grinste.
Mr. Cole räusperte sich und wandte den Blick ab. " Heute werden wir Ihr Wissen über unsere Arbeit schriftlich testen. Sie haben 90 Minuten Zeit, um die Fragebögen zu beantworten. Wenn sie früher fertig sind, drehen Sie Ihr Blatt um und warten, bis die Zeit um ist." Er teilte die Blätter aus. "Die Zeit läuft ab... jetzt! Viel Erfolg!" Ich sah mir die Aufgaben an. Das war einfach. Ich fing an zu schreiben. Hin und wieder hörte ich von Ronalds Platz aus murmeln: "Was für ein Dreck.... Scheiße da..... mist..." ich unterdrückte ein Lachen. PLING! Alle sahen zu Ronald, der wohl aus Wut seinen Stift zerbrochen hat. "Ups..." Mr. Cole stand direkt vor ihm. "Mr. Knox, wenn Sie keine Ahnung haben, hören Sie wenigstens auf, die Anderen abzulenken!" Mahnte er ihn und knallte ihm einen Ersatzstift auf das Blatt. Etwas später war die Zeit abgelaufen. Ich bin gerade fertig geworden und ging nach vorne, um meine Arbeit abzugeben. Grell, der die ganze Zeit versucht hat bei William abzuschreiben, knallte wütend sein Blatt auf den Tisch und starrte Mr. Cole finster an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ zornig den Raum, wobei er seine Absätze laut klackern ließ. William hingegen legte zufrieden seine Arbeit ab, während Ronald ihn eifersüchtig ansah. Bei denen liefs wohl nicht so gut. "Danke sehr...ja...Name nicht vergessen." Mr. Cole nahm die Blätter entgegen. "Kommen Sie morgen zur selben Zeit wieder. Ich werde Sie mit einem Partner zusammentun, mit dem Sie die letzte Prüfung bestehen müssen." Dann entließ er uns. Die Anderen packten ihre Sachen zusammen und gingen. Ronald wartete noch auf mich. "Und, wie wars bei dir?" Fragte er resigniert. "Es war nicht schlecht, aber auch nicht zu einfach." Gab ich zur Antwort. Bei ihm fragte ich erst gar nicht nach, vielleicht war es besser so. "Du bist ja ein echtes Naturtalent!" Staunte er. "Willst du noch mit mir wo hingehen? Ich muss mich mal abreagieren." Diese Frage überraschte mich. "Nein, danke. Nächstes Mal vielleicht, aber ich muss noch... öh, aufs Klo." Stotterte ich. Was auch stimmte, denn ich hatte schon den ganzen Tag über bedenken, dass meine Kontaktlinsen verrutschen. "Na dann, viel Spaß beim Suchen!" Lachte er. "Bye!" Und weg war er. Dieser Ronald war eigentlich ganz nett. William war mir zu ernst, und Grell war echt gruselig. Die anderen beiden blieben immer unter sich. Also, wenn ich hier Freunde finden wollte, war Ronald wohl der Einzige, der überhaupt in Frage kam. Ich seufzte und machte mich auf die Suche nach den Toiletten. Ich trat in den Flur hinaus und ging ein paar Schritte, bis ich einen Pfeil mit der Aufschrift WC fand und folgte ihm. WC nach links. Geradeaus. Treppe hoch. Wieder durch diese Glastür. Treppe runter. Links. Verdammt, wollen die hier etwa, dass alle sich in die Hosen machen? Geradeaus. 3.Stock. Links. 1. Gang. Endlich fand ich die Tür, auf der WC stand. Als ich mich vor dem Spiegel vergewissert hatte, dass noch alles mit meinen Augen passte, ging ich wieder zur Tür und öffnete sie. Mr. Cole tauchte direkt vor mir auf, ich erschrak und begrüßte ihn reflexartig. "Hallo, wie gehts?" Fragte er. "Du solltest besser aufpassen, deine Kontaktlinsen sind schon mal verrutscht." Erschrocken drehte ich mich zum Spiegel um. Alles noch in Ordnung. Aber scheiße, ich bin aufgeflogen. Was jetzt? Ich drehte mich schnell wieder zu meinem Lehrer um. "Ich kann das erklären.." stotterte ich. "Ach, mach dir keine Mühe." Er fasste sich an die Augen und hielt plötzlich grüne Kontaktlinsen in der Hand. Auch er war ein Teufel! "Erkennst du mich denn nicht?" Fragte er lächelnd und wuschelte sich die Haare nach vorne. "Claude?!" Rief ich ungläubig. "Ja. Wie es aussieht, sind wir beide in derselben dummen Lage." "Aber, wie, was?" Ich war einfach nur verwirrt. "Überrascht? Mir ist dasselbe passiert wie dir. Mir war so langweilig, also habe ich mich hier als Lehrer beworben, auch wenn die Schüler hier echt nervig sind. Hast du diesen Grell gesehen?" Er kicherte. Damals war er viel ernster als heute. Ein Teufel, der Shinigamis unterrichtet. Aha, sehr logisch. "Na, wie auch immer. Ich bin froh, hier einen Verbündeten zu haben." Er streckte mir seine Hand entgegen, und ohne nachzudenken ergriff ich sie.
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Black Butler - Another Tale
Fiksi PenggemarIn der modernen Welt des 21. Jahrhunderts ist derTeufel und Butler Sebastian arbeitslos und streift ziellos durch London. Doch dann schließt er unerwartet einen Vertrag mit einem Shinigami. Als wäre das nicht schon schlimm genug muss er, um sein Geh...