Red Passion und die Hunde von Pawlow

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Altersfreigabe: ab 18
Genre: Drama/Erotik
Inhalt: Hermine wird niemals jemandem erzählen können, wo sie am Freitagabend hingeht. Nicht mal George.
Pairing: Hermine Granger/Severus Snape
Kommentar: Habt ihr Lust auf noch einen Wunsch-Oneshot? Also ich hatte Lust. Und jede Menge Spaß mit dem hier. :D
Angel-of-Mystic hat die 500. Review geschrieben und sich Hermine und Severus gewünscht, ein bisschen erwachsener und nicht zu bonbonrosa. Ich hoffe, rot ist okay. XD Jedenfalls war auch mein übliches Maß an Drama okay und das hier ist das Ergebnis. Ich hoffe, es gefällt dir! :)
Betagelesen hat mal wieder Moana Nahesa und ich hab sie ein bisschen gequält mit dem Präsens. >.< Mich allerdings auch, ich hab selten so viel an den Zeitformen einer Geschichte rumgebastelt und das vor allem nach dem Betalesen. Alles, was ihr an Fehlern noch so entdeckt, geht also auf meine Kappe. Aber hier musste es einfach Präsens sein...
So, genug gelabert. Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!
Warnings: Sex, Alkoholkonsum

- - -

Sie legt Lippenstift auf, Red Passion. Was für ein Klischee-Name, denkt sie und verdreht die Augen. „Warum willst du Muggel-Lippenstift kaufen?" George war so offensichtlich verwirrt gewesen. Und so offensichtlich fehl am Platz in dieser Drogerie. „Warum willst du überhaupt Lippenstift kaufen?" Hermine hatte nur mit den Schultern gezuckt. Sie kann ihm schließlich schlecht sagen, dass sie es mag, ihm den Lippenstift von den Lippen zu wischen, nachdem ... Es weiß ja niemand, dass sie und er ...

Sie schüttelt den Kopf und ihre Locken schwingen. Er mag ihre Locken. Sie weiß das, obwohl er es niemals zugeben würde. Weiß es, weil er sie ständig anfasst und durch seine Finger gleiten lässt. Deswegen benutzt sie nur noch Kokosöl, um sie nach dem Waschen zu bändigen. Keine anderen Pflegeprodukte. Insbesondere nichts, das die Haare verklebt. Hermine schüttelt ihre Haare nochmal aus, lässt ihren Blick über ihr Spiegelbild wandern und schaut dann direkt in ihre braunen Augen. Jedes Mal, wenn sie das tut, kann sie nicht fassen, dass sie immer noch aussehen wie früher. Dass man ihnen nichts ansieht.

Er hat es trotzdem sofort gesehen. Aber vermutlich nicht an ihren Augen.

Sie zieht die Tür zu ihrer Wohnung hinter sich ins Schloss und die Absätze ihrer Schuhe klacken auf dem alten Boden, als sie die Treppe nach unten steigt.

„Mum hat gesagt, ich soll dich grüßen. Du sollst mal wieder zum Essen vorbeikommen."

„Ich glaube nicht." Sie weiß nicht, ob ihr beiläufiger Ton George getroffen hat, sie war zu beschäftigt gewesen, Kleider über die Stange zu schieben. Welches würde er wohl am liebsten an ihrem Bein nach oben schieben? Nichts zu enges jedenfalls. Mit Schlitz ist besser. Oder kurz. Oder beides. Am besten beides.

„Nein ..." Georges kleines Seufzen war beinahe untergegangen. Hermine ist froh, dass sie ihm nicht erklären muss, warum sie nicht mehr zu den Weasleys zum Essen gehen will. Seitdem Ron sich von ihr getrennt hat, weil sie „nicht mehr dieselbe wie früher" ist, meidet sie den Fuchsbau. Hauptsächlich, weil er recht hat. Sie ist nicht mehr dieselbe wie früher. Und sie kann nicht einfach weitermachen und so tun, als wäre es anders. Ron mochte den Verlust seines Bruders hinter sich gelassen haben, aber für sie gibt es noch immer keinen Tag, an dem sie nicht an ihre Eltern denkt. An dem ihr Körper und ihr Geist und ihre Seele nicht wehtun, weil es ihre Schuld ist, dass sie sich niemals daran erinnern werden, wer sie mal gewesen waren. Sie kann den Krieg und alles, was er ihr genommen hat, nicht hinter sich lassen.

George auch nicht. Deswegen verstehen sie sich so gut.

Meistens.

„Wo gehst du eigentlich jeden Freitagabend hin?"

Wenn er das fragt, verstehen sie sich nicht mehr so gut.

„Das geht dich nichts an."

Zum Glück ist George clever genug, um nicht zu bohren. Jetzt ist er es. Anscheinend passiert so etwas mit einem Menschen, wenn er die Hälfte von sich verliert. Er ist nicht wiederzuerkennen. Bei ihm ist es genauso. Ihn erkennt Hermine auch nicht wieder. Will sie aber auch nicht. So, wie er jetzt ist, ist er genau richtig. So, wie er jetzt ist, passt er genau in das Loch, das die letzten Jahre in ihre Brust gerissen haben, und macht für einen Moment alles besser.

Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie auch in eines seiner Löcher passt.

Die Nokturngasse ist dunkel, die Februarnacht kalt und das Kopfsteinpflaster so nass, dass sie auf ihren Stöckelschuhen beinahe hinfällt. Hermine schnalzt mit der Zunge und sieht sich um, aber es ist niemand unterwegs.

„Du passt doch aber auf dich auf, oder?"

Dass sie daraufhin erst mal die Augen verdreht hat, hat ihn getroffen. Sichtlich. „Ja, George. Ich passe auf mich auf. Ich hab Voldemort und Bellatrix Lestrange und meine verdammte Schulzeit überlebt, mir passiert schon nichts. Red Passion oder Garnet Rose?" Als sie ihm die beide Lippenstifte hingehalten hatte, war dieses sündhaft kurze Kleid mit Beinschlitz bereits in einer Tasche an ihrem Arm gewesen.

„Keinen von beiden. Das bist nicht du."

Das Hochziehen ihrer Augenbraue war ihre einzige Antwort gewesen. Nur das. Sie hat sich das von ihm abgeguckt, zweifellos.

Wieder das Seufzen. „Den da."

Und so war es Red Passion geworden. Was für ein Klischee ...

„Wenn dir irgendetwas passiert, werden sie mir die Schuld geben."

„Mir passiert aber nichts." Und damit war dieses Gespräch beendet gewesen.

In dem Laden in der Nokturngasse ist es warm und stickig und es liegen mehr halluzinogene Dämpfe in der Luft als Sauerstoff. Hermine bleibt kurz an der Tür stehen und nimmt ein paar tiefe Atemzüge, bis sie sich daran gewöhnt hat. Es ist dunkel. Nur rotes Licht weist einem den Weg. Es ist nicht mal hell genug, um die Farbe des Teppichs erkennen zu können. Geräusche geistern an ihr vorbei. Ein paar Stimmen. Aber hauptsächlich ein Brodeln. Die Quellen der halluzinogenen Dämpfe. Hermine rümpft die Nase. Sie ist nicht deswegen hier, auch wenn sie mag, wie sie sich fühlt, wenn sie ein bisschen was davon eingeatmet hat. Als wäre das alles hier nicht komplett real, aber genug, um sich sicher zu fühlen. Sie will nicht wissen, wie es ist, eine volle Dosis zu nehmen. Das ist sie wirklich nicht.

„Carlos", sagt sie leise, als sie endlich zum Tresen geht.

Der Barkeeper nickt ihr zu. „Wie immer?", fragt er.

„Ja, bitte." Hermine lehnt sich gegen die Bar, während sie darauf wartet, dass Carlos ihr ihren üblichen Drink mixt. Sie weiß nicht genau, was darin ist, nur dass er ungefähr zur Hälfte aus Wodka besteht und dass sie morgen trotzdem keinen Kater haben wird. „Ist er schon da?"

Carlos nickt, ohne von seinem Tun aufzusehen.

„Dann mach auch einen für ihn fertig."

Noch ein Nicken.

Die Tür geht ein weiteres Mal auf und ein alter Mann schleicht auf den Tresen zu. „Hast du noch was Junges für mich frei?", fragt er.

Wieder nickt Carlos. „Für fünf gehört Nische drei dir."

Der alte Mann nickt und sammelt Knuts und Sickel aus seiner Tasche, zählt exakt fünf Galleonen auf den Tresen. Nur dass ihm ein Sickel fehlt. „Kann ich den nächstes Mal nachzahlen?", fragt er.

„Kein Anschreiben."

Der Mann fängt wieder an, seine Taschen zu durchwühlen. Irgendwann kann Hermine es nicht mehr mitansehen. Sie öffnet ihre Handtasche und holt fünf Galleonen und einen Sickel heraus. „Mach zwei Stunden draus", sagt sie an Carlos gewandt.

„Meinetwegen", murmelt der und wischt das Geld vom Tresen in seine Hand, bevor er die Münzen in die Kasse sortiert.

„Danke", sagt der alte Mann und berührt ihren Arm. Hermine lächelt ihm kurz zu, bevor er geht und in Nische drei verschwindet.

„Du bist zu großzügig", informiert Carlos sie, bevor er sich wieder ihren Drinks widmet.

„Ich kann es mir leisten", murmelt Hermine. Sie muss hier nichts mehr bezahlen. Sie hat ihren Beitrag geleistet und bringt Carlos damit so viel Geld ein, dass sie jederzeit kostenlos herkommen darf. Sie muss nur ihre Drinks bezahlen und das tut sie. „Wieder Nische sieben?"

„Natürlich", entgegnet der Barkeeper und zieht die Augenbrauen hoch.

Hermine nickt. Es ist immer Nische sieben. Ihre Nische. Carlos bereitet sie jeden Freitag für sie vor. Sie nimmt die Drinks und bewegt sich langsam durch den schmalen Gang. Man kann nicht hineinsehen in die Nischen. Sie sind mit Vorhängen verschlossen. Und mit Zaubern. Deswegen hört man nichts außer ein paar Stimmen und dem Brodeln der Wasserpfeifen. Carlos hat es mit kompletten Schallschutzzaubern versucht, aber das kam nicht gut an. Die Gäste wollen irgendetwas hören, wenn sie reinkommen. Mehr als das Wasser im Spülbecken hinter dem Tresen und dem Klirren von Eiswürfeln. Also kommt das Brodeln durch und ein weiterer Zauber mischt ein paar falsche Stimmen hinein. Der rationale Teil von Hermines Gehirn findet das albern; der emotionale kann es verstehen. Das Letzte, was sie hier haben wollte, wäre Stille.

Er hängt mit dem Kopf in einem der beiden Denkarien, als sie Nische sieben betritt. Hermine schließt den Vorhang sorgfältig und stellt die Getränke auf dem Tisch ab. Zigarettenrauch hängt in der Luft. Er mag das halluzinogene Zeug auch nicht, aber rauchen tut er neuerdings. Sie hätte gedacht, dass sie das stören würde. Sie mag den Geruch von Zigaretten nicht, den Geschmack in seinem Mund erst recht nicht. Aber wenn sie vorher selbst eine raucht, ist es okay.

Also setzt sie sich und greift nach seinem Päckchen und dem Feuerzeug, nimmt sich eine, schlägt ein Bein über das andere und inhaliert tief, bevor sie mit gespitzten Lippen den Rauch in die Luft pustet. Ihr Lippenstift hat einen Abdruck auf dem Filter hinterlassen. Hermine lächelt.

Dann nimmt sie einen großen Schluck von ihrem Drink und beobachtet ihn. Es sind immer dieselben Erinnerungen, die sie sich ansehen. Sie haben beide ihre Vorlieben gefunden. Für ihn ist es ein junger Mann und seine erste Liebe. Vermutet sie jedenfalls. Er redet bis heute nicht viel, aber was soll es sonst sein? Hermine streckt eine Hand aus und wischt die schwarzen Haare hinter sein Ohr.

Als Harry ihnen damals erzählt hatte, welche Erinnerungen Snape ihm gegeben hatte, war Hermine sich nicht mehr sicher gewesen, ob es wirklich so tragisch gewesen war, dass er gestorben war. Hätte es für ihn wirklich eine Chance gegeben, nach dem Krieg ein glückliches Leben zu führen? Sie hat es sich nicht vorstellen können.

Jetzt weiß sie, dass es diese Chance nicht gibt.

Sie hatten seine Leiche nicht finden können, als sie in die Heulende Hütte zurückgekehrt waren. Hermine erinnert sich an das eiskalte Gefühl des Grauens, das beim Gedanken an Leichenschändung durch ihre Adern gekrochen war. Was hätte es sonst sein sollen? Ein Toter spaziert nicht einfach so fort.

Jetzt, zwei Jahre später, weiß sie, dass Snape nie tot gewesen ist.

Sie ist ihm zufällig wieder begegnet. Hier. Sie selbst hat von diesen Laden zufällig erfahren. Durch Ron, weil die Aurorenabteilung hier mal eine Razzia gemacht hat. Nicht weil das hier verboten wäre, das ist es nicht. Es wird nur darauf herabgesehen. Nein, sie haben hier einen Todesser aufgegriffen. Hat Carlos auch ein schönes Sümmchen eingebracht, ihn zu verraten. „Ich wollte den eh nicht mehr hier haben", hatte er gesagt, als Hermine ihn später mal darauf angesprochen hat. „Hat ständig illegale Drogen mitgebracht und die Nischen verwüstet."

Rons Gedanken waren in eine andere Richtung gegangen: „Ich wusste nicht, dass es so was gibt. Läden, in denen man sich fremde Erinnerungen angucken kann. Wozu soll das gut sein?"

Hermine hatte sofort gewusst, wozu das gut sein soll. Zwei Wochen hat sie durchgehalten, bevor sie sich in die Nokturngasse geschlichen und den Laden gesucht hat. Sie hat es nicht einmal bereut. Diese Erinnerungen sind wie Kino, nur echter. Sie weiß nicht, wie Carlos es macht, aber die Denkarien hier sind anders. Man ist nicht als Zuschauer darin, man ist eine der Personen in diesen Erinnerungen, ohne wirklich greifen zu können, wer das ist. Oder wem man in diesen Erinnerungen begegnet. Es ist ein bisschen wie träumen; solange man im Denkarium ist, ergibt alles einen Sinn, alles ist glasklar und vielleicht erkennt man sogar jemanden wieder, aber wenn man es verlässt, zerrinnen die Eindrücke und man weiß bald nicht mehr so genau, was man gesehen hat und wen und wessen Erinnerung es sein könnte. Es bleiben nur die Gefühle zurück.

Sie hat einiges ausprobiert, bevor sie ihre Vorliebe gefunden hat. Sie mag junge Frauen, die eine gute Zeit mit ihren Vätern erleben. Anfangs hat sie sogar Erinnerungen an gemeinsam besuchte Quidditchspiele genommen, die blöden Bälle sind hängengeblieben. Inzwischen ... Inzwischen ist es eine andere Erinnerung. Immer diese. Sie liegt in dem zweiten Denkarium, das auf dem Tisch steht. Später wird sie sie sich ansehen. Später.

Auch wenn sie nicht so gern will, dass irgendjemand erfährt, dass sie herkommt, findet sie es nachvollziehbar, dass sie auf diese Erinnerung steht. Sie hätte gern zurück, was sie ihre Eltern hat vergessen lassen. Und für eine Weile kann sie es hier haben. Es ist nicht ihre Erinnerung und nicht ihr Vater, aber die Gefühle, die sie durch diesen geliehenen Körper erlebt, die sind echt. Auch das füllt eines der Löcher in ihr. Sie kann es akzeptieren, dass ihr das etwas gibt. Das ist logisch.

Was sie nicht versteht, sind die Leute, die herkommen, um sich ihre Erinnerungen anzugucken.

Nachdem Hermine ein paar Mal hier gewesen war und sehr viel Geld in Carlos' Kasse gelassen hatte, hatte er sie gefragt, ob sie nicht in Zukunft kostenlos herkommen will. Hermine hatte die Geldgier in seinen Augen gesehen, aber sie hatte nicht widerstehen können. Offenbar gibt es einige Leute, die so wenig vom Krieg mitbekommen haben, dass sie auf die Erinnerungen der Kriegsheldin Hermine Granger stehen. Dass sie das Adrenalin suchen, das sie vergessen will. Aber sie wollen nur die Flucht auf dem Drachen oder die Flucht aus dem Ministerium, nicht Malfoy Manor. Malfoy Manor läuft nicht gut, auf Todesangst stehen die wenigsten. Die meisten wollen das Happy End. Die meisten wollen wissen, dass sie überleben werden.

Hermine auch. Und sie will es oft. Öfter, als sie es sich leisten kann. Also hat sie einige der Erinnerungen gegeben, die sie sowieso lieber nicht hätte, und seitdem gibt es eine Nische dreiundfünfzig, in der ein Denkarium mit ihren Erinnerungen steht, und diese Nische ist immer besetzt.

Wieder inhaliert sie tief den Zigarettenrauch und pustet ihn in die Luft. Ihr soll es recht sein. Selbst wenn jemand erkennt, dass es ihre Erinnerungen sind, solange er im Denkarium ist, wird er genug davon wieder vergessen, wenn er auftaucht. Carlos hat ihr das versprochen. „Du hat schon ein paar Erinnerungen von Leuten gesehen, die du kennst. Und, ist es dir aufgefallen?"

Das ist es nicht. Aber sie denkt viel darüber nach, seitdem sie das weiß. Fragt sich, wessen Erinnerungen sie gesehen hat. Mit wessen Vater sie Zeit verbracht hat. Sie fragt sich auch, ob Snape Erinnerungen hier gelassen hat. Oder ob er immer noch bezahlt.

Als sie einander hier begegnet sind, hat er bezahlt. Hermine wollte gerade gehen, er war gerade gekommen. Ihr wäre beinahe das Herz stehengeblieben.

Als sie an ihm vorbei hatte flüchten wollen, ihr Gesicht heiß vor Scham und die Augen rot vor Tränen, hatte er nach ihrem Arm gegriffen. „Kein – Wort!"

Sie hatte den Kopf geschüttelt und sich losgerissen und war danach drei Wochen nicht wiedergekommen.

Dann aber doch und dann hat sie auf ihn gewartet, vorn an der Bar. Carlos hat ihr anfangs nicht gesagt, ob Snape da war, also hat sie Stunden da vorn gesessen. Nachdem sie sich ein paar Mal gesehen hatten, hat Hermine ihm einen Drink angeboten. Und nachdem er den ein paar Mal mit einem Schnauben abgelehnt hatte, hat er ihn irgendwann doch angenommen.

Geredet haben sie nie viel. Hauptsächlich weil Snape nicht mehr gut reden kann. Es ist mehr ein heiseres Flüstern. Er kann auch seinen linken Arm nicht mehr bewegen. Und er raucht.

„Seit wann rauchen Sie?", hat sie ihn also irgendwann gefragt, als er sie endlich mal in seine Nische mitgenommen hat. Natürlich nur weil er nicht gern vorn auf dem Präsentierteller sitzt. Seine Worte. Es wissen nicht viele, dass er noch lebt, und er will es dabei belassen.

„Seitdem ich nicht mehr als Tränkemeister arbeiten kann und mein Geruchs- und Geschmackssinn überflüssig sind." Sie weiß bis heute nicht, womit er jetzt sein Geld verdient. Es ist ihr aber auch egal. Darum geht es nicht zwischen ihnen.

Als sie ihre Zigarette aufgeraucht und im Aschenbecher ausgedrückt hat, taucht Snape mit einem tiefen Atemzug aus dem Denkarium auf. Er blinzelt und sieht sich um und seine Augenbrauen zucken, als er sie entdeckt.

Hermines auch. Und ihre Mundwinkel. Sie weiß genau, in welcher Stimmung er jetzt ist. Sie hat die Erinnerungen, die er sich ansieht, nie selbst gesehen, aber er ist jedes Mal steif, wenn er damit fertig ist. Sie fragt sich manchmal, ob es wirklich ein junger Mann und seiner ersten Liebe ist und wie heiß es bei den beiden im Denkarium zugeht. Fragt sich, ob Snape sich das magische Äquivalent eines Muggelpornos anguckt oder ob sein Körper einfach so reagiert. So wie ihrer einfach reagiert. Und dann merkt sie jedes Mal, dass es sie nicht interessiert. Sie hat einen älteren Mann hier, der zwar nicht mehr gut sprechen oder seinen linken Arm bewegen kann und der immer ein bisschen nach Zigaretten schmeckt, auch wenn sie selbst eine geraucht hat, der aber ein Loch in ihr füllt – körperlich und emotional.

„Du bist spät", sagt er mit seiner kratzigen Stimme.

„Überstunden."

„Beflissen wie eh und je ..." Er greift nach den Zigaretten und sie nach seiner Erektion.

„Als ob du etwas dagegen hättest."

Er lacht kehlig und lässt die Zigaretten liegen. „Nein."

„Dachte ich mir." Als sie ihre Hand fest über den straff gespannte Stoff seiner Hose reibt, stöhnt Snape heiser und legt den Kopf zurück. Ihre Vagina und ihre Wangen pochen im gleichen Takt, während sie seinen Adamsapfel beobachtet, als er schluckt. Er ist unrasiert, am Kragen seines Pullovers ist ein kleines Loch und seine Hose ist viel zu eng.

„Verdammt", krächzt er und zieht ihre Hand weg, blinzelt und lässt seinen Blick über sie geistern. „Ist das Kleid neu?"

„Nur für dich."

Mit seiner rechten Hand streicht er über ihren nackten Oberschenkel und schiebt den schwarzen Stoff ein Stück hoch. Hermine atmet schneller, seufzt leise. Dann greift sie nach ihrem Glas und trinkt es in einem Zug leer. Das hier ist besser, wenn sie ein bisschen angetrunken ist.

„Du solltest dir gleich zwei mitbringen", sagt Snape, der das schon von ihr kennt.

„Ich denke nicht", entgegnet sie in demselben Ton, in dem sie Georges Einladung in den Fuchsbau abgewiesen hat. Sie will nur angetrunken sein, nicht betrunken. Snape mag jetzt anders sein, aber vermutlich gefällt es ihm immer noch nicht, wenn ihm jemand vor die Füße kotzt.

Als das Glas leer ist, öffnet sie seinen Gürtel, den Hosenknopf und den Reißverschluss. „Steh auf", sagt sie und er stemmt seinen Hintern von der Bank, bis sie seine Hose herunterziehen kann. Das alles hier ist nie besonders sinnlich, aber sinnlich ist auch nicht ihr Ziel. Seine Erektion ragt steil auf, ein Tropfen seiner milchigen Lust glänzt auf der roten Spitze, das ist alles, was sie braucht.

Hermine steht auf und schiebt den Tisch mit der Hüfte ein Stück zurück, während Snapes Hand ihren Oberschenkel weiter nach oben gleitet und feststellt, dass sie – mal wieder – keine Unterwäsche trägt. Er grinst, wie er früher nur gegrinst hat, wenn er Harry Punkte abziehen konnte. Und sie grinst, weil sie weiß, dass er ihr heute welche geben würde, wenn das noch irgendeine Bedeutung hätte.

Und als seine Hand zwischen ihre Beine gleitet, durch die Locken ihrer Scham und das feuchtwarme Gebiet dahinter, stöhnt sie und legt nun selbst ihren Kopf in den Nacken. „Merlin ..."

Snape schnalzt mit der Zunge. „Nicht ganz."

Sie schnaubt und sieht ihn an. Das Halbdunkel malt seine kantigen Gesichtszüge viel weicher, als sie eigentlich sind. Und die Erinnerungen, die er sich vorher anschaut, malen seinen Charakter weicher, als er eigentlich ist. Etwas von den Erinnerungen bleibt hängen, wenigstens für ein paar Stunden. Sie spürt das, als sie sich zu ihm beugt und ihn küsst, weil er nicht zögert, seinen Mund für sie zu öffnen, so als wäre sie nicht seine ehemalige Schülerin, während seine Finger ihre Klitoris massieren, so als wäre sie nicht schon feucht, nur weil sie eine geraucht und ihn beobachtet hat und sie das inzwischen so sehr mit dem hier assoziiert, dass ihre Vagina darauf reagiert wie die Hunde von Pawlow.

„Wie immer perfekt vorbereitet", raunt er an ihrem Ohr und das Raspeln seiner Stimme kratzt durch ihren Körper wie seine Bartstoppel über ihre Haut.

„Natürlich, Sir", haucht sie und holt zischend Luft, als er gerade so eben schmerzhaft in ihre linke Schamlippe kneift.

„Nenn mich nicht so!", sagt er und seine Stimme und sein Blick sind wie ein Messer, das sie auf die erregendste aller Arten aufspießt. Sie grinst, denn ihr Lippenstift ist quer über seinen Mund geschmiert, und beißt sich auf die Wange, bis er seine Hand hebt, die glänzt von ihrer Erregung, und damit in ihre Haare greift, um sie an sich zu ziehen. Ihr eigener Geruch steigt ihr in die Nase und vermischt sich mit dem Geschmack von Zigaretten und der Alkohol, der heiß in ihren Wangen pocht, lässt sie sich schwindelig fühlen, mehr noch als die Dämpfe, und Snape ... Snape kann sagen, was er will, er findet das hier genauso heiß wie sie, denn er presst sie an sich, so besitzergreifend wie ein Niffler sein Gold.

Hermine klettert auf seinen Schoß und das kurze Kleid rutscht problemlos nach oben, sammelt sich um ihre Hüften, während Snapes Glied an ihrem feuchten Eingang entlang streicht. Er stöhnt und bockt unter ihr. Seine Hand wandert auf ihren Rücken und ertastet den Reißverschluss und kurz darauf zieht er ihn herunter und zerrt das Kleid von ihren Schultern, bis ihre Brüste frei liegen und noch mehr Stoff sich um ihren Bauch kräuselt. Sie trägt nie einen BH, wenn sie herkommt. Das dauert ihr alles viel zu lange. Denn so vergehen keine zwei Sekunden, bis sein Mund auf ihrer harten Brustwarze liegt und daran saugt und er ein bisschen hineinbeißt und sie stöhnt sehr viel lauter dieses Mal und reibt sich gegen seine Erektion, bis er das Gleiche tut.

„Ich will dich in mir", flüstert sie an seinem Ohr und hört ihn brummen. Trotzdem lässt er nur ungern von ihrer Brust ab, damit sie zwischen ihre Körper greifen und ihn in Position bringen kann, bevor sie sich langsam auf ihn sinken lässt.

Snape reißt den Mund auf und die kleinen Muskeln in seinem Gesicht zucken unkontrolliert. Hermine kann nur ahnen, wie es sich für ihn anfühlt, und wie immer, wenn sie es sieht, nimmt sie sich vor, mal so eine Erinnerung auszuprobieren, aber für sie ... Sie glaubt nicht, dass sie jemals genug bekommen kann von ihm. Von dem Gefühl wie er sie ausfüllt und dehnt und beinahe zu tief in sie gleitet, beinahe ... Sie liebt das Gefühl seiner drahtigen Haare an ihren geschwollenen Schamlippen, den verschleierten Blick in seinen schwarzen Augen, die kehlige Art, wie er ausatmet.

Sie wird niemals jemandem erzählen können, wo sie am Freitagabend hingeht. Nicht mal George.

Und manchmal bedauert sie das, weil sie eigentlich mehr will als Sex am Freitagabend in diesem dunklen Laden in der Nokturngasse. Manchmal stellt sie sich vor, wie es wäre, Snape mit zu sich zu nehmen und neben ihm einzuschlafen, nachdem sie sich mindestens dreimal geliebt und fünf Orgasmen gehabt haben, und morgens in seinem Arm aufzuwachen und mit ihm im Bett zu frühstücken, bevor sie sich wieder lieben. Manchmal stellt sie sich vor, dass sie vielleicht ein bisschen glücklicher sein könnte, wenn sie ihn nicht nur an diesem einen Abend in der Woche hier treffen würde, dass sie vielleicht ein Stück ihres alten Lebens zurückbekommen könnte, wenn er an ihrer Seite wäre, weil sie sich stärker fühlt mit ihm und nicht ganz so kaputt, weil sie weiß, dass sie nicht alleine kaputt ist, wenn sie in seine Augen sieht. Aber dann erinnert sie sich daran, dass es für ihn keine Chance auf ein glückliches Leben gibt mit all den Erinnerungen, die in seinem Kopf leben anstatt in einem Denkarium, wo sie harmlos und weit weg wären und ihn nur ein paar Stunden danach begleiten würden. Und dann legt sie ihren Kopf auf seine Schulter und fängt an, sich zu bewegen, weil das alles ist, was sie von ihm bekommen kann und er von ihr und weil das immerhin etwas ist – wenn auch nicht sinnlich.

Aber erregend, so verdammt erregend und sie schreit überrascht, als sie plötzlich kommt, so heftig, und zittert und um ihn zuckt und stöhnt und sich fragt, ob sie zu schnell war oder ob er mit ihr kommt, ob er mitkommt, wohin auch immer ...

Snape lächelt, als sie den Blick hebt, und streicht ihre Haare zurück, was er viel lieber macht, als er jemals zugeben würde, und küsst sie. „Tut mir leid", murmelt sie gegen seine Lippen, während ihre Vagina immer noch gelegentlich zuckt und er stöhnt und sie so furchtbar empfindlich und überreizt ist da unten, dass sie sich gerade nicht bewegen mag.

„Immer noch übereifrig", sagt er mit seiner Reibeisenstimme, die noch ein bisschen rauer ist, wenn er erregt ist, und greift in ihren Po, presst sie fester gegen sich.

„Immer", flüstert sie zurück und küsst ihn wieder, weil das gerade das Einzige ist, was sie ertragen kann. Gleich, gleich kann sie weitermachen. Gleich kann sie es wieder aushalten, ihn zu spüren, seine Haut an ihrer, in ihr, so tief, so heiß. Bis dahin küsst sie ihn und schmeckt die Zigaretten und ihren Drink und seinen, von dem sie genauso wenig weiß, was darin ist, wie von ihrem, nur dass seiner zur Hälfte aus Whisky bestehen muss, denn diesen Geschmack würde sie überall erkennen und sie mag ihn nur in seinem Mund, da aber besonders. Und wenn ihr jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ihre Zuflucht bald nach Wodka, Whisky und Zigaretten schmecken würde, hätte sie behauptet, dass das nicht sein kann, weil bis vor einem Jahr eine Zuflucht für sie nur eine Zuflucht gewesen war, wenn sie nach Zimt und Butterbier geschmeckt und in einem weichen Bett stattgefunden hat, das nach Frühlingswiese riecht.

Nichts hier riecht nach Frühlingswiese. Sie weiß nicht, wonach Snape riecht, aber sie mag den Geruch. Vielleicht ist es nur sein eigener Geruch, denn er ist besonders intensiv, wenn sie ihre Nase tief in den Kragen seines Pullovers steckt und sich von seinen schwarzen Haaren kitzeln lässt. Wenn ihre Zungenspitze über die Narben an seinem Hals tanzt und er sich versteift und in ihre Haare greift und sie auf die andere Seite zieht, weil er es nicht mag, wenn sie ihn dort berührt. Sie tut es trotzdem, sie weiß nicht warum. Es fühlt sich besonders an. Und es dauert immer länger, bis er sie von dort wegzieht.

Schließlich fängt sie wieder an, sich zu bewegen, schließlich fühlt es sich wieder gut an und das besonders für ihn, denn er stöhnt so laut in ihren Mund, dass Hermine leise lacht und ihre Muskeln anspannt, um sich noch ein bisschen enger für ihn zu machen. Sie liebt es, wie er nach Luft schnappt. Als würde sie ihn damit strangulieren, liebt den kleinen, kaum hörbaren kehligen Laut, den er dabei von sich gibt; als würde ein Schlüssel in einem Schloss klicken, das lange nicht mehr benutzt worden war. Sie liebt es besonders, dieser Schlüssel zu sein.

„Verdammt", stöhnt er wieder und schiebt sich ihr entgegen, die Stirn gerunzelt, beinahe als hätte er Schmerzen. Sein Blick geistert über ihr Gesicht, als könne er nicht fassen, dass es wirklich sie ist, die auf seinem Schoß sitzt und ihn reitet und sie weiß, wie er sich fühlt, denn sie kann manchmal auch nicht fassen, dass sie auf seinem Schoß sitzt und ihn reitet. Dann flattert Adrenalin durch ihren Bauch und ihr Herz schlägt viel zu schnell und ein Teil ihres Verstandes hat Angst, dass er ihr eine Strafarbeit geben wird, wenn sie fertig sind, obwohl sie eigentlich weiß, dass er ihr Punkte geben würde, wenn das noch eine Bedeutung hätte.

Snape jault leise, wenn er kommt. Wie ein getretener Hund. Hermine hatte beim ersten Mal Angst, sie hätte ihm wehgetan, aber inzwischen vermutet sie, dass dieser Moment für ihn viel zu roh und viel zu nah ist, um ihn mit jemandem zu erleben, denn er dreht auch jedes Mal den Kopf weg und kneift die Augen zu und greift so fest in ihre Haare oder ihren Oberschenkel oder ihren Po, dass es wehtut, hält die Luft an, bis sein Körper aufhört zu schaudern und atmet dann flach und schnell, als versuche er, die letzten Sekunden damit ungeschehen zu machen.

Und während Hermine spürt, wie sein heißer Samen an seinem weicher werdenden Glied vorbei aus ihr herausläuft, legt sie ihre Hände an sein Gesicht und zieht es zu sich herum, küsst ihn wieder, zärtlicher, und sagt: „Danke." Weil er besser mit dieser gnadenlosen Nähe umgehen kann, wenn sie so tut, als würde es dabei um sie gehen.

Sie wischt ihm mit dem Daumen den Lippenstift vom Mund, während er ihre Haare ein bisschen sortiert (vergeblich) und ihr hilft, das Kleid wieder anzuziehen. Und sie verziehen beide das Gesicht, als Hermine mit wackligen Beinen aufsteht, aber nur, bis sie ihren Zauberstab findet und einen Reinigungszauber über sie beide spricht. Während sie ihr Kleid nach unten zieht, nutzt er seinen eigenen Zauberstab, um seine Hose hochzuziehen und zu schließen. Und dann ist es immer, als wäre ein Schleier gelüftet worden und alles fühlt sich ein bisschen peinlich an und sie trauen sich beide nicht, einander in die Augen zu sehen, bis Snape nach den Zigaretten greift und sich eine nimmt und anschließend ihr das Päckchen anbietet.

Hermine akzeptiert und zündet sich ihre an, bevor sie ihm das Feuerzeug hinhält, und Snape lehnt sich auf der Bank zurück und überkreuzt seine Füße an den Knöcheln und sieht sie mit diesem Nicht-Lächeln an, von dem sich ihre Brustwarzen spontan wieder zusammenziehen. „Ich warte hier", sagt er, legt die Zigarette in den Aschenbecher und greift nach dem Drink, den sie ihm mitgebracht hat, denn seiner ist längst leer.

Und wenn Hermine fertig geraucht hat, geht sie in ihr Denkarium. Es ist seit Monaten immer die gleiche Erinnerung. Ein Hochzeitstanz zwischen Vater und Tochter, den sie niemals haben wird, weil sie nicht heiraten wird und keinen Vater mehr hat. Sie wird weinen, wenn sie aus dem Denkarium kommt. Sie tut das immer, genauso wie Snape immer steif ist, und sie fragt sich wirklich, ob ihr Körper einfach reagiert, so wie seiner einfach reagiert.

Aber was auch immer hier mit ihnen passiert, er wird sie festhalten, während sie weint, und wenn sie sich wieder beruhigt hat, wird er ihr einen Kuss auf die Schläfe pressen und „Danke" raspeln, weil auch sie diese gnadenlose Nähe besser aushalten kann, wenn er so tut, als würde es dabei um ihn gehen.

Und bevor sie den Laden verlassen, küsst sie ihn nochmal richtig und bis dahin wird kein Lippenstift mehr auf ihren Lippen sein, den sie ihm vom Mund wischen müsste. Diesen Kuss wird er mitnehmen, nach Hause, wo auch immer das ist. Bis sie sich nächste Woche wiedersehen.

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Die Idee mit den Denkarium-Bars stammt nicht von mir, ich hab sie in einem Post auf Tumblr gefunden. Ich mochte den Headcanon so sehr, dass ich ihn unbedingt mal benutzen wollte, und für diesen Plot passte er einfach perfekt. :)

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