Auld Lang Syne

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Altersfreigabe: ab 12
Genre: Allgemein
Setting: Die Story spielt nach dem Ende des Krieges.
Inhalt: Der Jahreswechsel ist nicht nur eine gute Gelegenheit, um einen Blick in die Zukunft zu werfen, sondern auch, um sich zu erinnern.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Ginny/Harry, Ron, Draco
Kommentar: Wenn auch sonst schreibtechnisch nichts läuft, aber Tradition ist Tradition. ;)
Beta gelesen hat auch dieses Mal Anja.
Warnings: none

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Die Weihnachtsferien in Hogwarts zu verbringen, war eine neue Erfahrung für Ginny. Bisher hatte sie es stets vorgezogen, über die Feiertage in die behütete Heimat zurückzukehren, sich von ihrer Mutter bekochen und von ihren Brüdern veräppeln zu lassen. Sie hatte den Weihnachtsbaum geschmückt, die Girlanden in die Zimmer gehängt und als feierlichen Abschluss den Mistelzweig angebracht (bevorzugt in dunklen Ecken, damit sich sein fesselnder Effekt auch lohnte).

Doch in diesem letzten Schuljahr, dem ersten ohne dem Damoklesschwert des Dunklen Lords über ihren Häuptern, hatte sie ihrer Mutter eulenwendend abgesagt und war voller Erwartungen und Hoffnungen in Hogwarts geblieben. Denn es war ein besonderes Jahr. Es war das Jahr, in dem sie endlich mit Harry, Ron und Hermine in eine Klassenstufe gekommen war. Es war das Jahr, in dem sie den Altersunterschied, der ihr immer wie eine hundert Fuß breite Kluft vorgekommen war, überwunden hatte.

Hermine war erstaunlicherweise nicht begeistert davon gewesen, ihr siebtes Schuljahr überhaupt antreten zu müssen. Sie hätte die Abschlussprüfungen mühelos auch so geschafft und eigentlich gerne sofort ihr geplantes Studium begonnen. Ihr Nörgeln über die durchkreuzten Pläne war allerdings wesentlich erträglicher als die Beschwerden der Jungs, die sich nach dem Endkampf vor wenigen Monaten bereits im Aurorenbüro des Ministeriums gesehen hatten. Es hatte Wochen gedauert, bis sie es endlich akzeptiert hatten. Und viele, viele von Ginnys Nerven.

Zur Zeit des Jahreswechsels hatten sich glücklicherweise alle ausreichend beruhigt, um ausgelassen in den Gemeinschaftsräumen zu feiern. Die übrig gebliebene Weihnachtsdekoration fiel zappeligen Tänzen und ausgelassenen Schülern zum Opfer. Die Zauberstäbe saßen locker nach dem zweiten Butterbier und die Ermahnungen von Professor McGonagall, es ja nicht zu übertreiben, waren von allen in den Wind geschrieben worden. Es war eine Feier, wie es sie seit Jahren nicht mehr gegeben hatte; mindestens seitdem Fred und George die Schule verlassen hatten.

Nichtsdestotrotz schlich Ginny sich um halb zwölf mit hochroten Wangen und zerzausten Haaren durch die Menge der Gryffindorschüler, bis sie die Traube erreicht hatte, in deren Mitte sich Harry befand. Es war nach wie vor anstrengend, die Freundin des Kriegshelden zu sein, doch sie hatte schon von ihren Brüdern gelernt, sich nicht durch falsche Drohungen einschüchtern zu lassen – und seien es nur die Blicke der Mädchen, die sich wie ein Rudel Wölfe um ihn gescharrt hatten und auf ein Lächeln hofften, das nur ihnen galt.

Ginny liebte es, eine nach der anderen beiseite zu schieben und schließlich die einzige zu sein, die das Lächeln bekam. Sie biss sich auf die Zunge, um ihre kühle Fassade zu bewahren, packte Harrys Hand und zog ihn hinter sich her auf das Portrait der Fetten Dame zu.

„Wo willst du denn hin?", fragte Harry sie, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich gegen ihre Entführung zu wehren. Vermutlich war er froh, nicht länger dem Getuschel und Gekichere ausgesetzt zu sein, das ihn wie eine Aura umgab, sobald er einen Raum mit mehr als zehn Leuten darin betrat.

Ginnys Gesicht wurde noch etwas heißer, als sie ihm einen Blick über die Schulter zuwarf und kokett lächelte. „Raus aus dem Gemeinschaftsraum."

Sie kletterte vor ihm durch das Portrait und nutzte den kleinen Vorsprung, um in die Gänge der Schule zu laufen. Es war so still hier draußen, dass sie den absonderlichen Druck auf den Ohren spürte. Als hätte man ihr Watte auf das Trommelfell gelegt.

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