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Das eintönige Dasein ließ ihn verbittern

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Das eintönige Dasein ließ ihn verbittern. Obwohl Lokis Zelle durchaus komfortabel eingerichtet war, schienen die letzten zwei Jahre unverhältnismäßig lange gedauert zu haben.

Wieder einmal öffneten sich die schweren Tore des Verließes und Asgards Wachen brachten neue Gefangene herein. Fast neugierig musterte Loki seine neuen Gefährten. Es waren unter anderem Verräter, das hatte er durch die Gespräche der Wachen mitbekommen. Odin hatte die Todesstrafe über sie verhängt. Und es wunderte Loki, dass er so grausam war.

Odin war immer auf den Frieden bedacht, immer die Waage haltend, zwischen Gut und Böse; wobei er die 'Bösen' hier in den Zellen gefangen hielt. Eine Todesstrafe hatte es seit Odins Herrschaft, und die war lang, nicht gegeben. Selbst Loki war hier her verbannt worden, obwohl er die Todesstrafe hätte bekommen sollen.

Und Loki wusste, er hatte schlimmes angerichtet. Menschen getötet, die unter Odins und auch Thors Schutz standen. Deshalb die ewige Verbannung in dieser Zelle. Aber Loki nahm seine Strafe ohne Widerworte an. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Odin war hart, als er das Urteil sprach, nachdem Loki auf Midgard Chaos und Tod brachte.

Seine persönliche Strafe fiel ohnehin viel härter aus. Niemals würde er sich verzeihen, was er ihr angetan hatte. Niemals würde er ihr Gesicht wiedersehen. Sie wusste nicht einmal mehr, dass es ihn gab. Sigyn, seine große Liebe.

Odin hatte sie verbannt, aber ihre Strafe traf Loki härter als sein Dasein in dieser Zelle.

Frigga war schon lange nicht mehr bei ihm gewesen. Loki hatte es aufgeben, sie nach Sigyn zu fragen; eine Antwort hatte er nie bekommen, egal was er fragte. Die Tage waren eintönig und es war ein Highlight, wenn neue Gefangene ins Verließ kamen. So wie heute.

Die Zellen wurden durch ein magisches Kraftfeld verschlossen, das elektrisch knisterte und man bekam, wenn man sich ihm näherte, einen kräftigen, aber immerhin nicht tödlich Stromschlag.

Odin hatte Loki verbannt. Zum einen in das Verließ hier, zum anderen hatte er ihm seine Kräfte genommen. Frigga, Lokis Mutter, wenn auch nur Adoptivmutter, hatte ihm seine Magie gelehrt. Tricksereien, Trugbilder und dergleichen. Sie selbst war unter Hexen groß geworden und lehrte Loki alles, was sie wusste. Dennoch waren ihre Kräfte im Gegensatz zu denen ihres Mannes, dem Allvater, gering. Selbst wenn Frigga wollte, könnte sie den Bann, der auf Loki lag, nicht brechen.

Die neuen Gefangen wurden in ihre Zellen gebracht. Loki erkannte sofort, welche Absonderlichkeiten gebracht wurden: zwei Asen, einen Kree sowie einen Xeronianer.

Fast vergnügt stand Loki vor dem Kraftfeld und sah in die derben Gesichter, die sich eine Zelle gegenüber seiner eigenen teilten. Sie sahen Loki nicht an, waren eher daran interessiert, den Wachen Schimpfwörter hinterher zu rufen.

Auch sie würden ihm keine Hilfe sein. In den letzten zwei Jahren hatte Loki seine Zeit investiert, um einen Weg hier raus zu finden. Er war seinen Leidensgenossen intellektuell weit überlegen, dies war aber leider auch hinderlich, um einen Plan mit ihnen zu schmieden.

Genervt nahm Loki sich ein Buch von den wenigen, die er hatte. Frigga hatte ihm mit der Zeit Dinge in seine Zelle bringen lassen, die seinen Aufenthalt angenehmer gestalten sollten. Darunter ein schmales Bett, eine kleinere Sitzgruppe sowie ein niedriges Regal mit ein paar Büchern. Er hatte sie alle schon mindestens einhundert Mal gelesen, aber sie waren die einzige Ablenkung, die er hatte.

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Der Regen fiel unaufhaltsam auf Stellas Regenschirm. Das Prasseln beruhigte sie ungemein, aber es bedeutete auch, dass weniger Kunden in ihren kleinen Blumenladen kommen würde. Noch weniger und sie dürfte ihren Laden schließen. Die Mieten New Yorks waren unverschämt hoch und das Erbe ihres Vaters reichte zwar, ihren Traum vom eigenen Floristikgeschäft wahr werden zu lassen, aber wenn es keine Kundschaft gab, glitt ihr das Geld nur so durch die Finger. Stella hatte sich schon nach kleineren Wohnungen umgesehen, aber teuer waren sie alle. Zudem war der Markt ausgeschöpft.

Mit schnellen Schritten sprang Stella über große Pfützen. Ihr Schlüsselbund klimperte in der Hand. Sie war schon viel zu spät und heute sollen frische Blumen geliefert werden. Stella bog um die Ecke und ihr Blick blieb bei dem Mann auf der anderen Straßenseite hängen.

Da war er mal wieder. Ein unheimlicher großer und breiter Mann, der die Kaputze seiner Jacke tief in das Gesicht gezogen hatte. Stella hatte ihn vor gut fünf Wochen das erste Mal bewusst wahrgenommen. Er stand immer wieder vor ihrem Geschäft und  Stella bereitete es zunehmends Sorgen. Aber die Polizei, bei der sie sich erkundigt hatte, meinte, solange er sie nicht bedrohe oder ihr nach Hause folgte, könne man nichts machen.

'Das war mal wieder typisch New York. Immer muss etwas passieren, bevor man Hilfe bekommt!' hatte sie dem Beamten um die Ohren geknallt, bevor sie das Polizeipräsidium verlassen hatte.

Und auch heute stand er auf der anderen Seite, im Regen, und starrte in das kleine Geschäft, das ihres war. Seltsamerweise hatte er seinen Schirm nicht aufgespannt, obwohl es regnete.

Die Tür des Ladens knarrzte, als Stella sie öffnete, hinein ging und alle Lichter anknipste. Der weiche Duft der vielen Blumem wärmte ihr Herz. Es konnte noch so sehr regnen, hier in ihrem Laden schien immer Frühling zu sein.

Der Anrufbeantworter blinkte; der Fahrer mit der frischen Lieferung stand im Stau und wird sich verspäten. Glück gehabt!

Stella hing ihren Mantel im Hinterzimmer auf und startete die Kaffeemaschine. Fast ängstlich schaute sie aus dem großen Fenster, aber der unheimliche Fremde war verschwunden. Es würde nicht mehr lange dauern und sie müsste Tom von ihm erzählen.

Sie hatte es Tom absichtlich nicht erzählt. Tom war seit langem ihr Freund und leider ziemlich eifersüchtig. Er würde vermutlich aus einer Mücke einen Elefanten machen. Erst letztens konnte sie ihn kaum zurück halten, als ein anderer Mann Stella im Club ausversehen angestoßen hatte. Es war wirklich nichts passiert, aber bei Tom sind einfach die Sicherungen durchgebrannt.

Sie wurden alle des Clubs verwiesen und Tom zeterte noch den ganzen langen Weg, bis sie bei seiner Wohnung angekommen waren. Es wäre für Stella günstiger, wenn sie und Tom zusammen ziehen würden, aber sie genoss die kleine Freiheit ihrer eigenen Wohnung. Wenn sie sie nur noch bezahlen konnte.

Der Vormittag verging schleppend, kaum einer verirrte sich in den Blumenladen. Der einzige Lichtblick war die Lieferung der roten langstieligen Chrysanthemen.

Gegen Nachmittag, Stella hatte wie jeden anderen Tag nur eine handvoll Kunden gehabt, ließ der Regen nach. Der tägliche Rundgang durch ihren kleinen Laden, um nach verwelkten Blumem zu sehen, ließ sie unweigerlich dem Schaufenster sehen; aber der unheimliche Fremde war nicht wieder gekommen. Stella hatte sich in der Zwischenzeit vorgenommen, beim nächsten Mal mutig zu sein und ihn endlich mal darauf anzusprechen, warum er ständig vor ihrem Laden steht.

Sie hatte ja keine Ahnung, dass sie keine Gelegenheit mehr dazu bekommen würde.

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